Unmittelbar nach dem Testspiel gegen Griechenland wird Julian Nagelsmann seinen finalen EM-Kader an die Uefa melden. Zwei Spieler muss der Bundestrainer noch streichen. Die Hinweise auf einen bestimmten Kandidaten verdichten sich.

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Bundestrainer Julian Nagelsmann muss seinen Kader für die EM noch auf 26 Spieler reduzieren. Offenbar hat er die Entscheidung, welcher Spieler das Team noch verlassen muss, inzwischen getroffen.

Wie die "Bild"-Zeitung erfahren haben will, habe der DFB der Uefa für Torhüter Alexander Nübel keine Rückennummer übermittelt. Auch andere Medien, wie die TV-Sender Sky und auch die Sportschau, bestätigten die Nicht-Nominierung Nübels. Seitens des DFB gab es dazu keine Vorabmeldung.

Die Spekulationen waren bis zuletzt groß, auch deshalb, weil Nagelsmann eine ganz grundsätzliche Entscheidung bisher nicht öffentlich kommuniziert hat: Bleibt der Bundestrainer bei seiner Idee, mit gleich vier Torhütern ins Turnier zu gehen? Oder wählt er auf den letzten Metern nun doch noch die konservative Lösung mit drei Keepern?

Auf der Pressekonferenz der deutschen Mannschaft vor dem letzten Testspiel gegen Griechenland am Freitagabend hatte Nagelsmann noch einmal bestätigt, dass intern die Entscheidungen bereits gefallen sind.

"Generell ist es so, dass wir die Kaderentscheidung an sich getroffen haben."

Julian Nagelsmann, Bundestrainer

"Generell ist es so, dass wir die Kaderentscheidung an sich getroffen haben. Ich sehe aber davon ab, es a) jetzt zu verkünden und b) mit den betreffenden Spielern zu sprechen weil sich ja im Worst Case ein Spieler noch verletzen könnte und der betreffende Spieler dann wieder reinrutscht. Demnach ist es blöd, dieses Gespräch zu führen und ihm zu sagen, du bist nicht dabei und dann morgen zu sagen: 'Du bist doch dabei'."

Rund anderthalb Stunden bleiben dem Bundestrainer und seinem Team nach dem Abpfiff der Partie gegen die Griechen, um letzte Veränderungen vorzunehmen. Spätestens eine Minute vor Mitternacht muss die finale Kaderliste dann bei der Uefa eingegangen sein.

Mindestens zwei Spieler muss Nagelsmann streichen

23 bis maximal 26 Spieler darf der DFB an die Uefa melden, aktuell besteht der Kader noch aus den 27 vorläufig nominierten Spielern plus dem nachnominierten Rocco Reitz. Mindestens zwei Spielern wird Nagelsmann heute Nacht also mitteilen müssen, dass sie nicht mit dabei sind.

Spekulationen um die ominöse Streichliste sind so alt wie das EM-Turnier selbst. Andere Nationen haben in den letzten Tagen durchaus mit der einen oder anderen spektakulären Entscheidung überrascht zuletzt etwa die Engländer, die unter anderem auf Harry Maguire und Jack Grealish verzichten.

Ganz so prominent dürften die Namen der deutschen Spieler wohl nicht sein, die nach dem Griechenland-Spiel noch rausrotieren. "Es fällt keiner so richtig ab, dass man sagen könnte, der hat es verdient, nach Hause zu fahren", hatte Nagelsmann nach dem Remis vor ein paar Tagen gegen die Ukraine gesagt.

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Geheimtipp Gruda ist raus

Eine Entscheidung war dem Bundestrainer am Mittwochabend schon abgenommen worden. Mit Brajan Gruda musste der Geheimtipp auf eine späte und überraschende Kadernominierung die Heimreise antreten.

Eine Wadenverletzung zerstörte die aus Sicht einiger Beobachter gar nicht so schlechten EM-Chancen des Mainzer Shooting-Stars. Zwar wurde Gruda, wie auch der Gladbacher Reitz, als eine Art Sparringspartner erst nachnominiert, nicht wenige hätten Nagelsmann mit der Nominierung des 20-Jährigen aber eine Überraschung zugetraut.

Aus der seitdem nur noch 28 Mann starken Truppe dürfte Reitz nun einer derjenigen sein, der nach seinem Schnupperkurs im Kreis der A-Nationalmannschaft ab Samstag seinen Urlaub antreten kann. Reitz' Position im zentralen Mittelfeld ist durch Toni Kroos, Pascal Groß und Robert Andrich besetzt, auch der Münchener Aleksandar Pavlovic dürfte im Vergleich zu Reitz die Nase vorn haben.

Von den beiden Neulingen Reitz und Pavlovic wird am Ende ziemlich sicher nur einer die EM als Startrampe in eine hoffentlich lange Nationalmannschaftskarriere nutzen dürfen und das wird wohl der Münchener sein.

So erklärte Nagelsmann die vier Torhüter in seinem Kader

Und dann bliebe noch Nübel: Die Gründe, gleich vier Torhüter ins Trainingslager einzubestellen, hatte Nagelsmann zuvor ausführlich und inhaltlich plausibel erklärt: "Wir brauchen eine gute Anzahl, um die Belastung zu steuern. Jeder, der schon mal im Tor war, weiß, wenn da auf einmal 20 Spieler 400 Schüsse abfeuern, ist das relativ belastend. Und wir haben ja schon eine enge Taktung der Spiele, deswegen werden vier Torhüter mitgehen."

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Ob damit nur die Vorbereitung auf das Turnier gemeint war oder die vier EM-Wochen an sich, ist nicht geklärt. Weshalb kräftig gerätselt werden durfte, ob und, falls ja, wen Nagelsmann aus seinem Torhüter-Quartett noch streichen könnte. Manuel Neuer und Marc-André ter Stegen stehen außer Frage. Den Kampf um den dritten Platz scheint Oliver Baumann vorerst gegen Nübel gewonnen zu haben.

Beide sind noch ohne A-Länderspiel. Der Hoffenheimer Baumann legte die wohl beste Saison seiner Laufbahn hin. Nübel wurde zu einem der Senkrechtstarter beim Überraschungsteam aus Stuttgart. Auf Einsatzzeiten wird wohl keiner von beiden kommen während der EM, also dürften auch noch ein paar andere Kriterien einfließen oder bereits eingeflossen sein.

Baumann feierte vor wenigen Tagen seinen 34. Geburtstag, seine Perspektive im DFB-Team scheint über die EM hinaus überschaubar. Geschenke wird Nagelsmann auch an einen dritten Torhüter wohl kaum verteilen, weshalb der erst 27-jährige Nübel die logische Wahl gewesen wäre, im Kader zu verbleiben. Nübel gilt nicht nur als Kandidat als Neuer-Nachfolger beim FC Bayern, sondern unter Umständen auch in der Nationalmannschaft.

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