Dreimal muss Stefan Ortega in einem wahnsinnig intensiven Spiel bei Real Madrid hinter sich greifen. Dreimal ist der Sohn eines Spaniers und einer Deutschen machtlos. Aber alleine die Tatsache, dass Ortega im Tor von Manchester City im Estadio Santiago Bernabeu aufläuft, ist eine Sensation. Denn Ortega spielte vor weniger als zwei Jahren noch für Bielefeld und stieg mit der Arminia aus der Bundesliga ab.
Real Madrids Schützen ließen Stefan Ortega dreimal keine Abwehrchance, wobei bei zwei Gegentoren noch Abwehrbeine von Ortegas Kollegen den Ausschlag für das Etikett "unhaltbar" gaben.
Der aus Hessen stammende Torwart von Manchester City war trotzdem auch nach dem Abpfiff noch einer der glücklichsten Menschen der Welt, denn sein berühmter Trainer
Stefan Ortega macht bei Arminia Bielefeld auf sich aufmerksam
"Ich habe mich riesig gefreut", gab Ortega nach dem 3:3-Spektakel einen Einblick in seine Seele, "das war eine sehr, sehr schöne Erfahrung." Sportlich hat Ortega Vergleichbares zuvor nicht erlebt. Nach der Saison 2021/22 musste er mit Arminia Bielefeld die Bundesliga verlassen. Er hatte in 33 Bundesligaspielen 53 Gegentore kassiert. Das sind zwar die bis heute meisten für ihn in einer Saison, allerdings steckte damals Vizemeister Borussia Dortmund 52 Gegentore ein, und bei Mitabsteiger Greuther Fürth rappelte es nicht weniger als 82-mal im Kasten. Insgesamt kassierten in der Bundesliga-Saison 2021/22 sieben Mannschaften mehr Gegentore als der Tabellen-Vorletzte Bielefeld.
Dass dies vor allem auch am Können Ortegas lag, blieb Pep Guardiola nicht verborgen. Der katalanische Trainer-Fuchs griff im Sommer 2022 zu, nicht erst seit seiner Zeit in der Bundesliga bei Bayern München (2013 bis 2016) um die Qualität deutscher Torleute wissend. Von Ortegas Können konnte sich Guardiola damals nicht in direkten Duellen überzeugen, denn der war seinerzeit in der 2. Bundesliga aktiv - allerdings zwischen 2014 und 2017 beim direkten Münchner Stadtrivalen der Bayern, beim TSV 1860. 2017 kehrte Ortega nach Bielefeld zurück, doch erst nach dem Wiederaufstieg der Arminia im Sommer 2020 wurde Ortega als 27-Jähriger endlich Bundesliga-Torwart.
Guardiola freute sich bereits vor der Saison 2022/23 über einen sehr guten "Deal für City" und bezeichnete Ortega nach dem Remis in Madrid als "unglaublichen Torwart". Der Verein habe einen "außergewöhnlichen Keeper" verpflichtet.
Ortega könnte den Brasilianer Ederson, der sich von einer Oberschenkelverletzung erholt hat und im Ligaspiel bei Crystal Palace ebenso wieder im Kader stand wie im anschließenden Champions-League-Viertelfinale bei Real Madrid, auf Dauer verdrängen. Davon aber will Ortega nichts wissen, das habe Guardiola "so direkt nicht gesagt". Für ihn sei es "am Ende immer dasselbe: "Meinen Job zu machen, wenn ich die Chance bekomme, zu spielen. Derzeit werde ich dafür belohnt." Ungeachtet auch des Marktwertes. Den beziffert das Portal transfermarkt.de bei Ederson auf 40 Millionen Euro. Ortega soll im Vergleich dazu neun Millionen Euro wert sein.
Schon nach Ortegas Auftritt beim 1:1 beim FC Liverpool, als er den verletzten Ederson nach 56 Minuten ersetzte und zum dritten Mal in der Saison 2023/24 in einem Ligaspiel zum Zug kam, waren Lob und Anerkennung für den Ersatzmann groß. "Es war ein besonderer Moment, in diesem großen Spiel zu spielen und die ganze Welt schaut zu. Es war ein schönes Gefühl", sagte Ortega an jenem 10. März. Anschließend wurde einmal mehr die Frage laut, ob Guardiolas Glücksfall nicht auch ein passender Ersatzmann für die Nationalmannschaft wäre.
Dieser Traum lebt. Das mit der DFB-Auswahl "ist bisher nicht passiert. Vielleicht wird es irgendwann passieren", hofft Ortega, der der gleiche Jahrgang ist wie Neuer-Stellvertreter Marc-André ter Stegen,1992. "Verstecken muss ich mich nicht", wirbt Ortega auch hinsichtlich der im Mai anstehenden Nominierung des EM-Kaders vorsichtig für sich. Das Märchen muss noch nicht zu Ende sein.
Verwendete Quelle:
- Mit Material der dpa
- Mit Material des sid
- transfermarkt.de: Spielerprofil von Ederson
- transfermarkt.de: Spielerprofil von Stefan Ortega
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