• Olympia zieht viele Menschen vor den TV-Bildschirmen in seinen Bann.
  • ARD und ZDF übertragen mit vielen Gesichtern Olympia live, leiden aber unter den Corona-Bedingungen in China.
  • In einem Bereich fehlt es auch an weiblichem Personal.
Eine Kritik

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Olympia zieht die Sportwelt - aber auch viele Zuschauerinnen und Zuschauer in den Bann. Coronabedingt zuletzt vor allem vor den TV-Bildschirmen. So auch bei den Olympischen Spielen in Peking.

Aber wie schlagen sich ARD und ZDF in ihrer Olympiaberichterstattung und stehen nur der Sport und die deutschen Erfolge im Mittelpunkt oder gibt es auch Einblicke in die Abläufe rund um Olympia? Wir haben in den vergangenen Tagen genau hingeschaut und ziehen ein erstes Fazit zur Übertragung bei den beiden öffentlich-rechtlichen Sendern.

Die Corona-Pandemie und Chinas strenger Umgang mit Coronafällen geht an den Übertragungen keineswegs spurlos vorüber. So manches Sendergesicht konnte die Reise nach Fernost gar nicht erst antreten, andere mussten, wie ARD-Moderator Claus Lufen, vor Ort zunächst in Quarantäne.

Die ohnehin schon kleinen Teams vor Ort wurden so noch weiter ausgedünnt und doch gab es bislang noch keine Komplett-Ausfälle von Übertragungen, auch wenn ZDF-Moderatorin Kathrin Müller-Hohenstein an einem Tag sogar die komplette Sendedauer hinweg durchhalten musste.

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So schlagen sich die Moderatorinnen und Moderatoren in ARD und ZDF

Mit Ausnahme von Rudi Cerne im ZDF liegt die Moderation der Olympia-Sendungen ausschließlich in weiblichen Händen. Neben oben erwähnter Kathrin Müller-Hohenstein sind für die ARD Julia Scharf und Jessy Wellmer mit der Moderation betraut. Aufgrund der Pandemie wurde das Hauptsendezentrum in Mainz eingerichtet - mit dem Nachteil, dass die Olympioniken nicht direkt im Studio vorbeischauen können. Dadurch fällt die Rolle der Moderatorinnen und Moderatoren etwas kleiner aus, als bei anderen Olympischen Spielen.

Neben dem Überleiten von einer zur anderen Sportart bleiben dann nur noch das Anmoderieren von Beiträgen und gelegentliche Gespräche mit Experten und Expertinnen, die ebenfalls aus Mainz kommentieren. Hier kann natürlich nicht jede und jeder in jeder Sportart mit Fachwissen glänzen, sodass so mancher Talk auch nur an der Oberfläche kratzt und nicht jeden Dauer-Wintersport-Gucker zufrieden stellt. Manchmal wird das Thema dann auch auf die besondere Geschichte des Gastes oder sogar auf das Outfit des Gastes gelenkt. Aufgrund der strikten Corona-Regeln und der strengen Blase gibt es auch so gut wie keine Eindrücke von Land und Leuten, die die Berichterstattung schon so manches Mal aufgelockert hätten.

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So schlagen sich die Expertinnen und Experten in ARD und ZDF

Kundige Wintersport-Zuschauer kennen die meisten Expertinnen und Experten der öffentlich-rechtlichen Sender bereits aus den vorangegangenen Wintern. Die Bandbreite in Sachen Qualität ist dabei mindestens so groß wie die Anzahl der Mitarbeitenden im Olympia-Team beider Sender.

Diese reicht von wenig aussagekräftigen Allgemeinsätzen, wie zum Beispiel von Ex-Biathlet Sven Fischer, bis hin zu einem Klartext-Feuerwerk, das die Ex-Skispringer Sven Hannawald und Toni Innauer sowie Ex-Skifahrer Felix Neureuther abliefern. Das tolle Ski-Duo Neureuther und Bernd Schmelzer kommentiert leider nicht zusammen, letzterer berichtet allein von den chinesischen Kunstschnee-Pisten.

Die emotionalen Ausbrüche von Innauer nach dem skandalösen Mixed-Springen und von Hannawald nach der Silbermedaille für Katharina Althaus waren hingegen echte Highlights.

Davon wünschen sich die Zuschauer mehr, denn schließlich lebt der Sport auch ein Stück weit von den Emotionen. Fachliche Mängel zeigen aber keine der Expertinnen und Experten, dies wäre aber auch verwunderlich, schließlich haben sie alle eine eigene Vergangenheit in ihrer Sportart.

So schlagen sich Kommentatorinnen und Kommentatoren in ARD und ZDF

Sie sind die Stimmen, die mit historischen Momenten verknüpft werden, erinnert sei an Tom Bartels beim WM-Finale 2014 ("Mach ihn! Er macht ihn!"). Bisher ist bei den Olympischen Spielen ein solch magischer Moment noch nicht entstanden, emotional war es trotzdem schon.

Nach 41 Jahren beendete "ARD"-Rodel-Kommentator Peter Grube seine Laufbahn und vergoss dabei auch das eine oder andere Tränchen, wie er in der Live-Reportage einräumte. Ansonsten fällt vor allem der teilweise extreme deutsche Fokus auf. Jeder Lauf oder Durchgang einer deutschen Sportlerin oder eines deutschen Sportlers wird mit erhobener Stimme begleitet, während die restliche Konkurrenz relativ neutral begleitet wird.

Natürlich sind Olympische Spiele ein Wettstreit der Nationen, doch so manches Mal wäre auch die stärkere Anerkennung der Leistungen von nicht-deutschen Teilnehmerinnen und Teilnehmern wünschenswert, gerade wenn diese den deutschen Sportlern überlegen sind.

Während es fachlich nichts vorzuwerfen gibt, fällt die niedrige Frauenquote im Bereich der Kommentatorinnen auf. Das Kommentieren ist bei den öffentlich-rechtlichen offenbar immer noch Männersache.

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