Beim knappen 1:0-Sieg über Serbien hat sich das gesamte englische Team nicht mit Ruhm bekleckert. Doch einer bekommt vor dem zweiten Gruppenspiel die meiste Kritik ab: Stürmer Harry Kane.
Zur Besänftigung der Kritiker muss Rekordjäger
Der Angreifer steht am Donnerstag (18.00 Uhr/ZDF und MagentaTV) besonders im Blickpunkt, schließlich wurde er nach dem mühsamen Auftakt gegen Serbien (1:0) als Sinnbild des biederen Auftritts ausgemacht. "Wenn Southgate für den Rest der EM an diesem System festhält, wird das die Nummer neun stark beeinträchtigen", schrieb Ex-Nationalspieler Jamie Carragher in einer Kolumne. Er sehe ein "Kane-Problem".
Kane als Fremdkörper in Englands Spiel
Für den FC Bayern hatte Kane 44 Tore in 45 Pflichtspielen erzielt, zum Start der EURO wirkte der 30-Jährige jedoch teilweise wie ein Fremdkörper im Spiel seines Nationalteams. In der ersten Halbzeit kam der Mittelstürmer nur zu zwei Ballkontakten, bis zum Abpfiff schaffte er es auf 24 Ballaktionen - weniger als je zuvor bei einem Startelfeinsatz für die Three Lions. Und das am Tag, als er sowohl zu Englands Rekordkapitän und -spieler bei Turnieren als auch bei Europameisterschaften aufstieg.
"Die große Stärke von Kane ist, sich fallen zu lassen", erklärte ZDF-Experte Christoph Kramer: "Er sieht aus wie ein typischer Neuner, bewegt sich aber ja wie ein Zehner, weg von der Kette, wie ein Spielmacher. Aber dieses Element ist in diesem englischen Spiel ja gar nicht vorhanden." Southgate raube seinem Kapitän "seine Weltklasse-Stärke", indem er ihn als "klare Neun" aufbiete. So werde Kane "weggedeckt, nicht eingebunden".
Im Team gibt es keine Zweifel an Kane
Der Kapitän selbst ließ allerdings keine Panik aufkommen, erwartet schnelle Besserung. "Ich war ein bisschen höher positioniert, weil die Serben gerne Manndeckung spielen", erklärte er: "Das wird in jedem Spiel ein bisschen anders aussehen, manchmal ein bisschen höher, manchmal ein bisschen tiefer." Und an die Dänen hat er gute Erinnerungen: 2021 schoss er im Nachschuss nach umstrittenem Elfmeter den 2:1-Halbfinalerfolg nach Verlängerung heraus.
Die Teamkollegen haben ohnehin keine Zweifel an ihrem Anführer. "Die Leute sehen immer nur, was er am Ball macht. Natürlich schießt er normalerweise Tore", sagte Außenverteidiger Kieran Trippier: "Aber er hilft den jüngeren Spielern und organisiert das Spiel. Wir wissen das zu schätzen." Kane lasse "den kreativen Spielern hinter ihm Raum", erklärte Gary Lineker bei der BBC, und konzentriere sich mehr als sonst auf seine Aktionen in der Box.
Mit dieser angepassten Spielweise soll für den Traum vom ersten Titel seit 1966 ausgerechnet in Frankfurt der Knoten platzen. (sid/ska)
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