Den FC Liverpool und Manchester United verbindet die wohl größte Rivalität im englischen Spitzenfußball. Am Sonntag kommt es in der Premier League zum Aufeinandertreffen beider Klubs. Für Jürgen Klopp und sein Team wird das Derby ein richtungsweisendes Spiel im Titelkampf.
"Ich glaube nicht, dass die Aufstellung ein Fehler war. Aber wenn ihr es so sehen wollt, dann könnt ihr das natürlich tun."
In der dritten Runde des FA Cups hatte der ehemalige BVB-Trainer gegen den krassen Außenseiter die jüngste Startelf in der Vereinsgeschichte des FC Liverpool aufs Feld geschickt: Der Altersschnitt seiner B-Truppe lag gerade mal bei knapp 22 Jahren. "Ich suche Aufstellungen immer aus, um zu gewinnen", wehrte Klopp im Nachgang Kritik an dieser Maßnahme ab: "Ich gebe zu, dass man das heute nicht immer gesehen hat, aber in vielen Situationen konnte man es sehen."
Verschiedene Aufstellungen auszuprobieren sei wichtig, da die Saison noch lang sei. Deswegen komme es auch darauf an, den Spielern in der zweiten Reihe zu mehr Wettkampferfahrung zu verhelfen.
Acht Pflichtspiele allein im Januar
Bei seiner Erklärung hatte Jürgen Klopp wohl das knüppelharte Januar-Programm seines Teams vor Augen: Sieben Pflichtspiele in drei Wettbewerben standen ohnehin schon im Kalender, das Wiederholungsspiel gegen Plymouth Argyle wird nun die unwillkommene Nummer acht.
Und der Vormonat war mit Spielen unter anderem an Weihnachten und Silvester auch nicht gerade ein Spaziergang - eine Winterpause gibt es nicht in England. Bei diesem Pensum ist es nur logisch, dass Klopp seinen Leistungsträgern einmal eine Verschnaufpause verschaffen wollte.
Hinzu kommt, dass es mit Blick auf das Meisterschaftsrennen in der Premier League entscheidend sein könnte, wie stark die Teams an der Tabellenspitze aus dem Januar hervorgehen. Und da warten auf den FC Liverpool gleich zwei Härtetests: Am Sonntag sind die "Reds" zu Gast beim Erzrivalen Manchester United (Anstoß: 17:00 Uhr) und am 31. Januar kommt der aktuelle Tabellenführer FC Chelsea zum Kräftemessen an die Anfield Road.
Es ist vielleicht noch zu früh, um die "Wochen der Wahrheit" auszurufen. Aber ein erfolgreicher Start ins neue Jahr könnte in der Endabrechnung durchaus von großer Bedeutung sein.
Schwacher Start ins Jahr 2017
Verstecken müssen sich Klopp und der FC Liverpool als Tabellenzweiter vor keinem Gegner in der Premier League. Aus den vergangenen fünf Ligaspielen haben die "Reds" 13 von 15 möglichen Punkten geholt; darunter war auch ein 1:0-Sieg gegen Pep Guardiolas Manchester City, das wie üblich mit meisterlichen Ansprüchen in die Saison gestartet ist.
Von 20 absolvierten Ligaspielen gewann Liverpool 13, hinzu kommen fünf Unentschieden und gerade mal zwei Niederlagen. So selten hat außer Liverpool nur Tottenham Hotspur verloren.
Allerdings verlief der Januar für Liverpool bislang wenig zufriedenstellend. Gegen den Tabellen-Achtzehnten AFC Sunderland holte die Mannschaft kurz nach dem Jahreswechsel nur ein 2:2, hinzu kommt das peinliche Unentschieden gegen Plymouth Argyle - und im Halbfinal-Hinspiel des Ligapokals unterlag Liverpool am Mittwoch in Southampton mit 0:1. Darunter dürfte das Selbstvertrauen der Spieler durchaus gelitten haben - ausgerechnet vor dem so wichtigen Nordwest-Derby.
Manchester United in starker Form
Bei Manchester United sieht das ganz anders aus. Aktuell sind die "Red Devils" zwar nur Sechster in der Tabelle, sie haben in der Premier League zuletzt aber mit sechs Siegen in Folge eine bärenstarke Serie hingelegt. Das 0:4 beim FC Chelsea am 23. Oktober 2016 war die bislang letzte Liga-Niederlage der von Star-Coach José Mourinho trainierten Mannschaft.
Und United macht im Januar einen besseren Eindruck als der FC Liverpool. Sein erstes Meisterschaftsspiel des Jahres gewann Manchester bei West Ham United schmucklos mit 2:0; die dritte Runde des FA Cups überstand das Team gegen den ambitionierten Zweitligisten FC Reading ungefährdet mit 4:0 und im Ligapokal steht United nach dem Halbfinal-Hinspiel-Sieg gegen Hull City (2:0) vor dem Einzug ins Finale.
Im Prestige-Duell zählt nur der Sieg
Das Hinspiel zwischen Liverpool und Manchester United endete trotz statistischer Überlegenheit für die Mannschaft von Jürgen Klopp mit 0:0 - zu dem Zeitpunkt ein Ergebnis, mit dem beide Seiten gut leben konnten.
Aber mit dem Premier-League-Titelkampf vor der Brust darf man wohl davon ausgehen, dass am Sonntag beide Klubs alles auf Sieg setzen werden. Die Trainer können dabei voraussichtlich bis auf wenige Ausfälle ihr Stammpersonal aufbieten; bei Liverpool fehlt Angreifer Sadio Mané, Mourinho muss ohne die beiden Innenverteidiger Eric Bailly und Marcos Rojo auskommen.
Sollte es Jürgen Klopp gelingen, das Derby für sich zu entscheiden, dann würde er damit nicht nur die Konkurrenz auf Distanz halten. Auch von dem unangenehmen Remis gegen einen Viertligisten würde dann keiner mehr sprechen. \
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