Der DFB gibt den Kader für die WM bekannt. Für Ärger sorgen geplatzte Termin-Absprachen. Die Spielerinnen trifft keine Schuld, ausbaden müssen sie es dennoch.
Die Meldung, die Zündstoff auf der Pressekonferenz war, bei der am Mittwoch der vorläufige DFB-Kader für die WM im Juli und August bekannt gegeben wurde, datiert vom 15. Mai. Und das ist schon wieder eine dieser Ungewöhnlichkeiten, die im Fußball der Männer schlicht nicht denkbar wäre. Zwei Monate vor dem Beginn des Turniers einigen sich die ECA (European Club Association) und die FIFA in Sachen Abstellungstermin für die Clubspielerinnen.
Der Termin im Juni ist nicht verpflichtend
Genannt wird der Zeitraum vom 23. bis 29. Juni, allerdings ist dieser nicht mandatory, nicht verpflichtend also. Pflichttermin bleibt der schon zuvor avisierte 10. Juli. Grotesk, selbst wenn man in Betracht zieht, dass der Abstellungstermin für die WM der Männer in Katar mit dem 14. November noch ein paar Tage näher am Turnierauftakt lag. Weder die Reisezeit noch die Umstellungen auf das Klima in Neuseeland und Australien sind aber mit Katar vergleichbar, hinzu kommt, der Winter-Abstellungstermin immerhin stand schon Jahre (!) im Voraus fest.
Bei den vorangegangenen WMs der Männer lag der Abstellungszeitraum bei etwa dreieinhalb Wochen, was dem jetzigen nicht-verpflichtenden der Frauen in etwa entspricht. Doch ECA und FIFA werden, trotz salbungsvoller Worte in der Meldung zur Rücksicht auf die Gesundheit der Spielerinnen, ihrer Verantwortung nicht gerecht, wenn es um den Fußball der Frauen, seine Strukturen und die viel beschworene Weiterentwicklung geht.
Verbindliche Vereinbarung mit den Clubs
Da ist nicht nur die zunehmende Turnier- und Spieldichte zu nennen, die im totalen Kontrast zur vermeintlichen Rücksicht auf die Ruhephasen der Spielerinnen steht. So wirkt diese Rücksicht letztlich geheuchelt. Es geht auch um die absurde Kurzfristigkeit, mit der Entscheidungen getroffen werden, deren Konsequenz weitreichend ist. Und da schließt sich der Bogen zur PK des DFB.
Bei der hatte der Sportliche Leiter der Nationalmannschaft, Joti Chatzialexiou, nämlich ähnlich wie Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg einen ziemlichen Hals in Richtung FC Bayern, weil der neue Meister der Frauen seine Spielerinnen nicht zum 20. Juni freistellt. Dann aber beginnt die Vorbereitung in Herzogenaurach, und Chatzialexiou betonte, der Termin sei bereits weit im Voraus verbindlich zwischen DFB und den Clubs vereinbart worden.
Posse um Posse in Planung und Kommunikation
Die Bayern können sich entspannt auf die Empfehlung von ECA und FIFA berufen, während der DFB diese in die ursprüngliche Terminplanung nicht einbeziehen konnte, weil sie da noch gar nicht vorlag. Ein absurdes Theater, das sich nahtlos einreiht hinter einem von vielen der Vereinsverantwortlichen bereits kritisierten späten Turniertermin oder der Posse um die nach wie vor ungeklärte Übertragung des Turniers (in die noch mal Bewegung kommen könnte). Der vermeintliche Fokus auf den Fußball der Frauen und der Wille, diesen weiterzuentwickeln, findet bei der FIFA immer nur in wortstarken Statements statt, nicht in der Realität.
Festgehalten werden muss aber auch, dass ganz unabhängig vom Getrödel von ECA und FIFA das Verhalten des FC Bayern unsolidarisch ist. Sonderbehandlungen für sich zu beanspruchen, ist in der Vergangenheit schon bei den Bayern-Männern ein Thema gewesen, dies nun bei den Frauen einzubringen, ist sicher nicht die Form von "Weiterentwicklung", die sie brauchen.
Die Spielerinnen aus Wolfsburg sind länger im Einsatz und schaffen es trotzdem, pünktlich zur Vorbereitung am Start zu sein. Für den so wichtigen Geist im Team sind gestaffelte Anreisen ganz sicher keine gute Voraussetzung. Die Spielerinnen selbst sitzen in der Sache komplett zwischen den Stühlen. Sie baden aus, was andere verbockt haben.
Alles wie immer im Fußball der Frauen.
Verwendete Quellen:
- ecaeurope.com: ECA and FIFA agree on player release framework for FIFA Women’s World Cup 2023™
- kicker.de: Brisanter Fahrplan im WM-Jahr: Vier Spiele im Juni
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