Andreas Wolff ist der Rückhalt der deutschen Handballer. Wenn er sein ganzes Können abruft, läuft es für das DHB-Team. Dass er bei der Heim-EM dabei ist, stand allerdings gewaltig auf der Kippe.

Eine Analyse
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Irgendwann waren die Schmerzen so unerträglich, dass Andreas Wolff nur noch zwei Stunden am Stück schlafen konnte. Das erzählt der Torhüter des DHB-Teams in der ARD-Doku-Reihe "Handball-EM 2024: Die deutschen Stars privat wie nie".

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Die Diagnose: Bandscheibenvorfall im Nacken. Die Prognosen variieren. Die einen sagen Wolff das Karriereende voraus, andere empfehlen dringend eine Operation. Wolff entscheidet sich für Option drei und damit für die einzige Chance, bei der Heim-EM (ab 10. Januar bei uns im Liveticker) für Deutschland im Tor zu stehen. Er geht den konservativen Weg, mit Reha, viel Physiotherapie und viel Qual im Trainingszentrum des Fußballbundesligisten TSG 1899 Hoffenheim.

Wolff hat sich weiterentwickelt

Es war die richtige Entscheidung. Wolff ist wieder da und der Rückhalt, den Deutschland braucht, um bei der Heim-EM 2024 erfolgreich zu sein. Doch die Zeiten des "großen bösen Wolffs" sind vorbei. Nicht weil er seinen Gegnern keine Angst mehr einjagt, wenn sie alleine auf ihn zulaufen und er seine Augen aufreißt und sich so groß macht, wie er kann (und das ist verdammt groß). Sondern weil er mental ein anderer ist.

Klar will er immer noch gewinnen, jeden Ball halten. Aber wenn er mal einen nicht hält, wenn mal einer blöd reinkullert, dann versaut ihm das nicht die Stimmung für das restliche Spiel. Er denkt stattdessen einfach an den nächsten Ball. "Er kann der Mannschaft unwahrscheinlich viel geben, er ist reifer und ist dadurch ein kompletter Torhüter geworden", hat auch Bundestrainer Gislason den Wandel in Andreas Wolff bemerkt.

Entspannte Reaktion nach schwierigem Spiel

Wolff ist gefestigter, lässt sich nicht mehr so leicht aus der Bahn werfen. Das merkt man auch an seinen Reaktionen nach dem knappen Testspielsieg gegen Portugal am Donnerstag. Wolff zeigte dabei nicht sein bestes Spiel, hielt aber dennoch den Sieg fest. Die Analyse nach dem Spiel trägt Wolff dann durchweg entspannt vor: "Das eine oder andere haben wir auch ausprobiert. Es sei "ja logisch, dass es noch nicht einwandfrei funktioniert. An der Defensive müssen wir noch arbeiten." Auch die Nacken-Verletzung sei "aus dem Kopf komplett raus", und dass "ein paar Bewegungsabläufe noch nicht ganz so rund wie vorher" sind, ist für Wolff auch kein größeres Problem, das ihn aus der Ruhe bringen würde. Die EM-Form werde "schon kommen". Und die wichtigste Erkenntnis aus dem Spiel ist für ihn ohnehin: "Der Nacken hält."

Bei der EM wird es auch darauf ankommen, dass sich das DHB-Team nicht von den großen Hallen, von den Erwartungen, von den eigenen Fans einschüchtern lässt. Die Psyche als entscheidender Faktor. Und da kann es in jedem Fall helfen, wenn einer hinten drin steht, der Ruhe ausstrahlt. Der schon Rückschläge erlebt hat und sich wieder zurückgekämpft hat. Der als Routinier den jungen Spielern ein Vorbild ist.

Das Vertrauen in Wolff ist groß

Wie groß das Vertrauen von Bundestrainer Alfred Gislason in Andreas Wolff ist, zeigt sich auch an der Nominierung des zweiten Torwarts. Für U21-Weltmeister David Späth ist es das erste Turnier in der A-Nationalmannschaft – und dann gleich vor heimischem Publikum. Er braucht jemanden an seiner Seite, der die Dinge, die bei so einem Turnier passieren, einordnen kann, der den Druck von ihm fernhält. "Das Duo funktioniert sehr gut. David ergänzt sich super mit Andi", erklärte Gislason unlängst laut "handballworld.news".

Aus Torhütersicht ist der Boden für ein erfolgreiches Heim-Turnier bereitet. Hauptsache, der Nacken hält.

Quellen

  • ARD Mediathek "Handball-EM 2024: Die deutschen Stars privat wie nie"
  • "handballworld.news": Torwart-Duo als Rückhalt bei der Mission Handball-EM
  • sid
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