Die WM-Vergabe nach Saudi-Arabien verspricht, absolut geräuschlos vonstatten zu gehen. Ein weiterer Sieg für Gianni Infantino und eine moralische Bankrotterklärung der Verbände – auch des DFB. Fans sind zu Recht sauer auf Neuendorf & Co.

Eine Kolumne
Diese Kolumne stellt die Sicht von Mara Pfeiffer dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Die Fifa hat ihre Stiefel rausgestellt und der DFB hat Geschenke hineingepackt: Pünktlich zum Nikolaustag hat der Deutsche Fußball-Bund vergangenen Freitag mitgeteilt, am 11. Dezember beim virtuellen Fifa-Kongress im Rahmen der Blockvergabe um die WMs 2030 und 2034 für die einzigen Bewerber zu stimmen. Bedeutet, kein Widerstand des Verbandes gegen eine WM 2034 in Saudi-Arabien.

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DFB-Präsident Bernd Neuendorf wird zitiert mit den Worten: "Wir haben uns die Entscheidung nicht leichtgemacht." Ehrlicherweise muss man festhalten, dass niemand überrascht ist von diesem Entschluss. Zumindest die Fans, mit denen es ebenso Austausch gegeben hat wie mit Expert*innen für Menschenrechte, müssen sich aber langsam veräppelt vorkommen.

Gespräche verkommen zu Augenwischerei

Was bringt es, wenn engagierte Menschen aus dem Fußball immer wieder Zeit und Kraft in Gespräche investieren, weil sie eine gesellschaftliche Verantwortung des Sports empfinden? Bei den Entscheider*innen kommt offenbar sowieso nichts an, zumindest nicht genug, um das eigene Verhalten zu ändern. Dann verkommt derartiger Dialog zur Augenwischerei.

Den Protestierenden gegen die WM in Katar 2022 wurde vorgeworfen, sie hätten sich zu spät gerührt. Die WM in Saudi-Arabien liegt zehn Jahre in der Zukunft. Der Protest hat sich diesmal frühzeitig formiert, früh genug, um das Abstimmungsverhalten zu beeinflussen. Wenn es aus dem DFB nun heißt, Ablehnung aus Deutschland hätte am Ergebnis nichts geändert, ist das ein Armutszeugnis. Wie soll Opposition entstehen, wenn niemand den ersten Schritt wagt?

Widerstand ist immer ungemütlich

Man hätte aus der WM 2022 in Katar sehr viel lernen können. Zum einen gilt das für die Frage, welche Punkte wirklich kritikwürdig sind – und welche aus einer eurozentristischen Arroganz entstehen. Zum anderen aber eben für den Umgang mit der Fifa, der die Nationalverbände in erstaunlicher Apathie alles durchzugehen lassen scheinen. Die Vergabe in ein Königreich, in dem die Todesstrafe üblich ist, lässt keinen ernsthaften Protest aufkommen. Warum?

Die wiederkehrende Leier, alleine könne man sich nicht gegen die Verbandsmacht wehren, ist schwer auszuhalten. Veränderungen finden immer gegen Widerstände statt. Wer Widerstand ablehnt, weil der ungemütlich ist, sollte wenigstens so ehrlich sein, das zuzugeben. Natürlich ist der Fußball mit seinem auf Diplomatie bedachten Umgang mit Saudi-Arabien nicht alleine, die Politik macht es schon lange vor. Das sollte aber keine Entschuldigung dafür sein, sich an derartigen Schmierentheatern zu beteiligen, sondern Ansporn, es besser zu machen.

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