- Heute beginnt die Handball-WM in Schweden und Polen, am 13. Januar greift Deutschland das erste Mal ins Turnier ein.
- Viele Augen werden dabei auf Juri Knorr gerichtet sein.
- Der 22-Jährige könnte die Entdeckung der Handball-WM werden – wenn er denn sein gesamtes Potenzial abruft.
Juri Knorr ist zwar der jüngste im deutschen Aufgebot für die Handball-WM, unerfahren ist der 22-Jährige dennoch nicht. Bereits mit 20 Jahren debütierte Knorr in der Nationalmannschaft, durchlief zuvor von der U17 bis zur U19 die Nachwuchsteams des DHB. Stets begleitet von hohen Erwartungen.
Und diese Erwartungen sind vor der Handball-WM in Polen und Schweden nicht kleiner geworden (alle Spiele im TV und bei uns im Liveticker). Das anstehende Turnier könnte Juri Knorrs Durchbruch im deutschen Nationalteam sein – wenn er denn seine Leistung abrufen kann.
Die zwei Gesichter des Juri Knorr
"Er wird sehr wichtig sein für uns bei diesem Turnier und in der Zukunft", sagte Nationaltrainer Alfred Gislason über den jungen Rückraumspieler von den Rhein-Neckar Löwen. "Wir erhoffen uns sehr viel von ihm." Was der Bundestrainer aber nach der Niederlage im ersten von zwei Testspielen gegen Island kurz vor der WM auch sagte: "Er macht ein Riesenspiel, aber nur 40 Minuten lang". Stattdessen mache er in der Schlussphase "unglaublich teure Fehler".
Und das sind eben die zwei Seiten von Juri Knorr: Da ist die Genialität, die Unbekümmertheit, die absolute Tororientierung, das Selbstbewusstsein. Da sind aber auch schmerzhafte Ballverluste, eine ab und zu mangelnde Konzentration, ein über das Ziel hinausschießen.
Vieles davon kann man auf sein Alter schieben. 22 ist trotz Knorrs Erfahrungen einfach noch wahnsinnig jung. Und aktuell überwiegen ohnehin die genialen Momente, wie er auch im zweiten Testspiel gegen Island unter Beweis stellte. Gerade im Zusammenspiel mit den Kreisläufern Johannes Golla und Jannik Kohlbacher blitzt immer wieder Knorrs Genialität auf. Nicht umsonst liegt er aktuell in der Torschützenliste der HBL mit 117 Treffern auf Platz drei.
Auch Weltmeister-Trainer Heiner Brand zeigte sich bei Sport1 begeistert von Knorr: "Er hat eine sehr gute Entwicklung genommen. Er übernimmt von seiner Spielweise her einige Verantwortung, sucht viel im Eins-gegen-Eins den Durchbruch und macht freche Würfe aus dem Rückraum."
Schwere Zeit für Juri Knorr
Dass der Sohn des früheren Bundesligaprofis Thomas Knorr vor dieser WM als großer Hoffnungsträger gilt, war lange nicht abzusehen. Denn während Knorrs großes Talent jederzeit unbestritten war, sah sich die Handball-Hoffnung in der Hochphase der Corona-Pandemie schweren Anfeindungen ausgesetzt. Seine Weigerung, sich nach einer überstandenen Coronainfektion impfen zu lassen, wurde ihm als Charakterschwäche ausgelegt. "Der Kimmich des Handballs" war nur eine der Schlagzeilen, die er über sich lesen musste. "Da muss ich nicht drum herumreden. Es war eine schwierige Zeit für mich", erklärte Knorr unlängst im Gespräch mit dem Sport-Informations-Dienst (sid). "Viele Sachen haben mich verletzt und verunsichert. Es ist schwer für mich, darüber zu reden, weil es extrem schwierig war. Es war eine wichtige Lehre und Erfahrung, die ich gemacht habe. Ich habe sicherlich meine Schlüsse gezogen. Es hat mir Erfahrungen gegeben, die ich später nutzen werde."
Jetzt will er jedenfalls lieber endlich auch im Nationalteam für sportliche Schlagzeilen sorgen. Vor Beginn der WM dämpft Knorr jedoch die Erwartungen: "Ich würde uns als Mannschaft nicht zu sehr unter Druck setzen. Wir haben einfach nicht die Erfahrung wie andere, das ist Fakt." Dennoch sieht er durchaus Potenzial: "Wir haben aber eine gute Mannschaft, und wir können uns in einen Flow spielen. Dann wird es schwer, uns zu schlagen." Vor allem, wenn Knorr zeigt, was er kann.
Verwendete Quellen:
- Deutsche Presse-Agentur (dpa)
- Sport-Informations-Dienst (sid)
- Rhein-neckar-loewen.de: Juri Knorr
- sportbild.de: Auf diesem DHB-Juwel liegen alle WM-Hoffnungen
- sport1.de: WM-Märchen? Das sagt Ikone Brand
- sueddeutsche.de: Ein Hochbegabter, der teure Fehler macht
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