Die WM 2034 findet in Saudi-Arabien statt. Deutschland hat die Wahl: endlose Diskussionen wie bei Katar - oder Fußball.
Fußballfans dürfen sich auf eine endlos lange und nervtötende Diskussion vorbereiten. Zehn Jahre lang wird man wohl in Deutschland die Frage erörtern: Wie konnte man zulassen, dass Saudi-Arabien die WM 2034 veranstaltet?
Was für Saudi-Arabien spricht:
- Das Land mit seinen knapp 40 Mio. Einwohnern ist - anders als Katar - eine Fußballnation und schaffte sechs WM-Teilnahmen.
- Die nationale Liga "Saudi Professional League" ist ein Entwicklungsprojekt und der Startpunkt vergleichbar mit der MLS in den USA 1994.
- Man kann den Veränderungsprozess im Land nicht leugnen. Die Aussicht auf die Gastgeberrolle 2034 wird Reformen eher beschleunigen.
Und trotzdem darf man bei Saudi-Arabien nichts schönreden:
- Menschenrechte wie Gleichstellung von Mann und Frau, LGBQ und freie Meinungsäußerung werden mit Füßen getreten.
- Der vermutlich staatlich gesteuerte Mord am Journalisten Jamal Khashoggi wurde bisher weder ausreichend aufgeklärt noch gesühnt.
- Erneut trimmte Fifa-Präsident Gianni Infantino das Vergabeverfahren so zielführend, dass kein faires Auswahlverfahren stattfindet.
Wahrscheinlich müssen wir uns darauf einrichten, dass die zweite Wüsten-WM mit ihren 48 Teilnehmern erneut im Winter stattfindet und nicht im europäischen Sommer. Aber das kann kein Argument sein.
Für Infantino zählt: Er holt sich und seinem Verband die Milliarden dort, wo es keinen Ärger gibt. Das Gemaule aus Deutschland wird ihn wie 2022 in Katar wenig stören. DFB-Präsident Bernd Neuendorf zeigt keinen Mumm zur Gegenwehr.
Deutschland hat deswegen die Wahl. Entweder akzeptiert man, dass der Weltverband sein Geld aus menschenverachtenden Staatsgebilden filtert. Oder man verzichtet. Ja, richtig gelesen: verzichtet.
Eine endlose Diskussion, ob eine Spielführerbinde in Regenbogenfarben das bessere Signal ist als Mundzuhalten auf dem Mannschaftsfoto, wird jedenfalls zu keinem greifbaren Ergebnis führen, wie wir bei der Katar-WM gelernt haben.
Wenn man Saudi-Arabien aus Gewissensgründen ablehnt, sollte man konsequent sein und nicht hinfahren. Dass das nicht passieren wird, wissen wir alle. Und auch, dass man sich als DFB seinen WM-Gastgeber nicht aussuchen kann.
Darum kann die Lösung nur in der Dreifaltigkeit liegen:
- Immer und immer wieder auf die Menschenrechte in Saudi-Arabien hinweisen,
- aber die deutsche Nationalmannschaft vor nutzlosen Debatten bewahren und
- am Ende den Rasen rocken. Zehn Jahre haben wir ja Zeit zur Vorbereitung.
Bevor Deutschland 2002 das erste WM-Spiel gegen Saudi-Arabien bestritt, titelte Bild: "Rudi, haudi Saudi!" Das Völler-Team gewann 8:0. Rock 'n' Roll auf dem Rasen war wohl schon immer die bessere Entscheidung.
Über den Autor:
- Pit Gottschalk ist Journalist und Buchautor. Seinen kostenlosen Fußball-Newsletter Fever Pit'ch erhalten Sie hier.
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Quellen:
- Merkur.de: Saudi-Arabien: Zwischen Reformen und Repression
- Amnesty International: Saudi-Arabien 2022
- Tagesschau: Ein Paria-Staat ist Saudi-Arabien nicht mehr
- Fever Pit'ch: Infantino freut sich auf 2034: "So wird der Fußball global"
- Zeit Online: "Blamage und Debakel": internationale Reaktionen zum deutschen WM-Aus
- Bild: 65 Jahre BILD in Schlagzeilen
- Frankfurter Rundschau: Saudi-arabische Nationalmannschaft: Kader, Geschichte, Titel und Erfolge – Alle wichtigen Infos
- transfermarkt.de: Saudi Pro League
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