Mit Marcel Hirscher ist kürzlich der erfolgreichste Skirennläufer der vergangenen Jahre zurückgetreten. Der 30-Jährige hinterlässt eine riesige Lücke für die bevorstehende Weltcup-Saison – gleichzeitig ist sein Karriereende eine Chance für die nächste Generation und diejenigen, die bislang in seinem Schatten standen. Wer könnte der nächste große Ski-Superstar werden?

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Ihm konnte in den vergangenen Jahren niemand das Wasser reichen. Achtmal in Folge gewann Marcel Hirscher den Gesamt-Weltcup, genauer gesagt seit der Saison 2011/12. Dazu gewann der Österreicher zweimal Gold bei den Olympischen Spielen in Pyeongchang und siebenmal Gold bei Weltmeisterschaften. Ski Alpin hatte in den vergangenen Jahren nur einen Namen: Marcel Hirscher.

Als der 30-Jährige im September nach reichlich Spekulation seinen Rücktritt bekannt gab, war die Ernüchterung in der Wintersportwelt groß.

Sein Abschied bedeutet jedoch auch der Aufgang eines neuen Sterns am Skihimmel – oder vielleicht mehreren? Am 26. Oktober startet die Weltcup-Saison in Sölden. Wer tritt in Hirschers Fußstapfen? Wir machen den Nachfolge-Check.

Henrik Kristoffersen: Slalomspezialist mit besten Chancen

Der 25-jährige Norweger brachte Hirscher zuletzt am häufigsten in Bedrängnis. In den vergangenen beiden Weltcup-Saisons wurde Henrik Kristoffersen zwölfmal Zweiter hinter dem Überflieger aus Österreich. 2015/16 – damals wurde er Erster in der Slalom-Wertung im Weltcup – und 2017/18 belegte er im Gesamt-Weltcup hinter Hirscher den zweiten Rang.

Sein Nachteil: Der Norweger startete bisher weder in der Abfahrt noch im Super G im Weltcup, sondern spezialisierte sich auf Slalom und Riesenslalom. Nach dem Karriereende Hirschers will er seinen Fokus neu ausrichten:

"Ich will schnell Ski fahren, viele Rennen gewinnen und erst dann kann ich auf den Gesamtweltcup schauen", sagte er bei "Servus TV" und gibt sich optimistisch: "Die Vorzeichen stehen natürlich besser, als wenn Marcel noch dabei wäre." Seine Motivation ist riesig, seine Chancen stehen gut.

Alexis Pinturault: In der Kombination glänzt er – im Gesamt-Weltcup auch?

Die vergangene Saison war mit Platz zwei in der Gesamt-Weltcup-Wertung und zwei WM-Medaillen in Are seine stärkste. Die Königsdisziplin von Alexis Pinturault ist die Alpine Kombination – in dieser Wertung belegte er 2018/19 die Spitzenposition und holte Gold bei der WM. Bisher feierte er 23 Einzelsiege im Weltcup. Der 28-Jährige hat definitiv das Potenzial, ganz oben zu stehen.

Marco Schwarz: Österreichs Wundertüte auf dem Vormarsch

Marcel Hirschers Landsmann geht es langsam an, die vergangene Saison endete für ihn mit einem Kreuzbandriss. Dabei hatte sein Triumphzug kurz zuvor erst begonnen: In Oslo und Wengen holte er seine ersten beiden Weltcup-Siege, was ihn zur Bronze-Medaille in der Kombinations-Disziplin bei der WM beflügelte.

Ob der 24-Jährige für die ersten Rennen fit wird, steht noch nicht fest. "Ich will mir keinen Stress machen. Ich will mich zu hundert Prozent fit fühlen", sagte der Slalom- und Riesenslalomspezialist auf einer Pressekonferenz. Ist er zu hundert Prozent fit, ist es wahrscheinlich, dass er den neunten Platz im Gesamt-Weltcup unterbietet. Für die Weltspitze ist er noch nicht zu alt.

Clement Noël: Perspektivisch der nächste Superstar

Dass aus ihm ein Star werden kann, riechen auch die Sponsoren: Red Bull nahm Clement Noël nach Hirschers Rücktritt in seinen Kader auf, dem auch Kristoffersen, Pintaurault und die Deutschen Thomas Dreßen und Viktoria Rebensburg angehören – alles Hoffnungsträger.

Das ist nun auch der 22-Jährige, doch: Er fährt seit weniger als zwei Jahren in der Weltspitze mit. Bei der Junioren-WM vergangenes Jahr in Davos gewann er die Goldmedaille im Slalom.

Nur 18 Rennen benötigte er für seinen ersten Weltcup-Sieg in Wengen im Januar. Aktuell sind ihm andere Athleten, etwa Kristoffersen oder Pinturault, noch überlegen. Perspektivisch hat er das Potenzial zum nächsten Ski-Alpin-Superstar.

Marco Odermatt: Der Shootingstar aus der Schweiz besticht durch Vielseitigkeit

Die erste komplette Weltcup-Saison war ein Volltreffer für den 21-Jährigen. Zweimal schaffte Marco Odermatt es auf das Podest. Der sechsfache Junioren-Weltmeister fuhr in drei verschiedenen Disziplinen in die Top 15 – Vielseitigkeit ist die Stärke des 21-Jährigen. Er glänzt im Riesenslalom, im Super G und in der Abfahrt.

Selbst Marcel Hirscher schwärmte vom Schweizer Youngster. Anfang 2019 sagte er: "Der kann Gesamtweltcup-Sieger werden, Olympiasieger und was er alles möchte." Das schmeichelt Odermatt: "Ich kann daraus sicher auch Selbstvertrauen schöpfen." Auch ihn sollte man langfristig auf dem Schirm haben.

Von den jüngeren Athleten hat sicher Henrik Kristoffersen die besten Chancen, den Gesamt-Weltcup zu gewinnen. Doch auch mit den Routiniers, darunter Dominik Paris aus Südtirol oder dem Schweizer Beat Feuz, ist zu rechnen. Eine Ära prägen werden sie mit über 30 Jahren aber sicher nicht mehr.

Quellen:

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