- Das japanische Organisationskomitee für die Olympischen Sommerspiele in Tokio braucht einen neuen Chef.
- Der bisherige, Yoshiro Mori, ist ein halbes Jahr vor dem geplanten Beginn des Mega-Events zurückgetreten.
- Der 83-Jährige hatte sich abfällig über Frauen geäußert. Nun könnte eine Frau seine Nachfolgerin werden.
- Die Austragung der ursprünglich im Jahr 2020 angesetzten Spieler aber sieht das IOC deshalb nicht in Gefahr.
Mit dem Rückzug des umstrittenen Organisationschefs wollen Japans Olympia-Gastgeber den immensen Imageschaden nach dessen frauenfeindlichen Aussagen begrenzen und den Fokus wieder auf die schwierigen Vorbereitungen der Spiele lenken.
Kein halbes Jahr vor dem geplanten Start der Sommerspiele in Tokio war Yoshiro Mori am Freitag nach abfälligen Kommentaren über Frauen zurückgetreten.
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Das Internationale Olympische Komitee sieht die Spiele dadurch aber nicht beeinträchtigt. "Das IOC wird mit seinem Nachfolger weiterhin Hand in Hand zusammenarbeiten, um sichere und gefahrlose Olympische Spiele in 2021 in Tokio auszurichten", sagte IOC-Präsident
Die Spiele sollen wie geplant am 23. Juli 2021 beginnen
Der Rücktritt Moris soll keine Verzögerungen bei der Vorbereitung der Sommerspiele zur Folge haben, die am 23. Juli eröffnet werden sollen. Ein Nachfolger werde in Kürze von einer Arbeitsgruppe bestimmt, sagte OK-Geschäftsführer Toshiro Muto. Die Arbeitsgruppe solle je zur Hälfte mit Frauen und Männern besetzt werden, Athletenvertreter würden eine zentrale Rolle spielen. Als eine Kandidatin für die Nachfolge gilt Olympia-Ministerin Seiko Hashimoto.
Das IOC lobte am Nachmittag die Einrichtung der Arbeitsgruppe und vor allem die ausgeglichene Besetzung mit Männern und Frauen sowie die angestrebte Transparenz bei der Entscheidung. "Das ist ein klares Bekenntnis zur Gleichberechtigung, das auf einer Linie mit der Olympischen Agenda 2020 steht", hieß es in einer Mitteilung.
Der einflussreiche Funktionär Mori hatte vergangene Woche bei einer Online-Vorstandssitzung des OK gesagt, dass Sitzungen mit Frauen sich in die Länge zögen, weil die miteinander konkurrierenden Frauen alle reden wollten.
Yoshiro Mori: Frauen meinen, etwas sagen zu müssen
Seither hatte es in Japan und auch international einen Sturm der Entrüstung gegeben. Frauen hätten einen starken Sinn für Rivalität, war Mori zitiert worden. "Wenn eine von ihnen ihre Hand hebt, denken sie wahrscheinlich, dass sie auch etwas sagen müssen. Und dann sagen alle etwas." Er bezog sich damit auf Pläne des OK, den Frauenanteil im Vorstand von 20 auf 40 Prozent zu erhöhen. Auch dies begrüßte das IOC nach dem Rücktritt Moris ausdrücklich.
Seine "unangemessenen" Äußerungen hätten "viel Chaos" angerichtet, sagte Mori nun bei einer Sondersitzung des OK und entschuldigte sich. Es sei nicht seine Absicht gewesen, auf Frauen herabzuschauen. In den Medien sei das aber so dargestellt worden, sagte Mori. Wichtig sei, dass die Spiele stattfänden, daher wolle er nicht im Wege stehen.
Der Bürgermeister des Olympischen Dorfes, der 84 Jahre alte Saburo Kawabuchi, hatte am Vortag erklärt, Mori habe ihn gebeten, sein Nachfolger zu werden. Doch dass die alte Garde die Personalie wohl hinter verschlossenen Türen regeln wollte, sorgte prompt für Kritik und Rufe nach mehr Transparenz. Am Freitag ließ Kawabuchi dann wissen, er verzichte auf die Nachfolge Moris. "Die Regierung wird weitere Anstrengungen unternehmen, um das Vertrauen wiederherzustellen und das große Konzept der Vielfalt und Harmonie im In- und Ausland zu verbreiten", sagte Olympia-Ministerin Hashimoto.
Das Image Olympias nimmt weiteren Schaden
Der Eklat drohte das durch diverse Probleme wie anfängliche Plagiatsvorwürfe um das Olympia-Logo, explodierende Kosten und die coronabedingte Verschiebung ohnehin schon belastete Image der Spiele weiter zu beschädigen. Rund 390 freiwillige Olympia-Helfer zogen sich aus Protest zurück, Unmut gab es auch von Sponsoren-Seite. Der Skandal wirft ein Schlaglicht auf die Benachteiligung von Frauen in Japans männerdominierter Gesellschaft. In der Politik und in Führungsetagen sind Frauen in Japan stark unterrepräsentiert.
Im Ranking des Weltwirtschaftsforums zur Gleichberechtigung liegt die Nummer drei der Weltwirtschaft nur auf Platz 121 von 153. Der Skandal um Mori hat nach Einschätzung von Beobachtern das Thema Gleichberechtigung in Japan nun aber stärker ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gebracht. Das OK beschloss auf seiner Sondersitzung am Freitag, sich künftig stärker für die Gleichstellung der Geschlechter einsetzen und die Zahl von Frauen in Führungspositionen erhöhen zu wollen. Auch dafür solle eine Arbeitsgruppe eingesetzt werden.
Das IOC bleibe überzeugt "von der sicheren und erfolgreichen Ausrichtung" der Spiele in Tokio, hieß es in der Mitteilung. Bach sagte, er respektiere Moris Entscheidung und könne die Gründe dafür nachvollziehen.
Japans Olympia-Macher und die Regierung hatten laut örtlichen Medien nicht mit so heftigen Reaktionen der Öffentlichkeit und im Ausland gerechnet und gehofft, Mori würde im Amt bleiben können. Auch das IOC hatte das Thema nach Moris Entschuldigung zunächst als erledigt betrachtet, seine Äußerungen dann jedoch in einer Stellungnahme als "absolut unangebracht" bezeichnet.
Umfrage: Mehr als 80 Prozent der Japaner gegen Durchführung der Spiele 2021
In Umfragen sprechen sich mehr als 80 Prozent der befragten Japaner dafür aus, die Spiele angesichts der andauernden Pandemie erneut zu verschieben oder ganz abzusagen. Die wegen der Corona-Pandemie verlegten Spiele sollen vom 23. Juli bis 8. August 2021 stattfinden. (dpa/hau)
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