Paris gleicht am Tag der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele einer Festung. Überall Polizei und Sicherheitspersonal, abgesperrte Bereiche. Die Angst vor Zwischenfällen und Anschlägen ist groß. Der Innenminister verspricht, dass sich das Bild im Laufe der Spiele ändern wird.
Sich am Tag der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Paris frei zu bewegen, ist praktisch unmöglich. In der Welt-Metropole wimmelt es von Polizisten und Sicherheitskräften. Niemand soll zu Schaden kommen, wenn die Spiele offiziell starten. Wie verwundbar die Stadt und das sportliche Großereignis sind, bewiesen die Brandanschläge auf das französische Schnellzugnetz wenige Stunden vor der bunten Eröffnungsfeier auf der Seine.
Eine solche Eröffnungsfeier hat es noch nicht gegeben
Den Startschuss für Olympia außerhalb eines Stadions zu geben, ist neu in der olympischen Geschichte. Die Zeremonie soll um 19:30 Uhr beginnen und bis etwa 23:15 Uhr dauern. Entlang der Strecke werden rund 300.000 Zuschauer mit Eintrittskarte der Eröffnungsfeier beiwohnen, ebenso wie tausende Anwohner und Touristen in den angrenzenden Gebäuden. Sicherheitstechnisch muss ganz anders, vor allem viel größer gedacht werden.
Der personelle Aufwand ist gigantisch. Das abzusichernde Gebiet der Zeremonie umfasst mehr als sechs Kilometer. Los geht es an der Pont d'Austerlitz und dann Richtung Westen bis zum Trocadéro am Eiffelturm. Die Parade fährt an zahlreichen Sehenswürdigkeiten vorbei, unter anderem dem Louvre und der Kathedrale Notre-Dame.
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45.000 Polizisten, Gendarmen und paramilitärische Beamte sind für die Eröffnung im Einsatz. Dazu kommen 10.000 Soldaten und 20.000 private Sicherheitsleute. Unter anderen gilt es, mehr als 100 Staats- und Regierungschefs sowie deren Vertreter zu schützen. Einsatzkräfte sind zu diesem Zweck aus etlichen anderen Ländern nach Paris gereist. Darunter sind auch Beamtinnen und Beamte aus dem Nachbarland Deutschland.
Kaum jemand kommt noch durch
Ab 13:00 Uhr ist die gesamte Seine weiträumig abgesperrt. Zahlreiche Metrostationen in Ufernähe werden geschlossen. Nur, wer in der Gegend wohnt oder untergebracht ist oder ein Ticket für die Zeremonie hat, kommt in den Sicherheitsbereich.
"Diese Eröffnungsfeier ist das Außergewöhnlichste, was ein Land tun kann", sagte Innenminister Gérald Darmanin dem Fernsehsender BFM, doch Experten warnen. "Eine 100-prozentige Sicherheit gibt es nicht", warnte Frederic Pechenard, ein ehemaliger Chef der französischen Polizei, im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AFP. "Je größer, schwieriger und komplexer ein Ort ist, desto höher sind die Risiken."
Vom ursprünglichen Plan mit einer Million Zuschauer sind die Veranstalter längst abgewichen, doch die Risiken hätten sich nicht verändert, sagte der französische Kriminologe Alain Bauer im Gespräch mit AFP. Stattdessen seien diese "durch den Krieg in der Ukraine, die Situation in Israel und Gaza sowie die sozialen, ökologischen und politischen Spannungen in Frankreich noch größer geworden". In Frankreich gilt deshalb die höchste von drei Terrorwarnstufen.
Reise-Hinweis des Auswärtigen Amtes
Wer noch nicht in Paris vor Ort ist, aber eine Reise zu den Spielen plant, sollte auch die Hinweise auf der Webseite des Auswärtigen Amtes beachten. Dort heißt es zum Beispiel: "In Zusammenhang mit den bevorstehenden Olympischen und Paralympischen Spielen hat Frankreich zwischen dem 1. Mai und dem 31. Oktober 2024 an seinen Landesgrenzen zu Deutschland, Belgien, Luxemburg, der Schweiz, Italien und Spanien sowie an allen Luft- und Seegrenzen vermehrte Kontrollen der Grenzpolizei und der Zollbehörden angekündigt. Diese sollen stichprobenartig erfolgen." Reisende müssten sich "durch gültige Reisepässe oder Personalausweise" ausweisen. Dies gelte auch für Kinder.
Am Abend der Eröffnungsfeier wird der Luftraum um Paris in einem Umkreis von 150 Kilometern geschlossen. Dies hat zur Folge, dass der gesamte Flugverkehr an einem der verkehrsreichsten Flughäfen Europas zum Erliegen kommt oder umgeleitet wird. Der Sportzeitung "L'Équipe" zufolge bleiben den Sicherheitskräften bei einem solch großen Gebiet zehn Minuten, um zu reagieren, sollte ein verdächtiges Flugzeug gesichtet werden. Zum Schutz gegen Drohnen werden spezielle Störsender eingesetzt.
94 Boote auf der Seine
Auf 94 Booten werden die mehr als 200 Delegationen über die Seine fahren. Alle Boote, auch jene, die entlang der Strecke ankern, werden von Spürhunden und Bombenentschärfungsexperten überprüft. Zudem wird der Flussverkehr in beide Richtungen gestoppt. Sperren und Netze, die bei Bedarf bis auf den Grund ausgeworfen werden können, werden installiert.
Entlang der Seine werden Scharfschützen der Polizei positioniert. Zur Überwachung verdächtiger Aktivitäten werden neben Drohnen auch KI-gestützte Kameras eingesetzt, die Menschenmengen scannen.
"Nach der Eröffnungszeremonie werden wir, wenn alles so gut wie möglich läuft, weniger über Sicherheit und mehr über Sport reden", wünscht sich Darmanin. "Ich kümmere mich um die Sicherheit, die anderen um die Medaillen."
Verwendete Quellen
- auswaertiges-amt.de: Frankreich: Reise- und Sicherheitshinweise
- mit Material der dpa und des sid
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