• Nach vier Wochen ist die WM in Katar zu Ende gegangen.
  • Kritik am Gastgeber war fortwährend zu vernehmen, aber das Turnier wurde trotzdem von Katar genutzt, um Eigenwerbung zu betreiben.
  • Zum Schluss überschattete die Emotionalität des Sports wieder einmal alles.

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1. Katar macht sich eigene Spielregeln

Von der Eröffnungsfeier bis zur Übergabe des WM-Pokals machte Gastgeber Katar genau das, was sich das Emirat zuvor vorgenommen hatte: Das Turnier verkam an wichtigen Stellen zu einer Werbekampagne für den Kleinststaat. Normalerweise wäre das kein Problem, denn Gastgeber dürfen natürlich für sich werben und ihr Land entsprechend präsentieren.

Im Fall von Katar und den bekannten Menschenrechtsproblemen im Emirat wurde allerdings die glanzvolle Repräsentation bedenklich. Zugleich wurde jedem vor Augen geführt, dass die FIFA und im Besonderen deren Präsident Gianni Infantino fast schon ein Untergebener Katars ist. Berichte von verlässlichen Quellen haben zuletzt immer wieder unterstrichen, wie der Schweizer von den Machthabern rund um Tamim bin Hamad Al Thani abhängig ist.

2. Auch das Emirat ist kein Organisationswunder

Nach dem Finale am Sonntag machten Bilder vom Verkehrschaos rund um das Lusail-Iconic-Stadion die Runde in den Sozialen Medien. Die Bilder standen stellvertretend für die organisatorischen Probleme, die Katar während der WM hatte. Der Glaube, ein autokratisch und vermeintlich komplett durchstrukturierter Staat würde keinerlei Schwierigkeiten haben, ein solch großes Event auf die Beine zu stellen, dürfte damit obsolet sein.

Katar hatte genauso wie zuvor Russland, Brasilien oder Südafrika damit zu kämpfen, dass bei einem derart hohen Aufkommen von Zuschauern, Journalisten und Helfern viele Dinge nur suboptimal funktionieren. Erschwerend kam hinzu, dass das Emirat solche Menschenansammlungen überhaupt nicht gewohnt ist, weil Tourismus eine überschaubare Rolle außerhalb von WM-Zeiten spielt.

3. Die FIFA hat Sponsoren im Griff

Noch vor dem Start der Weltmeisterschaft gab Katar bekannt, dass der zuvor angekündigte eingeschränkte Ausschank von Bier noch restriktiver sein würde. Damit wurden natürlich die Verantwortlichen von Anheuser-Busch InBev, bekannt für Bud Light und andere Produkte und seit den Achtzigerjahren einer der Hauptsponsoren der WM, auf die Palme gebracht. Aber eine allzu harsche Reaktion der Verantwortlichen des multinationalen Konzerns blieb aus.

Auch andere Sponsoren hielten sich mit scharfer Kritik zurück. Die FIFA hatte zuvor damit gedroht, dass jeder Sponsor, der sich von der WM zurückziehen würde, keine Chance hätte, 2026 bei der Weltmeisterschaft in Nordamerika dabei zu sein. Allerdings ist dieser Markt so attraktiv, dass die FIFA ihre Muskeln spielen lassen konnte und jedes Unternehmen bei der Stange blieb.

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4. K.o.-Spiele machen Bedenken vergessen

Die WM kam zu Beginn nur langsam in Fahrt. Einige Gruppenspiele blieben recht ereignisarm und die Einschaltquoten hierzulande waren vergleichsweise niedrig. Das sollte sich nach dem Ausscheiden Deutschlands auch vorerst nicht ändern. Aber die spektakuläre Endphase des Turniers zog doch wieder viele in den Bann.

Nicht zuletzt das dramatische Endspiel zwischen Argentinien und Frankreich sorgte für Aufsehen und etwa in den Sozialen Medien wurde für eine Weile nur über das Sportliche gesprochen, während die kritikwürdigen Rahmenbedingungen und Begleiterscheinungen der WM ausgeblendet wurden. Das Drama und die Emotionen, die der Fußball gerade in entscheidenden K.o.-Spielen erzeugen kann, hatten genau jenen Effekt, den sich die Gastgeber und der Weltverband wünschten.

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