Einer von Österreichs größten Export-Stars feiert einen runden Geburtstag: Am 30. Juli wird Arnold Schwarzenegger 70. Wir blicken auf seine lange Karriere zurück, die den Steirer in die Sportgeschichte, die obere Hollywood-Liga und die US-Politik führte.
Bodybuilding-Champion, Actionfilmstar, Unternehmer, Politiker mit Verbindung zum Kennedy-Clan: Die Erfolge von Arnold Schwarzenegger reichen gleich für mehrere Leben.
Mit eisernem Willen und jungenhaftem Charme erklomm er einen Karrieregipfel nach dem anderen, sein Name ist rund um die Welt bekannt.
Es könnte eine amerikanische Erfolgsgeschichte sein, wie sie im Buche steht – nur dass
Der jugendliche Sieger
Dort wird er 1947 in einfache Verhältnisse geboren. Der Vater ist Gendarm, die Mutter Hausfrau, beide erziehen Arnold und seinen ein Jahr älteren Bruder Meinhard mit strenger Hand.
Arnold träumt von Amerika und ist von Johnny Weissmüller fasziniert – einem in Österreich-Ungarn geborenen Olympiaschwimmer, der später als Tarzan-Darsteller bekannt wurde.
Als Jugendlicher widmet Schwarzenegger immer mehr Zeit dem Sport. Mit 15 beginnt er mit dem Gewichtheben, 1965 wird er Österreichischer Staatsmeister in der Juniorenklasse.
Hauptsächlich konzentriert er sich aber auf Bodybuilding – und wird mit nur 19 Jahren, zunächst noch in der Amateurklasse, der bislang jüngste Mister Universum. Ein Jahr später holt er sich den Titel auch in der Profiliga.
Alleine die Titel, die er von 1967 bis 1980 als Bodybuilder erringt, füllen Bände: siebenfach Mr. Olympia, Mr. Universum, Mr. Europe, Mr. World und so weiter.
Schwarzenegger wird zu einem der bekanntesten Gesichter des noch jungen Bodybuilding-Sports.
Der gestählte Körper erzählt von den vielen Stunden im Fitnessstudio unter strengster Disziplin, sein breites Grinsen zeigt die Freude, die er daran hat. Er lässt Krafttraining gleichzeitig hart und leicht aussehen.
Der geschickte Unternehmer
Schwarzenegger nutzt seine Popularität mit gutem Geschäftssinn: Er verkauft mit einem eigenen Bestelldienst Bodybuilding-Equipment und Trainingskassetten, den Gewinn investiert er in Immobilien. Mit 30 ist er Millionär.
Und doch ist das erst der Anfang von Schwarzeneggers Siegeszug: Nachdem er es zum weltbesten Bodybuilder geschafft hat, will er auch noch an die Spitze Hollywoods.
Kein kleiner Traum für jemanden, der sich die englische Sprache selber beibringen muss – und dessen Vorgänger wie Weissmüller oder Steve Reeves abseits ihrer Paraderollen wie Tarzan und Herkules stets nur als Muskelpakete im Kopf blieben.
Der Schauspieler
Arnolds erste Gehversuche bleiben auch bescheiden: Sein Kinodebüt "Hercules in New York" von 1970, eine Low-Budget-Parodie populärer Fantasy-Epen, wird höchstens als Trash-Vergnügen gefeiert. Er selber gibt zu, nicht einmal alle Sätze im Skript verstanden zu haben.
Es folgen kleinere Rollen hier und da – unter anderem ein Gastauftritt in dem Robert-Altman-Krimi "Der Tod kennt keine Wiederkehr" und eine Episodenrolle in einer Folge von "Die Straßen von San Francisco".
1976 wendet sich das Blatt: Für seine Rolle in Bob Rafelsons "Mr. Universum" (im Original: "Stay Hungry", im Sinne von: sich den Ehrgeiz erhalten), in dem er einen jungen Jeff Bridges in das Leben in einem Fitnessstudio einführt, gewinnt er einen Golden Globe.
Ein Jahr später ist er neben Bodybuilding-Kollegen wie Franco Columbu oder Lou Ferrigno in der Doku "Pumping Iron" zu sehen, die sich schnell zum Kult entwickelt.
Der ehrgeizige Actionheld
In den Achtzigern schafft Schwarzenegger dann mit gleich zwei Rollen den Aufstieg in den Action-Olymp.
1982 ist er als "Conan der Barbar" zu sehen, einer Verfilmung der Fantasy-Stories von Robert E. Howard, die mit opulenten Bildern und fast mythologisch großem Drama zum Erfolg wird.
Noch nachhaltiger setzt sich Arnold aber mit seinem nächsten Film in den Köpfen des Publikums fest: Als Maschinenmensch "Terminator" wird er 1984 zum Star.
Wenn er am Anfang des Films mit seinem beeindruckenden Körper auf Los Angeles herabblickt, kann man das durchaus als Ankündigung einer Karriere verstehen.
Es folgen weitere Actionreißer, mit denen Arnold seinen Status zementiert.
Er tritt im Dschungel gegen das "Predator"-Alien an, gerät in "Running Man" in eine tödliche Spielshow, kämpft als Sowjet-Cop in "Red Heat" gegen einen Drogenbaron und erträumt sich in "Total Recall" ein brutales Agentenabenteuer auf dem Mars.
Mit der Fortsetzung "Terminator II", seinerzeit der teuerste Film aller Zeiten, ist er allgegenwärtig.
Arnold schafft es, seine Defizite – allen voran seinen unglaublich breiten Akzent – zum Vorteil zu machen: Er setzt sie als Wiedererkennungsmerkmal ein und sucht sich Rollen aus, die zu ihm passen.
Gleichzeitig unterwandert er sein hartes Image mit einer Reihe von Komödien.
In "Twins" spielt er an der Seite von Danny DeVito den naiven Goldjungen, in "Kindergarten Cop" muss sich der unbesiegbare Kerl von einer Horde Kleinkinder terrorisieren lassen.
Was nur wenige Fans wissen, ist die Tatsache, dass er sich sogar als Regisseur probiert: Neben einer Folge der Horror-Anthologie "Geschichten aus der Gruft" inszeniert er mit "Weihnachten in Connecticut" eine sympathische Romanze fürs Fernsehen.
Ab den Neunzigern gibt es mehr Auf und Ab in Arnolds Filmkarriere.
Auf die gefloppte Actionparodie "Last Action Hero" folgt der erfolgreiche Radaustreifen "True Lies", spätere Filme wie "The 6th Day" oder "Collateral Damage" gehen eher unter.
In "Batman & Robin" tritt er als Comic-Gegner Mr. Freeze gegen George Clooney an, in "End of Days" knöpft er sich sogar den Teufel vor.
2003 kehrt er für den dritten Teil der Reihe nochmal als Terminator zurück, ist aber des Filmgeschäfts schon etwas müde.
Der ambitionierte Politiker
Dafür streckt er seine Fühler in Richtung Politik aus. Schon 1986 hatte er Maria Shriver geheiratet, die Nichte von John F. Kennedy, und somit eine Verbindung zu einer einflussreichen politischen Familie aufgebaut.
1990 war er von George Bush zum Vorsitzenden im nationalen Rat für Fitness und Sport ernannt worden, die Tätigkeit übte er bis 1993 aus.
Dennoch hält er sich politisch zurück – bis er 2003 für das Amt des Gouverneurs von Kalifornien antritt. Der amtierende Gouverneur Gray Davis wird vorzeitig abgewählt, Schwarzenegger gewinnt mit 48 Prozent der Stimmen.
2006 tritt er nochmals an und wird wieder gewählt. Seine zweite Amtsperiode endet 2010, eine dritte ist gesetzlich nicht zugelassen.
Ebensowenig kann Schwarzenegger Hoffnungen auf das Amt des US-Präsidenten hegen, der laut Verfassung gebürtiger Amerikaner sein muss – aber Ambitionen hegt er wohl, weshalb unter anderem die New York Post darüber berichtet, dass er sich für eine Verfassungsänderung einsetzt.
Arnolds Einsatz als Gouverneur ist – wie bei vielen Politikern – umstritten. Er punktet damit, dass er auf sein Gehalt verzichtet, und schafft es, auch Gegner ins Boot zu holen und eine Zusammenarbeit anzustreben.
Seine Budgetpolitik dagegen trifft bei den Kaliforniern auf wenig Gegenliebe, das Haushaltsdefizit kann er nicht verringern.
In Österreich gerät er ins Kreuzfeuer, weil er an der Todesstrafe festhält. Dafür setzt er sich stark für die Umwelt ein und fördert erneuerbare Energien.
Der Kämpfer gegen den Ruhestand
Nach dem Ende seiner Amtszeit als Gouverneur veröffentlicht Arnold seine Autobiographie "Total Recall", bevor er sich wieder dem widmet, wodurch er zum Weltstar wurde: dem Actionkino.
Passenderweise ist sein Comeback-Film "The Last Stand" eine Geschichte über einen alternden Sheriff, der plötzlich nochmal zum Einsatz kommt. Außerdem wird er Teil der Altherren-Riege um Sylvester Stallone in dessen "Expendables"-Reihe.
Obwohl er mit diesen Filmen – vor allem einer weiteren "Terminator"-Fortsetzung, "Terminator: Genisys" – an alte Zeiten anknüpft, ist Schwarzenegger jenseits der 60 doch ein anderer Typ als noch in den Achtzigern.
Die Falten im Gesicht stehen im gut, er wirkt entspannter und muss der Welt nichts mehr beweisen. Der Mann, der so oft auf die eine oder andere Weise eine Maschine gespielt hat, ist menschlich geworden.
Eine ruhige Kugel wird Arnold allerdings auch mit 70 nicht schieben. Zahlreiche Filmprojekte stehen auf seinem Plan, eine "Twins"-Fortsetzung mit Eddie Murphy ist ebenso im Gespräch wie ein nächster "Terminator".
Nebenher setzt er sich für seine 2010 gestartete R20-Umweltinitiative ein – und wer weiß, was er politisch sonst noch plant.
Einen Ruhestand kann man sich bei einem so ehrgeizigen und zielstrebigen Menschen ohnehin nicht vorstellen.
Als Terminator lautet sein bekanntester Ausspruch "I'll be back" – und das kann man auch als dauerhaftes Versprechen für die Zukunft sehen. Herzlichen Glückwunsch, Arnold – und "stay hungry"!
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.