• Mit ihren 15 Jahren ist Russlands Eislauf-Verheißung Kamila Walijewa nach ihrem fantastischen Auftritt im Team-Wettbewerb in die Mühlen der Sportjustiz geraten.
  • Das verspätet veröffentlichte Ergebnis ihres Doping-Tests lässt seitens Russlands eine Verschwörungstheorie aufkommen.
  • Derweil findet eine frühere Eis-Prinzessin deutliche Worte der Kritik.

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Das Russische Olympische Komitee (ROC) kämpft um das Startrecht der unter Dopingverdacht stehenden Eiskunstläuferin Kamila Walijewa im Einzelwettbewerb in Peking. Das ROC verwies am Freitag auf zwei negative Dopingtests der 15-Jährigen - nach der EM im Januar und während der Olympischen Winterspiele in China. Walijewa habe daher "das Recht, uneingeschränkt zu trainieren und an Wettkämpfen teilzunehmen", bis das Schiedsgericht CAS eine Entscheidung trifft.

Zuvor hatte die Internationale Testagentur ITA, die sich im Auftrag des IOC um die Dopingtests bei Olympischen Spielen kümmert, ein positives Resultat einer Probe Walijewas vom 25. Dezember veröffentlicht.

Olympia 2022: Erst nach dem Gewinn des Golds durch Russlands Team kam Ergebnis der A-Probe

Das Ergebnis der A-Probe, die bei den russischen Meisterschaften in St. Petersburg genommen und vom Labor in Stockholm analysiert worden war, lag demnach erst am 8. Februar vor - einen Tag nach der Entscheidung im Teamwettbewerb, in dem Walijewa mit dem ROC-Team Gold gewonnen hatte. In dieser Probe fand sich die verbotene Substanz Trimetazidin.

Das ROC stellt den Test infrage. "Die Verzögerungen bei der Analyse der Probe werfen ernsthafte Fragen auf", sagte ROC-Chef Stanislaw Posdnjakow der russischen Nachrichtenagentur RIA Novosti: "Es scheint, dass jemand die Probe bis zum Ende des Mannschaftswettbewerbs zurückgehalten hat."

Weiter hieß es: "Das Russische Olympische Komitee ergreift umfassende Maßnahmen, um die Rechte und Interessen der Mitglieder des ROC-Teams zu schützen und die ehrlich gewonnene olympische Goldmedaille zu behalten."

Russlands Regierung fordert Walijewa auf: "Versteck' Dein Gesicht nicht - und gewinne!"

Auch der Kreml nahm erwartungsgemäß eine klare Position ein. "Wir stehen voll und ganz hinter unserer Kamila Walijewa und rufen alle auf, sie zu unterstützen", sagte Regierungssprecher Dmitri Peskow: "Wir sagen Kamila: Versteck' dein Gesicht nicht! Du bist Russin, nimm an den Wettkämpfen teil und gewinne!"

Die russische Anti-Doping-Agentur RUSADA hatte Walijewa zunächst suspendiert, als das Ergebnis in Peking bekannt wurde, diese Suspendierung aber einen Tag später aufgehoben: in einer Berufungsverhandlung am 9. Februar vor dem Disziplinarausschuss der RUSADA. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) und der Eislauf-Weltverband ISU gehen dagegen vor dem CAS vor. Eine Entscheidung soll vor dem 15. Februar fallen, wenn in Peking die Frauenkonkurrenz beginnt.

Das Sportgericht CAS steht unter Zeitdruck

Jetzt sollen die Sportrichter im Eilverfahren entscheiden. Das Internationale Olympische Komitee will nicht akzeptieren, dass eine vorläufige Sperre der 15-Jährigen durch Russlands Anti-Doping-Agentur aufgehoben wurde. Im Auftrag des IOC legte die ITA Berufung in der Sache ein. "Wir wollen das so sehr beschleunigen wie möglich", sagte IOC-Sprecher Mark Adams am Freitag. Nun ist der Internationale Sportgerichtshof CAS am Zug.

Die deutsche Eiskunstlauf-Legende Katarina Witt nimmt Walijewa unterdessen in Schutz und das Team der Jugendlichen ins Visier. "Wenn überhaupt, gehören die verantwortlichen Erwachsenen für immer für den Sport gesperrt! Das was sie ihr vielleicht zugemutet haben, ist an Unmenschlichkeit nicht zu überbieten und lässt mein Sportlerherz weinen", schrieb Witt am Donnerstag bei Facebook.

"Als Athletin befolgt man den Rat seiner Vertrauten und in diesem Falle immer zuerst dem Trainer- und ärztlichem Team", sagte die Olympiasiegerin von 1984 und 1988: "Dieses junge Mädchen und Wunderkind, welches gerade die ganze Welt mit ihrer Sportlichkeit und Anmut verzaubert, ist mit ihren 15 Jahren minderjährig und sie trifft hier keine Schuld."

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Russischer Dachverband will Olympia-Gold trotz Dopingfalls behalten

Das ROC hält das Vorgehen der Sportbehörden übrigens für nicht rechtens und will um das gewonnene Gold kämpfen. "Die Dopingkontrolle eines positiv getesteten Athleten gilt nicht für den Zeitraum der Olympischen Spiele", hieß es in einer Erklärung von ROC.

Außerdem habe Walijewa nach dem positiven Test wiederholt Dopingkontrollen bestanden - unter anderem bereits in Peking während des Teamwettbewerbs. "Alle Ergebnisse sind negativ gewesen", bekräftigte das ROC.

Saveh Shemshaki wegen positiven Doping-Tests von den Spielen ausgeschlossen

Als erster des Dopings überführter Athlet bei den Olympischen Winterspielen in Peking hatte der Iraner Saveh Shemshaki am 9. Februar für Schlagzeilen gesorgt. Der 36-jährige alpine Skifahrer wurde von seiner dritten Olympia-Teilnahme nach einem positiven Test auf ein anaboles Steroid ausgeschlossen.

2014 in Sotschi hatte der Slalom- und Riesenslalom-Spezialist die iranische Flagge bei der Eröffnungsfeier getragen. (afp/dpa/hau/mbo)

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