Seit etwas über einem Jahr ist Sandro Wagner Co-Trainer der deutschen Nationalmannschaft. Immer wieder klopfen größere Klubs an, um den 36-Jährigen vom DFB loszueisen. Was macht Wagner so begehrt? Manni Schwabl, der Sandro Wagner schon lange begleitet, kennt die Antwort.

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So richtig raus mit der Sprache wollte Joshua Kimmich nicht. Bayerns Allrounder verriet partout nicht, welche "großen Qualitäten" Sandro Wagner als Co-Trainer bei der deutschen Nationalmannschaft genau einbringt. "Nicht, dass jemand auf die Idee kommt, ihn abzuwerben", sagte Kimmich zuletzt auf einer Pressekonferenz schmunzelnd. "Ich hoffe und gehe davon aus, dass er uns erhalten bleibt." Kimmichs Angst ist nicht unbegründet, denn Wagner ist immer wieder als möglicher Cheftrainer bei diversen Klubs im Gespräch.

Ein Umstand, über den sich Manni Schwabl nicht wundert. Der Präsident der SpVgg Unterhaching hatte Wagner 2021 zum Münchner Vorortklub gelockt. Bei seiner ersten Trainerstation hinterließ Wagner auf Anhieb einen bleibenden Eindruck. Im Frühjahr 2021 übernahm er zunächst die A-Junioren, mit denen er wenig später in die Bundesliga aufstieg. Kurz danach wurde er der Coach der Profis, mit denen er in seiner zweiten Saison den Sprung in die 3. Liga schaffte. Unmittelbar danach, im Sommer 2023, wechselte er jedoch zum DFB, erst als Co-Trainer der U20, um dann nur Monate später zum Trainerteam von Julian Nagelsmann zu stoßen.

"Kann ein großer Trainer werden"

"Sandro hat sich in der kurzen Zeit, die er bei uns war, hervorragend entwickelt und gezeigt, dass er ein großer Trainer werden kann", erklärt Schwabl im Gespräch mit unserer Redaktion. "Sandro hat großes Potenzial."

Doch was zeichnet Wagner als Trainer aus? In Haching punktete er vor allem mit seiner offenen Kommunikation. Schon als Spieler hatte Wagner nie ein Blatt vor den Mund genommen, war Konflikten grundsätzlich nicht aus dem Weg gegangen.

Und auch als Trainer bleibt er sich in der Hinsicht treu, ob es nun um Lob oder Kritik geht. "Die Spieler haben seinen Respekt und seine Wertschätzung gespürt und ihn als Führungspersönlichkeit akzeptiert", sagt Schwabl, der Wagner zwei Jahre lang in der täglichen Arbeit mit der Mannschaft erlebte.

Dass Wagner Trainer werden würde, war für ihn selbst schon während seiner aktiven Spielerkarriere klar. "Mit Mitte 20 habe ich gewusst, dass ich Trainer werden will. Ich habe mir gesagt, dass ich den nächsten Berufszweig ohne Ende attackieren will", sagte er zuletzt im Podcast "MML" von der digitalen Business-Plattform OMR. Lernen konnte er als Profi von Trainern wie Ottmar Hitzfeld, Jupp Heynckes, Joachim Löw, Horst Hrubesch oder Hermann Gerland, über die er sich regelmäßig Notizen machte.

"Die guten Trainer haben mich genauso geprägt wie die schlechten", sagte Wagner kurz nach seinem Karriereende im "kicker"-Interview. "Ich bin überzeugt davon, dass ich als Trainer besser werde, als ich es als Spieler war – weil ich für den Trainerberuf bessere Voraussetzungen mitbringe als damals für meine Spielerkarriere." Menschenführung sei für ihn dabei, laut eigener Aussage, ein wichtiger Schlüssel, um selbst ein guter Trainer zu sein.

"Unglaublich große Leidenschaft für den Fußball"

"Er hat eine klare Vorstellung vom Spiel und ist mit seiner Art und seiner Energie in der Lage, die Spieler zu begeistern und auf ein neues Level zu bringen", erklärt Schwabl. Was ihn besonders auszeichne, sei die Fähigkeit, ein Team zu formen: "Er hat es geschafft, eine junge Mannschaft zu motivieren, zusammenwachsen zu lassen und für das gemeinsame Ziel kämpfen zu lassen. Es war beeindruckend zu sehen, wie er in kurzer Zeit viel bewirken konnte." Auch, weil er seine "unglaublich große Leidenschaft für den Fußball" laut Schwabl "immer wieder" auf das Team übertragen habe.

Dabei sei Wagner kreativ und offen für neue Ideen und taktisch versiert, so Schwabl. Wagners "‘positiv verrückte Art sorgt dafür, dass die Spieler mit Herz und Verstand bei der Sache sind. Sandro ist ein Trainer, der gerne aus der Komfortzone rausgeht und Dinge ausprobiert – das macht ihn einzigartig", so Schwabl weiter. Der Aufstieg in der Relegation gegen Energie Cottbus im Sommer 2023 sei daher "ein beeindruckender Erfolg, der vor allem auch Sandros Handschrift trug", gewesen, so Schwabl. "Das Aufstiegsjahr hat ganz klar gezeigt, dass er ein geborener Cheftrainer und Anführer ist, als Co-Trainer kann ich ihn mir auf Sicht nicht sehr lang vorstellen."

Wagner will Trainerjob "ohne Ende attackieren"

Diese Einschätzung hat Schwabl wohl mit Wagner gemein. Dieser geht seine Trainer-Karriere jedoch nicht blindlings an, sondern wohlüberlegt und Schritt für Schritt. Wagner verfolgt einen klaren Plan, hat in Unterhaching seine A-Lizenz gemacht. 2025 will er die Pro-Lizenz erwerben. Beim DFB in der zweiten Reihe will er lernen und reifen. Auf extrem hohem Niveau, aber eben noch im Hintergrund. Deshalb gibt es von ihm auch nur wenige öffentlichen Auftritte oder Aussagen.

Schwabl hält den Weg über den Job als Co-Trainer für einen "sehr klugen und reifen Schritt". Als Trainer sei es wichtig, dass Wagner auch hinter den Kulissen lerne und Erfahrungen sammle, so Schwabl: "Der DFB bietet eine großartige Plattform, um sich weiterzubilden und auf die Arbeit auf höchstem Niveau vorzubereiten. Dieser Schritt wird ihm sicherlich helfen, als Trainer noch zu wachsen und sich weiter zu entwickeln."

Wobei Wagner beim DFB-Team wohl eine Art Spielerflüsterer ist, mit einer Lockerheit, ohne die Distanz zu verlieren. Seine Art kommt bei den Nationalspielern gut an, aber auch bei Nagelsmann, der Wagner vor einem Jahr als "sehr clever und fleißig" bezeichnete, mit einer "Idee von Fußball. Er hat eine gesunde Autorität, die du als Trainer auch brauchst. Aber auch die gewisse Nahbarkeit." Für Kai Havertz ist Wagner "ein sehr guter Ansprechpartner. Mit seinem Coaching hilft er mir auf dem Trainingsplatz extrem", sagte Havertz bei "Spox". "Einerseits legt er oftmals den Finger in die Wunde, andererseits kann er einem mit seiner besonderen Ausstrahlung enormes Selbstvertrauen geben."

Noch mehr Erfahrungen sammeln

Schwabl ist deshalb davon überzeugt, dass Wagner in den nächsten Jahren ganz oben ankommt als Cheftrainer, ob nun in der Bundesliga oder in einer anderen Top-Liga. Das Potenzial dazu habe er, sagt Schwabl. "In den nächsten Jahren wird es vor allem auch darum gehen, noch mehr Erfahrung in der Arbeit mit Spitzenmannschaften zu sammeln, sich taktisch weiterzuentwickeln und vielleicht auch im Umgang mit großen Spielern und Drucksituationen noch mehr Routine zu erlangen", rät Schwabl, der sich aber grundsätzlich sicher ist, dass Wagner "dort hinkommt, wo er hingehört – ganz nach oben". Das wird dann auch Joshua Kimmich nicht "verhindern" können.

Über den Gesprächspartner:

  • Manfred Schwabl spielte in seiner aktiven Zeit zwischen 1984 und 1997 für den FC Bayern, den 1. FC Nürnberg, den FC Tirol Innsbruck und 1860 München. Mit dem FC Bayern wurde er dreimal Meister und einmal Pokalsieger. Für die Nationalmannschaft absolvierte er vier Länderspiele. Seit 2012 ist er Präsident der SpVgg Unterhaching.

Quellen:

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