Oberstdorf - Für den großen Traum von der Vierschanzentournee würden die deutschen Skispringerinnen auch nervige Opfer bringen. "Ich würde auch um sieben springen", sagt Selina Freitag mit einem Lächeln - und auch Teamkollegin Katharina Schmid würde zur Frühaufsteherin werden: "Solange wir dann wirklich die Vierschanzentournee haben."

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Seit Jahren wird über die Tournee für Frauen diskutiert. Die Verantwortlichen betonen immer wieder, die Veranstaltung grundsätzlich zu wollen. Sie wäre der nächste Schritt zur Gleichberechtigung im Skispringen. Zwischenzeitlich sah es auch mal so aus, als könnte es in diesem Jahr so weit sein. Daraus wurde nichts. Warum?

Schmid würde gerne am Qualifikationstag der Männer springen

Die scherzhaften Aussagen der besten deutschen Springerinnen über verrückte Startzeiten zeigen das wohl größte Problem, das das Premium-Event rund um den Jahreswechsel für die Frauen bisher verhindert: der enge Terminplan und die damit verbundene mögliche Kollision mit den Wettkämpfen der Männer.

Denn: Genau wie Andreas Wellinger, Pius Paschke und Co. wollen die Athletinnen nacheinander in Oberstdorf, Garmisch-Partenkirchen, Innsbruck und Bischofshofen um den Tourneesieg springen.

"Wenn ich meinen Wunsch äußern dürfte, dann würde ich gerne am Quali-Tag der Herren unseren Wettkampf haben", sagt Schmid. "Selbst am Quali-Tag in Oberstdorf stehen da halt 17.000 Zuschauer. Das wäre für uns Damen schon noch eine andere Hausnummer."

Hannawald: "Abhängig von Innsbruck und seinem Flutlicht"

In Garmisch-Partenkirchen und Oberstdorf, wo die Springerinnen an Silvester und Neujahr wieder die sogenannte Two Nights Tour und damit eine Art halbe Vierschanzentournee austragen, würde das wohl auch klappen. In Innsbruck gibt es allerdings nach wie vor kein Flutlicht an der Bergiselschanze. Im Januar soll erneut beraten werden, wie es weitergeht.

Vierschanzentournee - Oberstdorf
Die Vierschanzentournee ist ein Publikumsmagnet. © dpa / Daniel Karmann/dpa

"Wir sind immer noch abhängig von Innsbruck und seinem Flutlicht", sagt Skisprung-Legende Sven Hannawald. Ohne Beleuchtung ist das Zeitfenster für zwei Wettbewerbe an einem Tag zu klein, um bei Wetterkapriolen reagieren zu können. Daneben haben auch Verpflichtungen gegenüber anderen Wettkampforten, eingeschränkte Hotelkapazitäten und die Tournee-Infrastruktur generell dazu beigetragen, dass es noch keine Tournee für Frauen gibt.

Schmid will sich nicht mehr aufregen

Hannawald wundern die Verzögerungen nicht. "Es war von vorneherein klar, dass es dauert. So eine Tournee holt man nicht einfach aus dem Briefkasten", sagte der bis dato letzte deutsche Tourneesieger der Deutschen Presse-Agentur.

Schmid, die sich seit Jahren für das Event einsetzt, versucht, sich von den Verzögerungen nicht runterziehen zu lassen. "Aktiv können wir nicht mehr machen, als ich die letzten Jahre schon gemacht habe", sagt sie. "Es ist zwar schon immer ein bisschen mühsam, aber ich versuche, mich da auch nicht mehr aufzuregen. Weil im Grunde entscheide das nicht ich, sondern andere."

Noch hat die 28-Jährige die Hoffnung nicht aufgegeben, selbst noch als Athletin bei einer Tournee dabei zu sein. Sie weiß aber auch, dass die Chancen von Jahr zu Jahr geringer werden. Schon im vergangenen Sommer hielt sich die aktuell Führende im Gesamtweltcup lange offen, ob sie ihre Karriere fortsetzt. Nach dieser Saison will sie erneut entscheiden, ob sie weitermacht. Die Entscheidung für eine baldige Tournee-Premiere wäre ein Anreiz.  © Deutsche Presse-Agentur

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