Eine recht musikalische Woche liegt hinter uns. In seiner Heimat Detroit, quasi dem Wolfsburg der USA, nutzt der ursprünglich mal als Rapper bekannt gewordene Eminem (falls sich jemand gerne spontan alt fühlen möchte: inzwischen übrigens Opa) einen Wahlkampfauftritt der Demokraten, um Friedensnobelpreisträger und Ex-Präsident Barack Obama dabei zu unterstützen, Kamala Harris in den schon sehr bald anstehenden Präsidentschaftswahlen zur ersten weiblichen Präsidentin der Vereinigten Staaten zu machen. Eminem ist ja beruflich mit dem Performen von Rapsongs befasst, Obama eher weniger. Dennoch gelang es dem "Stan" Superstar Eminem, den beliebten Ex-Präsidenten zu einer kurzen Spontanperformance seines Megahits "Lose Yourself" zu inspirieren.
Ob der rappende
Ach so, Detroit gilt übrigens nicht als Wolfsburg Nordamerikas, weil da niemand hinmöchte und selbst Züge den Hauptbahnhof regelmäßig versehentlich ignorieren und einfach durchbrettern, sondern weil Detroit als die Autostadt Amerikas gilt. Unsere Autostadt ist Wolfsburg, was sich gegen Detroit im ersten Moment etwas provinziell anhört. Das relativiert sich aber recht schnell, wenn man sich überlegt, dass unser Eminem Haftbefehl heißt.
Apropos, wenn der mächtigste Mann der Welt eigentlich eine Frau ist: Diese Woche zeigte sich die "
Sexist Rechtschreibung Alive
Mit dem jährlich vergebenen Negativpreis "Sexist Man Alive" und einem in Zeiten von Hyperinflation (danke, Kinderbuchautor und nicht vom Völkerrecht kommender
Es mussten also härtere Bandagen her. Der diese Woche bekannt gegebene Titelträger (Maskulinum) des "Sexist Man Alive" (Maskulinum) ist
Noch lustiger als dieser bemerkenswert intellektuell niedrigschwellige, naja, Witz, sind die Reaktionen auf dem Kurznachrichtendienst Twitter, auf dem das Thema in den vergangenen Tagen durchaus Relevanz und Reichweite erlangte. Selbstverständlich erhielt Strack-Zimmermann breite Unterstützung von jedem, der noch in der Lage ist, bis drei zu zählen - und hämische "Ja ja stimmt doch!"-Kommentare von allen, die das eben nicht sind. Darüber hinaus gab es allerdings auch noch eine überraschend stattliche Anzahl von digitalen Diskursteilnehmern, die sich offenbar als native english speaker sehen und darauf hinwiesen, dass "Sexist Man Alive" gar kein richtiges Englisch ist, da es ja "Sexiest Man Alive" heißen müsste. Da weiß man irgendwann wirklich nicht mehr, worüber man mehr erstaunt sein soll: Die Preisvergabe des "Sexist Man Alive" an eine Frau - was etwa so ist, als würde Clemens Tönnies einen Preis für den "Schlimmsten Tierschutz-Verbrecher des Jahres" ausloben. Oder die flächendeckende Dummheit, die augenscheinlich deutlich kompakter die Meinungs-Korridore des öffentlichen Diskurses beherrschen.
Emma auf die Kleinen!
Wo wir gerade auch kurz bei Til Schweiger waren: Eine seiner Töchter heißt, vermutlich als Hommage an Alice Schwarzer, ebenfalls Emma. Ein Glück, möchte man da sagen, dass Til Schweiger offenbar Alice Schwarzer verehrt. Hätte er eine ähnliche journalistisch-intellektuelle Nähe beispielsweise zu Alfred Draxler, würde Emma Schweiger jetzt Sportbild Schweiger heißen - und das kann sich wirklich niemand wünschen. Besagte Emma jedenfalls, die bereits mit drei Jahren anfing, in Filmen ihres Vaters mitzuwirken, und eine beachtliche Kontinuität darin zeigte, bei allen großen Erfolgen, wie auch allen Totalflops immer im Prinzip sich selbst zu spielen, wurde diese Woche 22 Jahre alt. Nach Rollen in "Barfuß", "Keinohrhasen", "Männerherzen", "Zweiohrküken", "Kokowääh", "Kokowääh 2", "Honig im Kopf" und vielen anderen Produktionen, für die ihr Vater verantwortlich war, wurde ihr 2016 das Leben in Deutschland zu anstrengend.
Auf dem so genannten Höhepunkt ihrer Karriere zog sie zu ihrer Mutter Dana Schweiger nach Amerika und absolvierte dort recht unbeobachtet ihren Schulabschluss. In Amerika sind Filmhits wie "Zweiohrküken" oder "Manta Manta" relativ unbekannt. Der Hype um Alice Schwarzers Patentochter im Herzen, Emma Schweiger, blieb dort daher überschaubar. Zumal ihre einzige US-Kinoproduktion, die Papa Til ihr anbieten konnte, die "Honig im Kopf"-Adaption "Head full of Honey" war, die etwa 53 US-Dollar einspielte, bei amerikanischen Kritikern und Zuschauern gnadenlos durchfiel und nach wenigen Tagen wieder aus den US-Kinos verschwand.
Vielleicht ein Glücksfall für Emma Sportbild Schweiger. Immerhin war sie kurz zuvor aus Deutschland in die USA geflüchtet, weil "jeder Mensch eine Meinung zu meinem Leben hatte und meine Privatsphäre nicht wirklich respektiert wurde". Bei einem gigantischen Erfolg von "Head full of Honey" hätten die im Gossip-Game bisweilen noch viel skrupelloseren US-Paparazzi womöglich umgehend dafür gesorgt, dass jeder Mensch in Amerika eine Meinung zu ihrem Leben gehabt hätte und ihre Privatsphäre nicht wirklich respektiert worden wäre. Dann hätte Emma Schweiger womöglich erneut den Kontinent wechseln müssen, was die grundsolide, bodenständige Familie Schweiger eventuell auseinandergerissen hätte.
Brennspiritus fürs Promidasein
Schwarzers Karriere hingegen begann übrigens, aber das nur am Rande, deutlich später als die von Spirit Animal Emma Schweiger. Während Emma (die von Til) bereits als Kleinkind die Leinwände der großen Lichtspielhäuser beherrschte, fiel Alice Schwarzer 1966 im Alter von 24 zunächst mal durch die Prüfung zur Journalistenschule. Ein erster Hinweis auf die Entwicklung der "Emma" und Schwarzers Spätwerk mit Thesen wie "Transsexualität ist ein Trend"?
Wie Emma Schweiger zu Transsexualität steht, ist unbekannt. Da haben die Medien und die Menschen, die alle eine Meinung zu Emma Schweigers Leben haben und ihre Privatsphäre nicht wirklich respektieren, etwas nachlässig gearbeitet. Um aber jedenfalls zurückgezogener, unbescholtener, unauffälliger, anonymer und weniger öffentlich zu leben und damit zu verhindern, dass es jemals wieder so weit kommen kann, dass "jeder Mensch eine Meinung zu meinem Leben hatte und meine Privatsphäre nicht wirklich respektiert wurde", feiert Emma Schweiger diese Woche ihren 22. Geburtstag vor einer pünktlich auf der Französischen Straße aufgereihten Fotografenschar mit Familie und Freunden im sehr diskreten Promi-Lokal "Borchardt" in Berlin Mitte. Ein verständlicher Schachzug. Wenn man keine Lust mehr darauf hat, ständig in der Öffentlichkeit zu stehen, verbringt man die intimsten Abende zu den familiärsten Festlichkeiten natürlich am allerbesten im bekanntesten Restaurant des Landes, in dem jeden Abend im Durchschnitt mindestens 23 A-Promis das knapp einen Quadratmeter große Wiener Schnitzel verspeisen und sich in trauter "Gesehen und gesehen werden"-Atmosphäre im Blitzlichtgewitter sonnen. Im "Borchardt" zu feiern, wenn man ungerne in der Presse erscheint, ist ungefähr so hilfreich, wie mit 800 Litern Brennspiritus im Wohnzimmer ein Lagerfeuer aus 400 Kilo Altpapier anzuzünden, weil man Angst vor Feuer hat.
Die Nummer eins auf dem Pott sind wir!
Stichwort anzünden: So richtig brennt es diese Woche woanders. Nämlich konkret bei Borussia Dortmund. Nachdem die sportliche Leitung im inzwischen ein Jahrzehnt andauernden Traumwahn nach einem zweiten Jürgen Klopp auf der Trainerbank mal wieder auf eine Stallgeruch-Lösung gesetzt hat, präsentiert sich Borussia Dortmund trotz hochkarätiger Neuzugänge im Sommer derzeit als komplett überfordert. Bemitleidenswert peinliche Auswärtsniederlangen bei Union Berlin, dem VfB Stuttgart und zuletzt dem FC Augsburg werden umrahmt von glücklichen und weitestgehend unverdienten Heimsiegen gegen den FC St. Pauli, den VfL Bochum, den 1. FC Heidenheim und Eintracht Frankfurt. Aktuell lernt man in der Chefetage beim Traditionsclub vom Borsigplatz (hoffentlich), dass Stallgeruch allein noch keinen Toptrainer ausmacht. Sonst hätte Lothar Matthäus als Startrainer des FC Bayern bereits 22 Meisterschaften, 18 Champions-League-Titel, 21 DFB-Pokale und 12 Clubweltmeisterschaften gewonnen.
Was den leidgeplagten Dortmundfan neben der surreal schlechten Verfassung des im Prinzip ausschließlich aus hochbezahlten Nationalspielern bestehenden Kaders besonders schmerzt, ist die Vorstellung, dass ein rascher Trainerwechsel keinerlei Auswirkungen haben würde, solange Aki Watzke und Matthias Sammer weiterhin das Geschehen des Vereins lenken. Die würden vermutlich Roman Weidenfeller oder Patrick Owomoyela zum Trainer machen, um mit ihnen als Interimslösung die10. Umrbuchsaison in Folge irgendwie über die Bühne zu bekommen, und anschließend für die neue Saison einen Toptrainer präsentieren zu können. Nach Absagen von Jose Mourinho, Ottmar Hitzfeld, zehn weiteren Startrainern und natürlich Jürgen Klopp würde dann aus Verzweiflung Jürgen Kohler als Trainer installiert, weil der halt Stallgeruch hat. Ob der BVB jetzt endlich auch die erste verdiente Heimniederlage einfährt (was zu erwarten ist, denn am Samstagabend kommt RB Leipzig), das verrate ich nächste Woche. Bis dann!
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