• ARD und ZDF zeigen die Spiele der deutschen Handball-Nationalmannschaft bei der WM abwechselnd.
  • Die beiden Sender haben bei den Partien eine besondere Aufgabe zu bewältigen.
  • Vor allem das neu formierte ARD-Duo macht ähnlich Spaß wie das DHB-Team.

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Den spontanen Ausflug in den Fußball nahm Stephanie Müller-Spirra auch noch mit. Denn natürlich ließ es sich die ARD nicht nehmen, in der Halbzeit des dritten Hauptrundenspiels bei der Handball-WM zwischen Deutschland und Norwegen mit Ex-Weltmeister Lukas Podolski zu sprechen. Podolski lebt in Kattowitz, seine Mutter war polnische Handball-Nationalspielerin, und er selbst ist immer noch Publikumsliebling in Deutschland.

Müller-Spirra, Experte Dominik Klein und Podolski sorgten dann auch für eine kurzweilige Halbzeitpause. Und die 39-Jährige zeigte einmal mehr, wie schon während des ganzen Turniers, dass sie ein Gewinn für die Zuschauer ist, für die Übertragungen in der ARD, die sich bei der WM mit dem ZDF abwechselt.

Müller-Spirra ist ein Beweis dafür, dass neue Gesichter für frischen Wind sorgen können, dass es ein Pluspunkt sein kann, auch mal etwas anders zu machen. Sie springt bei diesem Turnier für den erkrankten Alexander Bommes ein, und überzeugt bislang auf ganzer Linie, mit Charme, Witz und Schlagfertigkeit. Müller-Spirra und Klein harmonieren bei den Übertragungen bestens, es herrscht eine angenehme Chemie, wobei die Rollen klar verteilt sind - Müller-Spirra lenkt und fragt, Klein erklärt, wie er das schon bei anderen großen Turnieren getan hat.

ZDF sorgt für den Kontrast

Für den Kontrast sorgt das ZDF, das auf Katrin Müller-Hohenstein setzt. Die erfahrene Moderatorin wickelt gemeinsam mit Sven-Sören Christophersen die Sendung professionell und abgeklärt ab, man weiß als Zuschauer, was kommt - und was halt nicht. Der zumindest ansatzweise fehlende Enthusiasmus bei Müller-Hohenstein mag vor allem durch Müller-Spirras Freude bei ihren eigenen Einsätzen so auffallen. Aber er fällt auf.

Eine generelle Schwäche zeigt sich bei der Sendungslänge. 15 Minuten Vorlauf und ein nicht wesentlich längerer Nachlauf könnten durch die Kürze für Würze sorgen. Doch durch zu viele sinnfreie Field-Interviews wirkt vieles leider doch sehr durchgepeitscht.

Das Format ähnelt dem bei den Fußball-Übertragungen, mit einem entscheidenden Manko: Es wird zu selten genutzt, dass die Geschichten der Handballer noch nicht so bekannt sind und dass sie deutlich mehr zu sagen haben als die deutschen Fußballer. Dass die DHB-Jungs zudem verbal in der Regel weniger durchorchestriert und von der PR versaut sind, ist so zumindest bei den bisherigen Übertragungen ein Stück weit verpufft.

Mit dem Erfolg kommen neue Fans

Was gut ist: Den Kommentatoren Florian Naß (ARD), Christoph Hamm und Martin Schneider (beide ZDF) ist bewusst, dass es bei der WM wie so oft ist: Mit dem Erfolg kommen immer auch neue (Teilzeit)-Fans hinzu, die sich nicht täglich mit Handball beschäftigen und sich in der Materie nicht auf Anhieb zurechtfinden.

So waren zum Beispiel am Samstag zur Primetime ab 20:15 Uhr im ZDF 6,10 Millionen Fans gegen die Niederlande live dabei. Beim Vorrunden-Schlüsselspiel gegen Serbien waren es gar 6,27 Millionen Zuschauer, im brisanten Viertelfinale gegen Frankreich am Mittwoch (alle Informationen zur TV-Übertragung finden Sie hier) dürfte ein neuer Bestwert erreicht werden.

Das ist eine spezielle Herausforderung bei Sportarten, bei denen sich punktuell mit dem deutschen Erfolg eine spontane Fanbase zusammenfindet, die zu einem gewissen Teil nur temporär mitfiebert. Zu viel Fachsimpelei verschreckt und verärgert die Neuen, zu viele Erklärungen und zu wenig Tiefe langweilt die Hardcore-Anhänger. Der Spagat ist nicht einfach, gelingt aber zumeist.

Deutsches Handball-Team im Viertelfinale: Bundestrainer Gislason "sehr stolz"

Mit einem souveränen 33:26-Sieg haben die deutschen Handballer bei der Weltmeisterschaft das Viertelfinale erreicht. Bundestrainer Alfred Gislason lobte nach der Partie die "sehr gute Leistung" seiner Mannschaft.

ARD-Mann polarisiert

Das ZDF setzt auf ein Doppel, neben Hamm und Schneider sitzt Ex-Weltmeister Markus Baur, Naß kommentiert alleine. Das ist Geschmackssache, ein Doppelpass während des Spiels, unterfüttert mit der Expertise eines Ex-Spielers, kann einen Mehrwert bieten, was Baur auch schafft. Während die Begleitung im ZDF aber generell ein wenig zurückhaltender ist, sorgt Naß mit vollem emotionalem Einsatz dafür, dass er beim Publikum auch polarisiert.

Für viele ist es zum Beispiel bei einem deutlichen Kantersieg gegen Argentinien in der Hauptrunde ein bisschen zu viel Intensität. Doch angesichts der mitreißenden Auftritte der DHB-Auswahl ist es stimmig, wenn Naß auch bei den ersten Toren schon mitgeht und sich stimmlich förmlich in das Spiel schmeißt. Am Mittwoch ist das ZDF wieder an der Reihe, Müller-Spirra und Co. danach wieder. Vielleicht dann ja sogar beim Halbfinale. Auch das ARD-Duo hätte es sich verdient.

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