Was war denn das? Bei den "Festspielen der Realitystars – wer ist die hellste Kerze?" war am Freitagabend alles zu viel. Zu viele Farben, zu viel Lärm, zu viele Realitystars. Es war ein Fernsehen gewordener Drogentrip, der erst ein Ende fand, als Jürgen Milski zur "hellsten Kerze" gekürt wurde.

Eine Kritik

Mehr TV- & Streaming-News finden Sie hier

Mehr News über TV-Shows

Um Missverständnisse gleich von Beginn an zu vermeiden: "Die Festspiele der Realitystars" von Sat.1 sind nicht mit RTL2s "Kampf der Realitystars" zu verwechseln. Bei den "Festspielen der Realitystars" machen sich Realitystars gegen Geld zum Affen, beim "Kampf der Realitystars" hingegen bekommen Realitystars Geld, um sich dafür zum Affen zu machen.

Nun gut, einen Unterschied gibt es doch. Beim "Kampf der Realitystars" können sich die Kandidaten während der Arbeit in einer thailändischen Bucht die Sonne auf ihre C-Promi-Bäuche scheinen lassen. Den Teilnehmern der "Festspiele der Realitystars" hingegen scheint maximal ein Studioscheinwerfer aufs Haupt.

Immerhin sind das nicht irgendwelche Häupter, denn Sat.1 glaubt, die "Highsociety der deutschen Realitystars" eingeladen zu haben: Paul Janke, Claudia Obert, Ginger Costello-Wollersheim, Tobias Wegener, Theresia Fischer, Matthias Mangiapane, Julian F. M. Stoeckel, Yasin Cilingir, Gina-Lisa Lohfink und Jürgen Milski.

Jürgen Milski ist die hellste Kerze

"Warum werde ich die hellste Kerze auf der Torte? Weil ich nicht besonders schlau bin", stellt sich Ginger Costello-Wollersheim auf Anfrage selbst vor und setzt damit die erste Duftmarke, welchen Weg dieser Abend einschlagen sollte.

An dessen Ende klappte es aber nicht mit Costello-Wollersheims Prophezeiung. Stattdessen wird Jürgen Milski nach seinem Final-Duell mit Theresia Fischer zur "hellsten Kerze" gekürt und darf im zweiten Teil der Show in einer Woche noch einmal teilnehmen.

Dass ausgerechnet Milski die erste Ausgabe der "Festspiele der Realitystars" gewinnt, folgt dabei sogar einer gewissen Logik. "Ich bin ja so ein Reality-Dinosaurier", sagt Milski über sich selbst und sieht sich damit als so etwas wie den Grandseigneur aller Realitystars und die erste Staffel "Big Brother" als eine Art Keimzelle des Realitystarseins: "Früher war anders, dass es noch gar nicht so viele Realitystars gab."

Das ist eine messerscharfe Analyse, denn inzwischen ist es tatsächlich schwierig, den Fernseher einzuschalten, ohne dort einen Realitystar zu sehen.

Wie zum Beweis zeigt Sat.1 im Anschluss Wiederholungen von "Promis unter Palmen". Dort sind dann noch einmal Tobias Wegener, Matthias Mangiapane und Claudia Obert zu sehen – und auch Bastian Yotta. Den wollte Sat.1 ja eigentlich aus seinem Programm verbannt haben, Konsequenz sieht also ein bisschen anders aus.

Claudia Obert hat Laune, Gina-Lisa Lohfink eher nicht so

Doch zurück zu den "Festspielen". Wo in anderen Formaten den Realitystars die Sendezeitgestaltung in vielen Bereichen selbst überlassen wird, hat sich Sat.1 hier eine Reihe von Spielchen einfallen lassen. Insgesamt neun Runden galt es zu absolvieren, am Ende jeder Runde schied ein Promi aus und musste sich von Thorsten Legat, mit nacktem Oberkörper und Fliege, eine Torte ins Gesicht werfen lassen.

Die Torte ist dabei nicht nur Mittel zum Zweck, sondern auch irgendwie Mottogeber für die bonbonfarbene Süßigkeiten-Kulisse. Zwischen all den Schokodrops und Zuckerstangen tummeln sich alsbald die geladenen Promis und absolvieren allerlei Klamauk- und Ratespielchen zum Themenkomplex "Realityshow".

Alles in allem ergibt das Ganze dann eine laute und wilde Mischung, der das Moderatorenduo aus Olivia Jones und Jochen Schropp irgendwie Herr zu werden versucht, gleichzeitig aber auch die Stimmung anheizt: "Schade, ich hab' noch ganz viele Zahnwitze gehabt", frotzelt zum Beispiel Olivia Jones, als Matthias Mangiapane ausscheidet.

Claudia Obert: "Muss man hier auch poppen in dieser Show?"

Auch die Promis zeigen Gaga-Einsatz, doch während sich Claudia Obert in Show-Laune präsentiert, hat Gina-Lisa Lohfink offenbar nicht so recht Lust. Als sie in der ersten Runde rausfliegt, sollte sie sich nach dem Tortenwurf kurz frisch machen, war dann aber nicht mehr gesehen.

Was auch immer ihre Gründe gewesen sein mögen, man konnte es ihr irgendwie nachsehen: ein nackter Thorsten Legat als Tortenwerfer, eine quietschbunte Süßigkeiten-Deko, eine bissige Olivia Jones, dazu Matthias Mangiapane, Claudia Obert und Julian F. M. Stoeckel in einer Show – es war irgendwie von allem zu viel.

Von daher war Claudia Oberts Frage gegen 22 Uhr vielleicht ganz lustig gemeint, trotzdem aber nicht ganz unberechtigt: "Muss man hier auch poppen in dieser Show?"

Zum Glück hat die Produktionsfirma auf diesen Programmpunkt verzichtet, dennoch war "Die Festspiele der Realitystars" über weite Strecken unangenehm – zumindest für Menschen mit empfindlichen Sinnesorganen.

Während der zweieinhalb Stunden gab es für Augen und Ohren eigentlich nur in den Werbepausen kurze Erholungsphasen, sodass Olivia Jones mit ihrer Momentbeschreibung der Show nicht ganz falsch lag: "Das ist wie eine Klassenfahrt mit Verhaltensauffälligen hier."

Lesen Sie hier, wer in der zweiten Folge der Gaga-Show dabei sein wird: "Die Festspiele der Reality Stars": Alle Infos zur neuen Sat.1-Show

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.