Michael Mronz ist Mitglied im Internationalen Olympischen Komitee. Die Wahl war nur noch Formsache, hat aber trotzdem viele überrascht. Wer ist der 56-Jährige, der das IOC in seiner Heimat Deutschland vertreten soll? Wir stellen den Sportmanager näher vor.

Ein Porträt
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Der Einschnitt war heftig. Deshalb blieb für Michael Mronz die Welt an diesem 18. März 2016 abrupt stehen. Es war der Tag, an dem seine große Liebe Guido Westerwelle starb. Der Ex-Außenminister hatte den Kampf gegen den Krebs endgültig verloren. Sein Tod mit nur 54 Jahren hinterließ eine Wunde, eine kaum zu füllende Lücke, Trauer und Schmerz. Mronz machte deshalb auch keinen Hehl daraus, wie hart ihn der Schicksalsschlag traf. "Guido ist ein Teil meines Lebens, er hat mich geprägt. Und das tut er noch immer. Unser gemeinsamer Kompass fürs Leben führt mich weiterhin", sagte Mronz 2017 im Interview der Funke Mediengruppe. "Ich glaube, ich werde Guidos Tod nie richtig realisieren. Es ist alles so schwer nachzuvollziehen", so Mronz weiter.

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Der Unternehmer, Sport- und Eventmanager und der FDP-Politiker waren von 2003 an ein Paar. Nach sieben Jahren Beziehung ließen sie 2010 eine Lebenspartnerschaft eintragen, ehe Westerwelle 2014 die Diagnose Leukämie erhielt. Von seinem Mann verabschiedete sich Mronz mit emotionalen Worten. "Wir haben gekämpft. Wir hatten das Ziel vor Augen. Wir sind dankbar für eine unglaublich tolle gemeinsame Zeit. Die Liebe bleibt."

Mronz führt Westerwelles Andenken weiter

Auch heute noch, auf spezielle Art und Weise, denn Mronz führt Westerwelles Andenken unter anderem durch die "Westerwelle Foundation" fort. Eine non-profit Organisation, die "Unternehmergeist in aufstrebenden Märkten fördern und gleiche Chancen für alle eröffnen" will. Mronz musste lernen, positiv damit umzugehen, die Stiftung als Chance zu begreifen, nach vorne gerichtet zu agieren. "Es gibt mir die Möglichkeit, jeden Tag in einer positiven Verbindung mit ihm zu stehen", sagte Mronz 2017 der Gala. Er fühlte sich nicht verpflichtet, diese Aufgabe zu übernehmen, doch natürlich war er prädestiniert dafür.

Denn der Kölner hatte sich schon damals als erfahrener Sport- und Eventmanager längst einen Namen gemacht. Der 1967 in Köln geborene Bruder des früheren Tennisprofis Alexander Mronz studierte BWL und organisierte zu der Zeit erste Tennisturniere. 1988 feierte er beim "Pohland Cup" in Köln sein Debüt als Veranstalter. Der Startschuss für viele weitere Projekte, an denen er fortan beteiligt war, und dies in einer beeindruckenden Bandbreite.

So gründete er zum Beispiel die MMP Event GmbH als Spezialist für Premium Entertainment Events in Deutschland wie den Eurovision Song Contest, die Leichtathletik Weltmeisterschaft 2009, Die TV total WOK WM, Die TV total Stock Car Crash Challenge, das ATP-Turnier BMW Open in München, Marathon-Events in Bonn und Gelsenkirchen oder die Weihnachtssingen im Dortmunder Signal Iduna Park und der Veltins-Arena auf Schalke. Von 2010 bis 2017 war er im Vorstand von "Ein Herz für Kinder" tätig, vier Jahre davon als Vorsitzender.

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Mronz macht den CHIO groß

Seit dem 1. Oktober 1997 ist Mronz zudem Geschäftsführer der Aachener Reitturnier GmbH (ART), womit er zuständig ist für die Vermarktung des CHIO Aachen, der größten Reitveranstaltung der Welt, deren Ansehen er in den zurückliegenden Jahren steigerte. Der Ort übrigens, an dem er Westerwelle 2003 kennenlernte. Daneben berät er Unternehmen, Vereine und Einzelpersonen in den Bereichen Sport-Sponsoring und Marketing. 2006 wurde er von der Fachzeitschrift Horizont Sportbusiness zum "Sportmanager des Jahres" gekürt. Er sei ein "Zampano des Veranstaltungsgeschäfts", hieß es damals. Was immer noch stimmt, aber längst nicht mehr nur. Mronz hat sich ein großes Netzwerk aufgebaut, arbeitet an vielen Projekten, er hat Einfluss und ein Herzensprojekt: Olympia in Deutschland.

Zuletzt setzte sich Mronz als Mitbegründer der Initiative Rhein-Ruhr für eine Bewerbung für die Olympischen Spiele 2032 ein. Seine Privatinitiative hatte es durch den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) unter dem damaligen Präsidenten Alfons Hörmann aber nicht zur offiziellen deutschen Bewerbung geschafft. Außerdem hatte sich das Internationale Olympische Komitee (IOC) bereits 2021 auf Brisbane als bevorzugten Kandidaten festgelegt. Ein Rückschlag für Mronz, der sich nicht nur mit dem DOSB und der Landespolitik über die Schuldfrage stritt. "Darüber, wie das jetzt gelaufen ist, müssen wir mit dem IOC sicherlich diskutieren. Jubelnd laufen wir nicht durch die Gegend", sagte Mronz damals dem Kölner Stadt-Anzeiger.

Für Mronz "eine große Ehre"

Das sieht nun anders aus, der Jubel bei Mronz ist groß, der Streit vergessen, denn der 56-Jährige ist seit dem 17. Oktober 2023 offiziell Mitglied des IOC. "Die Vision des IOC, durch Sport eine bessere Welt zu schaffen, zieht sich als Überzeugung und Leitmotiv seit Jahrzehnten durch meinen persönlichen und beruflichen Werdegang", sagte Mronz. Es sei eine "große Ehre", das IOC in seiner Heimat vertreten zu dürfen, sagte er. Mronz ist neben Präsident Thomas Bach (69) und Athletenvertreterin Britta Heidemann (40) das dritte deutsche IOC-Mitglied. Er gilt als "unabhängige Einzelperson". Seine Wahl hatte viele überrascht, was allerdings nicht an der fachlichen Kompetenz liegt, sondern daran, dass das IOC den DOSB erst kurzfristig über die Aufstellung zur Wahl informiert hatte.

Als IOC-Mitglied gehört Mronz nun satzungsgemäß auch dem DOSB-Vorstand an. "Ich freue mich sehr für Michael Mronz persönlich, aber auch für den deutschen Sport, der damit im internationalen Netzwerk noch besser vertreten ist", sagte DOSB-Präsident Thomas Weikert , der von einer "exzellenten Wahl" sprach und Mronz als "ausgesprochenen Experten und engagierten Anwalt der olympischen Idee" würdigte. Neben einem Einfluss im Weltsport ist die Hoffnung groß, dass Mronz sein Herzensprojekt, die Olympia-Bewerbung, weiter vorantreiben kann.

„Michael Mronz ist ein weltweit anerkannter Experte für Sportgroßveranstaltungen und hervorragend geeignet, als Fachmann und Persönlichkeit Brücken zwischen Olympia und Deutschland zu schlagen“, sagte der DOSB-Vorstandsvorsitzende Torsten Burmester der dpa. "Der Sport professionalisiert sich. Daher ist es nur konsequent, diesen Aspekt auch im IOC zu betonen. Michael Mronz ist ein ausgewiesener Experte im Sportmanagement - ein unabhängiger Mann aus der Praxis mit visionären Ideen", lobte Andreas Michelmann, Sprecher der Spitzensportverbände im DOSB. "Solche Menschen können dem IOC guttun."

Den Dialog fördern

Als Mitglied des IOC könne Mronz helfen, den für eine Bewerbung notwendigen kontinuierlichen Dialog zwischen dem DOSB und dem IOC zu fördern, sagte Christoph Niessen, Vorstandsvorsitzender des Landessportbunds Nordrhein-Westfalen. Mronz sei nicht nur unabhängig, sondern auch erfolgreich: "Es liegt auf der Hand, dass das dem deutschen Sport helfen könnte, vielleicht sogar, weil er gerade nicht in einem der deutschen Sportverbände gebunden ist."

Deshalb wird nun wieder von Olympia in Deutschland geträumt, von den Spielen 2036 oder 2040. Rhein-Ruhr hat das Interesse bekräftigt. "Auf die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Thomas Weikert und dem Präsidium freue ich mich sehr", sagte Mronz. "Gespannt" blicke er "auf die bevorstehende Verantwortung und darauf, gemeinsam mit Britta Heidemann, dem internationalen Sport eine stärkere Sichtbarkeit zu geben". Mronz hat fraglos den vorläufigen Höhepunkt seiner sportpolitischen Karriere erreicht. Für ihn wieder ein Einschnitt. Diesmal ein ausnahmslos positiver.

Transparenzhinweis:

  • Im Vorstand der "Westerwelle Foundation", die von Michael Mronz als Vorstandvorsitzender geführt wird, sitzt auch Ralph Dommermuth als Mitgründer der Stiftung. Dommermuth führt als Vorstandsvorsitzender die Unternehmensgruppe United Internet AG, zu der auch dieses Portal gehört.

Verwendete Quellen:

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