Nach seiner Corona-Erkrankung zeigte sich Günther Jauch wieder von seiner topfitten Seite. Er triumphierte am Samstagabend über fünf Promis, die in Sachen Entertainment einfach nicht in die Gänge kommen wollten. Obwohl "RTL" zwei Alpakas ins Rennen schickte und den "beanzugten" Gastgeber Oliver Pocher bei Hardcore-Pilatesübungen die Beine hochspreizen ließ, stahl Fitness-Oma Erika Rischko allen die Show.

Eine Kritik

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Man hat das Gefühl, Günther Jauch mag nicht mehr so richtig. Und zwar sich zu seiner Corona-Krankheit zu äußern und seinen Gesundheitsstatus darzulegen. Natürlich ließ sich dies am Samstagabend bei seinem Comeback in "5 gegen Jauch" aber nicht aussparen.

Denn immerhin hatte der 64-Jährige ganze drei Ausgaben "seiner" Live-Show "Denn sie wissen nicht, was passiert", in der er normalerweise mit Barbara Schöneberger und Thomas Gottschalk agiert, versäumt.

Wiedergenesener Jauch machte es kurz

"Alles wunderbar. Merke keine Einschränkungen mehr, hab wahrscheinlich Glück gehabt", handelte Jauch jedenfalls sein Befinden zu Beginn seines Comebacks lapidar ab. Lediglich die Hartnäckigkeit des Virus habe er ein wenig unterschätzt.

Nicht unterschätzen konnte man die Dauer des Formats "5 gegen Jauch", denn die knapp vier Stunden Sendezeit waren jedem TV-Programm zu entnehmen. Komikerin Ilka Bessin, Tänzerin Christina Luft, Schlagersänger Mickie Krause, Schauspieler Jimi Blue Ochsenknecht und Entertainer Wigald Boning traten an diesem Abend gegen den offenbar wieder völlig hergestellten "Godfather des deutschen Quiz" an.

Gastgeber und Spaßvogel, der die Zuseher bei Laune halten sollte, gab einmal mehr Komiker Oliver Pocher. Alle Teilnehmer wurden im Vorfeld der Aufzeichnung negativ getestet.

Erste Frage zeitigte wohl erste Verluste

Wie immer mussten Jauch und das 5er-Promi-Team nacheinander Fragen beantworten, um möglichst viel Geld für einen guten Zweck zu erspielen. Interessant wäre es ja, zu wissen, wie viele Zuschauer dem Sender bereits zu Beginn des Abends angesichts dieser ersten Frage im Katalog wegbrachen:

Welche "Bachelor"-Kandidatin aus Staffel 4 – einst liiert mit dem Bachelor aus Staffel 6 – bekam 2020 ein Kind vom Bachelor aus Staffel 7?

A: Melanie Müller
B: Angelina Heger
C: Evelyn Burdecki
D: Georgina Fleur

Dass Jauch zugab, Burdecki und Müller zu kennen, musste man ihm eigentlich schon hoch anrechnen. Dennoch entschied er sich für eine gänzlich Unbekannte: "Bachelor-Frauen heißen zu 50 Prozent Angelina, glaub ich", so der in Potsdam lebende Berliner. Er ließ einloggen und traf damit zufällig ins Schwarze. "Mehr aus dem Genre, bitte!", übte sich der 64-Jährige in Ironie.

Pocher zu Krause: "Du warst Sonderschüler?"

Bis wann denn das Porto für einen Standardbrief, das heute 80 Cent beträgt, in der Bundesrepublik 80 Pfennig gekostet habe, wollte Pocher später von den fünf Promis wissen. Die Herleitung der Antwort? Bemerkenswert!

"Komiker Fips Asmussen meinte einmal: ‚Alles wird teurer. Eine Briefmarke kostet heute 80 Pfennig. Dann ist eine Brieffreundin fast teurer als ein Puff-Besuch‘. Und ich meine, das hat er in den 80ern gesagt", so Schlagerbarde Mickie Krause, der in der vierstündigen Sendung sonst nur noch ein zweites Mal auffiel, als er behauptete Sonderschüler gewesen zu sein. "Du warst Sonderschüler?", fragte Pocher nach. "Nein, aber ich hatte das Zeug dazu", antwortete Krause. Und tatsächlich: Bis März 1989 kostete das Porto für einen Standardbrief 80 Pfennig.

Anachronistisches Konzept, blasser Pocher

Viel "lustiger" wurde es am Samstagabend dann auch nicht mehr. "RTL" ließ zwar noch seine Protagonisten zwischen den Fragen mit gefederten Schuhen herumhüpfen, zwei Alpakas im Studio einreiten sowie Pocher auf einem Pilates-Reformer die Beine hochspreizen – doch die Sendung mit ihrem "90er-Jahre"-Konzept plätscherte dröge dahin.

Auch Gastgeber Pocher, der sonst keine Gelegenheit auslässt, zumindest irgendeine Pointe auszuwerfen, schien völlig lustlos. Dass zunehmend Zuseher wegzappten oder ob des Gebotenen spontan den Entschluss fassten, mit der Matratze zu verschmelzen, ließen die Social Media vermuten, wo die Kommentare sukzessive weniger wurden.

Glanzpunkt des Abends: 81-jährige Fitness-Oma

Highlight der Show war wohl die 81-jährige Erika Rischko, die hierzulande längst ein echter TikTok- und Instagram-Star ist und dort mit ihren Fitness-Videos Rekorde feiert. "Wie kommt es, dass du im hohen Alter so unfassbar fit bist?", wollte Pocher von Rischko wissen. "Weil ich viel trainiere, obwohl ich erst mit 55 Jahren damit angefangen habe", so die neue Vorturnerin der Nation.

Gemeinsam mit Jauch ging sie etwa in den Unterarmstütz ("Plank"). Während der 64-jährige (völlig genesene) Jauch nach wenigen Sekunden "in die Knie ging", hätte die 81-Jährige wohl noch ein halbes Jahr "planken" können.

Out of the Blue: Gebildeter Ochsenknecht

Zum geflügelten Wort des Abends wurde Jimi Blue Ochsenknechts "Ich hab da mal eine Doku gesehen", was in den bösen Sozialen Medien übrigens stets angezweifelt wurde. Doch tatsächlich war es der junge Schauspieler, der für die Promitruppe immer wieder mal die richtige Antwort parat hatte und ihr zur deutlichen Führung verhalf.

Vor der entscheidenden "Alles oder nichts"-Frage hatte Ochsenknechts Team 47.000 Euro, Jauch 27.800 Euro erspielt. Ersteres setzte jetzt 10.000 Euro, um möglichst vor dem Moderator zu bleiben, Jauch ging natürlich aufs Ganze. Die finale Frage:

Als allererstes Spiel in welcher Sportart gilt eine Partie, die am 2. Dezember 1917 bestritten wurde – und zwar von Frauen?

A: Handball
B: Eishockey
C: Basketball
D: Fußball

"Fußball können wir ausschließen", so Boning. "Basketball auch, weil das hört sich so modern an", fügte Bessin hinzu, die als einzige für Handball votiert hätte. Jauch wurde während des Sinnierens der Promis natürlich mit Musik beschallt, um nicht lauschen zu können.

Jauch drehte die Partie noch

Während sich die 5er-Truppe relativ rasch für die Antwort "Basketball" entschied, setzte Jauch auf "Handball". "Es gibt wahnsinnig viele Schwarzweißbilder, auf denen man Handball spielende Frauen sieht", erinnerte sich der Wiedergenesene, der in letzter Sekunde die Begegnung drehte und das Spiel für sich entscheiden konnte.

Denn Handball, so wie man es heute kennt, wurde 1917 vom Deutschen Turnlehrer Max Heiser erfunden – und zwar extra für Frauen und Mädchen, da diese kein Fußball spielen sollten.

Sieger teilt Gewinn mit den Promis

Nach seiner überstandenen Corona-Infektion bezwang Jauch die Promis und strich nicht weniger als 55.600 Euro für den guten Zweck ein. Doch der 64-Jährige zeigte sich doppelt sozial: "Ich gebe es ungern zu, aber ihr wart heute besser als ich", meinte er zu den Promis.

Deswegen bekommt ihr von mir 30.000 Euro. Ich nehme den Rest. In Uganda werden etwa Schulen gebaut, da fehlen noch ein paar Klassenräume. Da kommen meine rund 20.000 hin", so Jauch weiter.

Sahelzone des Humors

Natürlich weiß "RTL", dass mit diesem Sendekonzept an sich kein Blumentopf mehr zu gewinnen ist, weshalb der Sender vermutlich auch vermeintlich witzige Protagonisten ins Rennen schickt. Am Samstagabend wurde das "5 gegen Jauch"-Studio jedenfalls zu einer Sahelzone des Humors. Bessin, Krause, Boning und Co. schienen auch kaum Lust auf Entertainment zu haben, was aber vielleicht dem fehlenden Live-Publikum geschuldet war.

Möglich aber auch, dass es an einer gewissen Saturiertheit lag. Allein Bessin und Boning waren vermutlich schon jeweils gute 100 Mal Protagonisten eines Formats dieses Zuschnitts. Wer stumpft hier nicht ab?

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