Nach der Pokal-Blamage geht Jürgen Klopp auf Konfrontationskurs zum englischen Fußballverband. Der populäre Liverpool-Coach weigert sich, mit seinem Team das Wiederholungsspiel zu bestreiten und will auch selbst nicht erscheinen. Stattdessen soll die U23 auflaufen.
Liverpool-Trainer
FA-Cup-Ärger: Jürgen Klopp schickt die U23 und Neil Critchley vor
Der Grund: Das FA-Cup-Wiederholungsspiel findet ausgerechnet in der Winterpause statt, am 4. Februar. "Das heißt, dass wir nicht dabei sind", sagte Klopp verärgert. "Ich weiß, dass das nicht sehr populär ist, aber wir sehen das nunmal so." Liverpool wird deshalb mit einem Nachwuchsteam antreten.
Im unbedeutenden Liga-Pokal waren die Reds übrigens schon im Dezember mit der U23 angetreten, weil Klopp mit seinen Stars an der Klub-WM in Katar teilnahm. Der Nachwuchs scheiterte unter Reserve-Coach Neil Critchley bei Aston Villa krachend mit 0:5 und flog - kaum beachtet - aus dem Ligapokal. Critchley soll nun auch das Wiederholungsspiel im FA Cup betreuen.
Dass die erste Meisterschaft seit 30 Jahren für den Tabellenführer der Premier League oberste Priorität genießt, ist kein Geheimnis. Dass es Klopp so deutlich zeigt und einen renommierten Wettbewerb zugunsten der Premier League womöglich abschenkt, ist neu. "Die Spieler brauchen eine Pause, mental und physisch", betonte er. Deren Gesundheit sei zu respektieren.
Zusätzlich zu den drei Wettbewerben in England - Meisterschaft, Pokal und Ligapokal - hat Klopp mit dem FC Liverpool die Champions League zu bestreiten und will diese möglichst ein zweites Mal in Folge gewinnen. Zudem bestritten die Reds vor Weihnachten die Klub-WM und gewannen diese.
Liverpool sollte zwischen 2. und 14. Februar spielfrei haben
Eigentlich sollte Liverpool vom 2. bis einschließlich 14. Februar spielfrei haben. "Wir haben einen Brief von der Premier League erhalten, in der sie uns bitten, die Winterpause zu respektieren, keine internationalen Freundschaftsspiele und keine Pflichtspiele anzusetzen", berichtete der Coach. "Ich habe den Jungs schon vor zwei Wochen gesagt, dass wir eine Winterpause machen."
Die Reaktionen auf Klopps Ankündigung waren gemischt. Einige Nutzer warfen dem Trainer in sozialen Medien Überheblichkeit und mangelnden Respekt vor, andere zeigten Verständnis.
Shrewsburys Torschütze Jason Cummings äußerte sich enttäuscht. "Persönlich spiele ich natürlich lieber gegen die großen Spieler", sagte er beim Sender BBC.
"Das ist beispiellos", empörte sich der TV-Experte Martin Keown, früher Profi beim Liverpool-Rivalen FC Everton, "ich bin wirklich enttäuscht."
Ralph Hasenhüttl muss mit dem FC Southampton auch ran
Klopps Kollege
Der Österreicher Hasenhüttl, der in der Bundesliga einst Ingolstadt und Leipzig betreute, ärgert sich wie Klopp über eine "unverständliche Regel", fügte gegenüber der BBC aber hinzu: "Das ist nicht perfekt, aber wir müssen es akzeptieren."
U23 war schon aus Ligapokal ausgeschieden
Der englische FA Cup ist einer der ältesten und bedeutendsten Fußball-Wettbewerbe weltweit. Klopps Streik ist dem vergleichbar, als würde der FC Bayern im Achtelfinale des DFB-Pokals mit seinen Amateuren antreten.
Man stelle sich vor, Trainer Hansi Flick würde zuhause bleiben, und statt Lewandowski, Gnabry und Kimmich würden Zirkzee, Meier und Welzmüller spielen. Die Empörung wäre sicher groß, Kritiker würden Wettbewerbsverzerrung monieren.
Andererseits würde in Deutschland wohl niemand auf die merkwürdige Idee kommen, ein Pokalspiel in die Winterpause der Bundesliga zu legen. (Philip Dethlefs/dpa/mgb/hau)
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