Die Golf-Welt war über ein Jahr gespalten. Nun gibt es eine Einigung. Die PGA und die aus Saudi-Arabien finanzierte LIV Tour arbeiten fortan zusammen. Viele Spieler reagieren entsetzt. Nicht anders geht es Hinterbliebenen von Opfern der Anschläge vom 11. September 2001. Hobby-Golfer Donald Trump aber ist begeistert.
Es ist ja hinlänglich bekannt, dass
Donald Trumps Euphorie teilen nicht alle

Trumps Begeisterung spiegelte aber nur eine Seite dieser beispiellosen Wendung wider. Monatelang hatten sich die PGA Tour und die DP World Tour gegen die abtrünnige Saudi-Serie LIV gestemmt, sie mit Klagen überzogen, nur um dann urplötzlich eine 180-Grad-Wendung zu vollziehen. In Zukunft machen die Konkurrenten gemeinsame Sache - zur Verärgerung jener, die sich noch immer gegen die von Saudi-Arabien finanzierten Wettkämpfe stellen.
Nach dem völlig unerwarteten Schulterschluss der PGA Tour und der DP World Tour mit der bislang verfeindeten LIV Tour sind Entsetzen und Unverständnis bei vielen Golf-Profis groß.
Rory McIlroy und Tiger Woods, bis zuletzt die beiden prominentesten Verteidiger der alten Golf-Welt und der PGA Tour, äußerten sich zwar zunächst nicht - andere dagegen hielten sich mit ihrem Frust und ihrem Ärger nicht groß zurück. PGA-Chef Jay Monahan musste sich in einem Meeting mit Spielern am Rande der Canadian Open in Toronto als Heuchler beschimpfen lassen, wie US-Medien unter Berufung auf Teilnehmer berichteten.
Wesley Bryan spricht von Betrug
"Ich fühle mich betrogen und werde (...) für eine sehr lange Zeit nicht in der Lage sein, irgendjemand auf der Unternehmensseite der PGA zu vertrauen", twitterte Wesley Bryan. Byeong Hun An schrieb: "Ich vermute die LIV Teams hatten Schwierigkeiten, Sponsoren zu finden und die PGA Tour konnte das Geld nicht ablehnen. Win-Win für die beiden Touren, aber es ist eine große Niederlage für alle, die die Tour in den vergangenen zwei Jahren verteidigt haben."
Nicht anders geht es Familien von Opfern der Terror-Anschläge vom 11. September 2001 in den USA. Der Zusammenschluss "9/11 Families United" verurteilte in einer Stellungnahme die "Heuchelei und Gier" der PGA-Führung. Die Betroffenen seien "schockiert und zutiefst beleidigt" wegen der angekündigten Fusion, hieß es in der Mitteilung. "Saudische Agenten spielten eine Rolle bei den Terroranschlägen vom 11. September und finanzieren jetzt den gesamten professionellen Golfsport."
Die PGA und ihr Commissioner Jay Monahan seien offenbar "saudische Handlanger geworden", sagte Terry Strada, Chefin der 9/11-Organisation. Diese würden "Milliarden von Dollar annehmen, um den Ruf Saudi-Arabiens zu reinigen, damit die Amerikaner und die Welt vergessen, wie das Königreich seine Milliarden von Dollar vor dem 11. September ausgegeben hat, um den Terrorismus zu finanzieren".

Collin Morikawa: "Ich liebe Morgennachrichten auf Twitter"
Noch bevor die Golf-Touren die völlig unerwartete "bahnbrechende Vereinbarung zur Vereinheitlichung des Golfsports" in einer Mitteilung bekannt gegeben hatten, erfuhren viele Spieler im Internet von der Wendung und reagierten entsprechend pikiert. "Ich liebe es, Morgennachrichten auf Twitter zu finden", schrieb der zweimalige Major-Sieger Collin Morikawa. Michael Kim meinte: "Sehr neugierig, wie viele Leute wussten, dass dieser Deal zustande kommt. Etwa 5-7 Leute? Es ist eine von den Spielern geführte Organisation, richtig?"
Jay Monahan feiert "historischen Tag"
Laut Mitteilung ist nun auch ein saudi-arabischer Staatsfond (PIF), der bisher an der LIV Tour beteiligt war, Teilhaber einer neuen gemeinsamen Organisation. "Nach zwei Jahren der Unruhe und Verwirrung ist dies ein historischer Tag für das Spiel, das wir alle kennen und lieben", sagte PGA-Tour-Chef Monahan. "Dies wird eine neue Ära im globalen Golfsport einleiten - zum Besseren."
Monahan ficht die massive Kritik am Zusammenschluss der beiden Golf-Serien nicht an. "Ich weiß, was ich in der Vergangenheit gesagt habe und welche Positionen ich vorher vertreten habe. Mir ist klar, dass man mich einen Heuchler nennen wird", sagte Monahan, der Geschäftsführer des neuen Handelsunternehmens wird: "Ich akzeptiere diese Kritik, aber die Umstände ändern sich." Monahan hatte in der Vergangenheit Lobbyarbeit gegen die LIV Tour betrieben und versucht, den Abgang von Starspielern zu verhindern.
Positiv äußerte sich dagegen Phil Mickleson, der für seinen Wechsel zur LIV Tour so stark kritisiert wurde wie wohl kein anderer Golfer. "Großartiger Tag heute", schrieb er auf Twitter.
LIV-Turniere standen seit Debüt in der Kritik
Mit der Einigung, in Zukunft zusammenzuarbeiten, erfolgte gleichzeitig die einvernehmliche Beendigung aller anhängigen Rechtsstreitigkeiten zwischen den beteiligten Parteien. Zudem sollen für nach der Saison 2023 Möglichkeiten geschaffen werden, dass die Spieler von der LIV Tour wieder zur PGA Tour oder zur DP World Tour zurückkehren können.
Die LIV-Turniere standen seit ihrem Debüt im Juni 2022 wegen des Millionen-Investments aus Saudi-Arabien in der Kritik. Hintergrund ist, dass das wegen Menschenrechtsverletzungen kritisierte Land mit lukrativen Sportveranstaltungen versucht, sein Image aufzubessern. Zahlreiche Top-Golfer folgten dem Ruf des Geldes und wechselten zur Konkurrenz-Serie - unter anderem der Deutsche Martin Kaymer.
Nun ist der saudische Staatsfond PIF (Public Investment Fund) Teil eines neuen Unternehmens, das die Geschäfte der Touren bündeln soll. Ein Name für die neue Organisation, die auch das von der LIV Tour eingeführte Team-Format weiter fördern will, soll noch bekannt gegeben werden. (dpa/sid/fte/hau)

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