2,45 Milliarden Euro - die Bundesliga vermeldet in ihrem Report für 2013/14 einen neuen Rekordumsatz. Keine europäische Topliga arbeitet profitabler. Und trotzdem ist die englische Premier League Lichtjahre entfernt. Auch die Klubs tragen eine Mitschuld.
602 Millionen Euro. Es ist eine gigantische Summe. Sie taucht in der Bilanz von Real Madrid auf. Nur, sie gehört nicht den Königlichen, sondern den Gläubigern des Champions-League-Siegers. Rote Zahlen also. Die Madrilenen stehen nicht alleine da. Wie die spanische Regierung im Dezember erklärte, schulden die Profiklubs den Finanzbehörden des Landes 542 Millionen Euro. Bis 2020 will der Fiskus das Geld zurück.
Ein Riesenproblem zum Beispiel für den FC Valencia, auf dem 2013 Verbindlichkeiten von etwa 400 Millionen Euro lasteten. Es sind Wahnsinnszahlen. Die Primera Division stellt in der Vorsaison zwar die beiden Champions-League-Finalisten und den Europa-League-Sieger. Doch mit sinnvollem Wirtschaften hat dieses Geschäftsgebaren schon lange nichts mehr zu tun. Es ist ein Vorwurf, dem sich die Deutsche Fußball-Liga (DFL) nicht ausgesetzt sieht.
Premier League bleibt vor der Bundesliga
Diese veröffentlichte am Donnerstag ihren "Bundesliga-Report" für die Spielzeit 2013/14. Insgesamt 2,45 Milliarden Euro erwirtschafteten die 18 Erstligaklubs. Das ist zum zehnten Mal hintereinander ein Rekordumsatz. Damit liegt die Bundesliga in Europa hinter der englischen Premier League weiter auf Platz zwei. In der Saison 2012/13 beliefen sich die Umsätze der 18 Erstligaklubs bereits auf 2,17 Milliarden Euro. 2011/12 waren es erstmals mehr als zwei Milliarden (2,08).
Vor allem das beständige Wachstum stimmt den Vorsitzenden der Geschäftsführung der Deutschen Fußball Liga (DFL) optimistisch. 12,9 Prozent waren es diesmal. "Nächstes Jahr werden wir mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit erstmals über die 2,5 Milliarden Umsatz kommen", sagte Christian Seifert.
Die vielleicht wichtigste Erkenntnis lieferte zuvor bereits der "Annual Review of Football Finance", der alljährliche Report der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte. Demnach wird nirgends im Profifußball profitabler gearbeitet als in Deutschland. Durch ihre vorbildliche Kostenkontrolle erzielte die Bundesliga im Geschäftsjahr 2012/13 demnach einen operativen Gewinn von 264 Millionen Euro. 2013/14 legte sie zum sechsten Mal in Folge das beste Ergebnis aller "Top-Five"-Ligen nach. Sie schrieb mit 390,7 Millionen Euro das beste Ebitda-Ergebnis (vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) ihrer Geschichte, hieß es vonseiten der DFL.
Medien spülen Geld in die Kassen - es ginge aber noch mehr
Für den aktuellen Wirtschaftlichkeitsbericht hatte Seifert bereits eine Umsatzsteigerung von etwa 120 Millionen Euro einzig aus den aktuellen Medienverträgen angekündigt. Der bis 2017 geltende Fernsehvertrag ist insgesamt geschätzte 2,5 Milliarden Euro schwer. Hier könne die Liga aber noch nachlegen, meinte der 45-Jährige. Schließlich ist der Werbeeffekt aus dem Weltmeistertitel der Nationalmannschaft noch nicht berücksichtigt. "Dieses Turnier ist eine große Werbung für den deutschen Fußball, der weltweit neue Fans gewinnen konnte. Damit steigt die Attraktivität und Vermarktbarkeit der deutschen Klubs gerade im Ausland", sagte Managerin Christine Unterhitzenberger von der Unternehmensberatung Ernst & Young dem "Handelsblatt".
Die Erlöse aus dem internationalen Markt sollen ab der kommenden Saison massiv ansteigen, erklärte auch DFL-Chef Seifert. Und trotzdem ist Vorsicht geboten. Wie die Beratungsgesellschaft Deloitte in ihrer jüngsten Studie bekanntgab, hat der FC Bayern München in der Spielzeit 2013/14 einen Rekordumsatz von 487,5 Millionen Euro erzielt. Mehr Einnahmen verbuchten nur Champions-League-Sieger Real Madrid (549,5) und Manchester United (518). Zudem soll Borussia Dortmund der Verkauf von Aktien an die Sponsoren Puma und Evonik 114 Millionen Euro an Kapital freimachen.
Doch auch die Bundesligaklubs schleppen einen Schuldenberg hinter sich her. 40 Millionen will der BVB dem Vernehmen nach in den Abbau von Verbindlichkeiten stecken. Die Verbindlichkeiten der Erstligaklubs wurden 2012/13 noch auf insgesamt 690 Millionen Euro geschätzt. Zwar sollen diese gesenkt werden. Doch Anspruch und Realität liegen mitunter weit auseinander. Fünf Klubs - darunter der beiden krisengeplagten, Hamburger SV und Werder Bremen, - haben insgesamt 34 Millionen Euro Verlust gemacht. Es wird kolportiert, dass der HSV mehr als 100 Millionen Schulden haben soll.
Premier League zeigt, was der Bundesliga noch fehlt
Nicht umsonst stieg der Milliardär und sogenannte "Edelfan" Klaus-Michael Kühne nun mit 43 Millionen Euro beim Traditionsklub ein. Alternative Finanzierungsmöglichkeiten fehlen aber oft. Der Bundesliga sind Grenzen gesetzt. Sie hat in punkto internationaler Vermarktung wertvolle Zeit verloren. Einer Studie der "University of Wolverhampton" zufolge, wird die Premier League im Geschäftsbericht für 2013/14 zum ersten Mal die Drei-Milliarden-Pfund-Marke überbieten. Im Schnitt kommen davon jährlich 744 Millionen Pfund aus dem Verkauf von TV-Rechten ins Ausland. Bei der Bundesliga waren dies zuletzt gerade einmal 70 Millionen Euro.
Die Amerikareise der Bayern im Sommer und das beharrliche Werben des Münchner Vorstandsvorsitzenden Karl-Heinz Rummenigge für solche Investitionen erscheint angesichts dieser Zahlen plausibel. Der Rückstand auf die Premier League messe sich in "Lichtjahren", meinte Seifert einst. So sind die deutschen Klubs zwar gesünder als die Konkurrenz, büßen aber an Wettbewerbsfähigkeit ein. Bleibt die Frage, ob 465 Millionen Euro Schulden, wie im Fall von Manchester United, die bessere Lösung sind. Die Bundesliga bleibt lieber gesund - mit einem Netto-Gewinn von 38,8 Millionen Euro.
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