Von den Beatles sind nur noch Paul McCartney und Ringo Starr am Leben. Wer allerdings Verschwörungstheorien Glauben schenken möchte, mag annehmen, dass McCartney schon 1966 ums Leben kam und seither durch ein Double ersetzt wird. Doch der echte Paul ist immer noch auf Tour, macht immer noch Musik - und feierte am 18. Juni 2022 seinen 80. Geburtstag.

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Auf einem der berühmtesten Platten-Cover aller Zeiten ist Paul McCartney barfuß unterwegs: Für "Abbey Road" lief er mit seinen Beatles-Kollegen George Harrison, Ringo Starr und John Lennon über einen Zebrastreifen vor den Abbey Road Studios in London. 1969 war das, der Zebrastreifen ist heute weltberühmt und ein Mekka für Beatles-Fans aus aller Welt. Kurz nach diesem Foto trennte sich die Band, "Abbey Road" wurde das letzte Album, das sie gemeinsam aufnahmen.

Dass McCartney auf dem Platten-Cover als einziger keine Schuhe trägt, war für Verschwörungstheoretiker einer der Beweise dafür, dass der Original-Beatle zu diesem Zeitpunkt gar nicht mehr am Leben und durch ein Double ausgetauscht worden war.

Auf Paul McCartneys Konto gehen die Welthits "Let it Be" und "Hey Jude"

Paul McCartney, der Original-Beatle, wurde am 18. Juni 1942 in Liverpool geboren, feiert in diesem Jahr seinen 80. Geburtstag, ist Musiker, Songwriter, Komponist, Sänger, Produzent und Filmproduzent, schreibt Bücher und malt.

Er schrieb die Welthits "Let it Be", "Hey Jude" und mit seiner zweiten Band Wings "Live and Let Die". Der "James Bond"-Song wurde für den Oscar nominiert, gewonnen hat er ihn für die beste Filmmusik im "Let it Be"-Film. Und er steht immer noch auf den Bühnen dieser Welt, war gerade erst auf Tour durch Nordamerika.

Dass die Beatles gar nicht anders können als Musik machen, erklärte Richard Starkey, besser bekannt als Ringo Starr, jüngst in einem Interview mit der "Bild am Sonntag": "Eigentlich gehören wir ja ins Seniorenheim, aber wir touren immer noch durch die Welt. Die Musik hält uns einfach jung."

Als er richtig jung war, mit 14, hat Paul McCartney auf einem Kirchenfest in Liverpool John Lennon getroffen. 1960 starteten die beiden mit George Harrison ihre Weltkarriere im Indra und im Star-Club in Hamburg, 1962 stieß Ringo Starr dazu, innerhalb von zwei Jahren standen sie fast 300-mal auf der Bühne des Cavern-Club in Liverpool. Und das war erst der Anfang.

Zeit seines Lebens hat McCartney Musik gemacht. Wie er und John Lennon ihre weltberühmten Songs schrieben, wie George Harrison und Ringo Starr ihre Musik beisteuerten, wie sie auch nach stundenlangen Sessions über den besten Gitarrenriff diskutierten, und wie sie sich so stritten, dass George Harrison kurzzeitig ausstieg - all das kann man sich in der großartigen Dokumentation "Get Back" auf Disney Plus anschauen.

Die ursprünglich schwarz-weißen Aufnahmen sind koloriert und enden mit dem weltberühmten "Rooftop Concert" auf dem Dach der Beatles-Firma "Apple Corps" in der Savile Road in London. Das ist nicht nur was für Fans der vier Jungs aus Liverpool.

Doch einen der größten und herausragendsten Komponisten aller Zeiten in einem einzigen Artikel zum 80. Geburtstag würdigen? Unmöglich.

Am besten lässt sich Paul McCartney wohl an seinem Humor und seiner Art, mit Dingen umzugehen, charakterisieren. Über die "Paul is dead"-Theorie ("Paul ist tot") hat er sich selbst mehrfach geäußert. "Das ist alles ausgemachter Schwachsinn", sagte er etwa 1969 in einem Interview mit dem "Life"-Magazin, das mit den Worten "Paul is still with us" ("Paul ist immer noch unter uns") überschrieben wurde.

"The Beatles: Get Back" - dreiteilige Doku-Serie von Regisseur Peter Jackson

Echte Musikgeschichte, auf Film gebannt: Regisseur Peter Jackson ("Der Herr der Ringe") zeigt Aufnahmesessions der Beatles aus dem Jahr 1969 - bestehend aus nie zuvor gezeigtem und restauriertem Material - als dreiteilige Dokumentarserie. "The Beatles: Get Back" erscheint am 25., 26. und 27. November auf Disney+.

"Paul is dead"-Theorie wurde durch Radiosender richtig groß

Zurück geht die Theorie auf einen Artikel in einer Campuszeitung der University of Michigan aus dem Jahr 1969. Darin wurde scherzhaft behauptet, der echte Paul McCartney sei bereits 1966 bei einem Autounfall gestorben - kurz nach dem Höhepunkt der Beatlemania. Die drei Band-Kollegen ersetzten ihn, den beliebtesten Beatle, durch ein McCartney-Lookalike, das sich ein paar plastischen Operationen unterzog und schließlich der neue Paul wurde.

Richtig groß wurde die Verschwörungstheorie, als ein Radiosender aus Detroit sie einige Zeit später aufgriff: "Paul is dead" war geboren. So wird die Theorie bis heute genannt. Für die Verschwörungstheoretiker war neben den bloßen Füßen zudem ein eindeutiges Zeichen für den Tod McCartneys, dass er - wieder als einziger - eine Zigarette in der Hand hält. In der rechten, obwohl McCartney Linkshänder ist.

Die übrigen Beatles sollen einen Trauerzug darstellen: John Lennon, komplett in Weiß gekleidet, symbolisiert einen Geistlichen, Ringo Starr in Schwarz einen Leichenbestatter und George Harrison in einem blauen Jeans-Outfit einen Totengräber.

Auch der weiße VW-Käfer, der am linken Fahrbahnrand geparkt ist, soll Hinweise auf den verfrühten Tod McCartneys geben: Auf dem Nummernschild steht unter anderem "28 IF", was bedeutet, dass der Beatle 28 Jahre alt wäre (Englisch "if"), wenn er noch leben würde.

Nicht nur im "Abbey Road"-Bild finden sich Hinweis auf die Theorie. Das Cover des Albums "Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band" soll wegen der vielen Blumen an eine Beerdigungsszene erinnern.

Das Ende des Songs "I Am the Walrus" soll sich anhören wie "Ha! Ha! Paul is dead!" - wenn man es rückwärts abspielt, selbstverständlich. Die Liste ist lang, die Hinweise teilweise absurd. In "Strawberry Fields Forerver" etwa wollen Anhänger der Verschwörungstheorie John Lennon sagen hören: "I buried Paul" ("Ich begrub Paul"). Tatsächlich sagt er am Ende des Songs aber "Cranberry Sauce".

Paul McCartney könnte die Theorie beinahe selbst erfunden haben. Sein Welthit "Yesterday" hieß in der ursprünglichen Fassung "Scrambled Eggs", also "Rühreier". Nicht weniger absurd als die "Paul is Dead"-Theorie.

McCartney: "Ich wäre gern ein bisschen weniger bekannt"

Trotz ein paar obskurer Verschwörungstheorien gelten die Beatles für viele Menschen noch immer als die beste Band aller Zeiten. Dabei machten Harrison, Lennon, Starr und McCartney nur in den Sechzigern und auch nur acht Jahre gemeinsam Musik. In dieser Zeit hatten sie aber 20 Nummer-eins-Hits und damit mehr als alle anderen Bands überhaupt - sie halten bis heute den Rekord. Sie verkauften mehr als 600 Millionen Tonträger weltweit und erhielten mehr Multi-Platin-Auszeichnungen als alle anderen Künstler. Die meisten der über 200 Songs kommen vom Duo Lennon/McCartney.

Wenig überraschend, dass Paul McCartney manchmal keine Lust auf seine Berühmtheit hat. Schon im Interview mit dem "Life"-Magazin beklagte er das: "Ich wäre gern ein bisschen weniger bekannt." Zumindest dieser Wunsch wird sicher weder zu seinem 80. Geburtstag noch Zeit seines Lebens in Erfüllung gehen.

Die Details, die die Verschwörungstheoretiker auf dem "Abbey Road"-Cover identifiziert haben, erklärte er übrigens nonchalant. "Ich war barfuß unterwegs, weil es an dem Tag heiß war", sagte er. "Der Volkswagen stand zufällig dort." Viele Jahre später, 1993, brachte Paul McCartney sogar ein Album heraus, das direkt darauf Bezug nahm: "Paul is live", Paul ist immer noch am Leben. Auf dem Cover trägt er Schuhe.

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Verwendete Quellen:

  • McCartney Interview: Life Magazine, 11/7/1969
  • The Beatles - Erfolge
  • Bild.de: "Ringo Starrs Liebeserklärung zum runden Geburtstag"
  • Insider.com: "The artists with the most No. 1 singles on the Billboard Hot 100, ranked"
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