Wenige Stunden nach dem Attentat auf den US-Präsidentschaftskandidaten Donald Trump sendeten ARD und ZDF bunte Unterhaltungsshows, was für einige Kritik sorgte. Eine ARD-Sprecherin erklärt, wie der Sender in solchen Fällen die Entscheidungen trifft.

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Die Schüsse auf den US-Präsidentschaftskandidaten Donald Trump am 13. Juli waren erst einige Stunden her, als das ZDF die nachrichtliche Berichterstattung über das versuchte Attentat unterbrach, um am Sonntagmittag den "ZDF-Fernsehgarten" zu senden.

In Andrea Kiewels bunter Unterhaltungsshow lautete das Motto "Mallorca", statt den neuesten Informationen zu den dramatischen Entwicklungen in den USA dröhnte ein Ballermann-Hit nach dem anderen aus dem Fernseher.

Dies sorgte für Schlagzeilen und Kritik in den sozialen Medien. "'Fernsehgarten' hat Prio: ZDF schiebt Berichterstattung zu Trump-Anschlag ins Internet ab", bemängelte etwa die Münchener Zeitung "tz".

Tatsächlich lief die nachrichtliche Berichterstattung online weiter, auf den Seiten des ZDF und auf YouTube wurde eine Sondersendung "ZDFheute live" zum Trump-Attentat gestreamt. Ähnlich ging die ARD vor, die zuvor die Stefan-Mross-Show "Immer wieder sonntags" zugunsten einer verlängerten "Tagesschau" immerhin fünf Minuten später hatte beginnen lassen. Im Anschluss wurde auch auf den ARD-Seiten online weiter berichtet.

Wie groß muss ein Ereignis sein, damit das Programm unterbrochen wird?

Was die Frage aufwirft, wie groß ein Ereignis eigentlich sein muss, damit die Öffentlich-Rechtlichen das laufende Programm auf ihren Hauptsendern unterbrechen und komplett auf Nachrichtenbetrieb umschalten. Eine feste Richtlinie für das Vorgehen gibt es nicht.

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"Allein die Brisanz des Ereignisses ist ausschlaggebend für eine solche Entscheidung", teilt ARD-Pressesprecherin Tabea Werner auf Anfrage unserer Redaktion mit. Bei der Entscheidung spielt es auch keine Rolle, was gerade ausgestrahlt werden soll - ob etwa aufwendige Live-Sendungen wie der "ZDF-Fernsehgarten" anstehen oder nur die Wiederholung einer aufgezeichneten Sendung ausgestrahlt werden soll.

"Wenn es sich um Breaking News handelt, die eine sofortige Informierung des Publikums erfordern, erfolgt die Entscheidung unabhängig vom laufenden Programm, gegebenenfalls also auch während einer aufwendigen Live-Sendung", erklärt Werner: "Es gibt aber auch Fälle, in denen bei Auftreten des Breaking-News-Ereignisses ein Laufband mit der Nachricht und dem Verweis auf 'tagesschau.de' und 'Tagesschau24' eingeblendet wird und im Anschluss an das laufende Programm eine Extra-Ausgabe von 'Tagesschau' oder 'Tagesthemen' gesendet wird."

Entscheidungen werden von Chefredakteuren getroffen

Die Entscheidung über eine etwaige Änderung des Programmablaufes treffen beim ZDF Chefredaktion und die Programmplanung. Bei der ARD sind die Entscheidungswege ähnlich, auch was die Ausstrahlung von Sondersendungen wie "Brennpunkt" angeht.

"Über eine unmittelbare Unterbrechung des Programms durch eine Extra-Ausgabe der 'Tagesschau' entscheidet die ARD-Programmdirektorin in Absprache mit dem ARD-Chefredakteur. Über einen 'Brennpunkt' entscheidet die ARD-Programmdirektorin auf Empfehlung der Chefredakteurinnen und Chefredakteure der ARD", erklärt Werner.

Reaktionen auf Programmänderungen fallen gemischt aus

Klar ist aber auch, dass in Zeiten, in denen fast jede und jeder ständig online ist, die Notwendigkeit, das Programm zu unterbrechen, kleiner geworden ist. Ein Großteil der Menschen informiert sich über die aktuelle Nachrichtenlage ohnehin in erster Linie im Internet. Was die Entscheidung von ARD und ZDF, die Berichterstattung über das Trump-Attentat im Netz, den Mediatheken und auf dem Nachrichtensender "Tagesschau24" fortzusetzen, nachvollziehbarer macht.

Auf der anderen Seite hätte es nämlich vermutlich auch Proteste gegeben, wenn "Immer wieder sonntags" und der "Fernsehgarten" ausgefallen wären. Das Feedback der Zuschauerinnen und Zuschauer sei in solchen Fällen nicht einheitlich, erklärt ARD-Sprecherin Werner: "Es gibt immer Menschen, die sich Sondersendungen im Ersten wünschen, genauso wie Menschen, die sich darüber beklagen und gerne das geplante Programm sehen wollen."

Letztlich ist die Entscheidung, ob das Programm aufgrund eines Breaking-News-Ereignisses unterbrochen wird oder nicht, also immer eine Abwägungssache. Es allen recht zu machen, ist ohnehin fast unmöglich.

Verwendete Quellen

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