Es war nicht der Abend der Katarina Witt, deren Geschwurbel durchaus Anlass zur Sorge gab. Ganz sicher war es auch nicht der Abend von Sarah Lombardi, die gar nicht dabei war, weil ihr Hüftbeuger streikte. Am wenigsten war es aber jener von Detlef Soost, dessen Körper auf dem Eis kurzerhand meinte, der Schwerkraft folgen zu müssen.

Eine Kritik

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Ich freute mich gestern auf "Dancing on Ice". Weil ganz ehrlich: Natürlich macht es Spaß, den Protagonisten auf dem Eis beim Scheitern und Verzweifeln auf die Kufen zu schauen und dabei dieses gequälte Grinsen auszumachen.

Ein bisschen Schadenfreude und vor allem Spaß müssen sein, weil klar ist doch: Wer formidable Küren und echte Stars sehen möchte, muss zum professionellen Eiskunstlauf abbiegen.

"Dancing on Ice": Viel Gelaber, hoher Fremdschäm-Faktor

"Dancing on Ice" begann, wie schon in den beiden Shows zuvor, mit einer akuten Sprechdurchfall-Attacke der Moderatoren, die einem als TV-Konsument einfach stinken muss.

"Ich weiß gar nicht, wie mir geschieht. Es ist einfach nur so toll", lässt uns Moderatorin Marlene Lufen wissen. Nach drei Minuten Redezeit war bereits sechs Mal Fremdschämen angesagt. Leute, das geht so nicht. Wo ist die Bechtel, unser "Wackelkandidat"? Wir wollen die Aleksandra Bechtel sehen.

Bechtel feiert Comeback, Lombardi leidet und die Nick stichelt

Womit wir eh schon beim Positiven sind: Die Bechtel durfte nämlich wieder mitmachen und für uns ein weiteres Mal den Betonpfeiler auf dem Eis geben, obwohl sie eigentlich in der letzten Show ausgeschieden war.

Warum sie wieder ran durfte? Sarah Lombardi hatte sich beim Training einen Muskelfaserriss am Hüftbeuger zugezogen, der so schnell nicht heilen konnte.

Auch Désirée Nicks Stichelei im Vorfeld der gestrigen Show war dem Heilungsprozess vermutlich wenig zuträglich. Die Läster- und Dschungelqueen deutete an, dass Lombardi schon vor der Zusage zur Show mehrfach auf dem Eis stand. "Ich wünsch‘ mir einfach, dass der Arzt sagt, dass ich weitermachen kann", so Lombardi in einem Einspieler.

Der Wunsch aber ging nicht in Erfüllung, der Gott in Weiß gab kein grünes Licht. Wurscht, Hauptsache die Bechtel ist wieder mit einer bizarren Kür mit von der Partie.

Dann halt mal los mit der Tanzerei

Sarina Nowak, die, wie die meisten der Teilnehmer, mit Eis bisher nur in Form von Vanille, Schoko oder Stracciatella zu tun hatte, macht mit Tanzprofi David Vincour den Anfang. War ganz okay.

Danach legte John Kelly, einer der drölfzig "Kelly-Family"-Kids, zum 80er-Klassiker "Major Tom (völlig losgelöst)" von Peter Schilling los. "Dann hebt er ab und völlig losgelöst", tönte es aus den Speakern. Ich versichere Ihnen: Noch nie in der Geschichte des Fernsehens war eine Text-Bild-Schere größer.

Die Jugend blüht auf dem Gefrorenen regelrecht auf

Das Junggemüse, Timur Bartels und Amani Fancy, machten ihre Sache hingegen wirklich gut. Bartels muss in seinem vorigen Leben eine Eisbombe gewesen sein, so wie der gestern explodierte. Die Witt dazu: "Ihr müsst euch nicht suchen, ihr habt euch." Was sie damit meinte, darüber könnte sich vermutlich ein internationaler Thinktank drei Jahre ergebnislos Gedanken machen.

In jedem Fall: Das Junggemüse wuchs auf dem Eis über sich hinaus. Von Scheitern keine Spur. Bechtel kommt aber noch.

Dramatik um Sarah Lombardi und ein bisschen "Dirty Dancing"

Im Anschluss daran wird erneut Sarah Lombardis Verletzung behandelt. Und zwar mit einer Aufgeregtheit und Dramatik, die nicht einmal dann stimmig wäre, wenn die gesamte Regierung Deutschlands an Typhus leiden würde und man deswegen den Ausnahmezustand ausrufen müsste.

Mein Befund: Sie wird die Hüftbeuger-Geschichte überleben. Aber ich bin natürlich kein Arzt.

Danach kam Kevin Kuske an die Reihe. Dass der Potsdamer Eisschrank auf dem glitschigen Parkett wohl nie mit graziler Feinmotorik und dreifachen Salchows punkten wird können, ist klar. Er hat das im Zuge seiner Kür auch noch einmal deutlich untermauert.

Mein Resümee zu Kevin Kuskes Kür: Es war nett, wieder einmal den "Dirty Dancing"-Song "Time of my life" zu hören.

Aleksandra Bechtel und die Chance auf ein dänisches Wunder

Yes, jetzt war es endlich so weit. Aleksandra Bechtel schickte sich an, um uns zum Lachen zu bringen. Und das zu "What a feeling" aus dem 80er-Streifen "Flashdance".

Das Scheitern lag bereits auf dem Elfmeterpunkt. Dann aber schoss mir ein, dass die Dänen 1992 Fußball-Europameister wurden, obwohl sie sich zuvor gar nicht für das Turnier qualifiziert hatten, sondern nur der Disqualifikation Jugoslawiens wegen teilnehmen durften.

Aber Bechtel hatte glücklicherweise auch gestern wenig von Dänen, jedoch – und so ehrlich muss man sein – in der letzten Woche durchaus eine Entwicklung auf dem Eis durchgemacht. Sehr schade, denn ich hätte mir echt weniger erwartet. "Da ist ganz viel Freude bei dir im Kopf, aber der Körper kommt nicht ganz hinterher", sagte wer in der Jury? Richtig!

Soosts Sturz und Tränen vor Pech und Glück

Detlef Soost machte gestern schon zu Beginn seiner Kür nicht wirklich einen entspannten Eindruck. Ja, dem Tänzer, Choreographen und Motivationscoach schien, mit Verlaub, der Arsch ein wenig auf Grundeis zu gehen. "Angst haben wir alle. Der Unterschied liegt in der Frage, wovor", meinte einmal der deutsche Schriftsteller Frank Thiess.

Soost fürchtet offenbar das Eis, und dort ist die Angst eher selten ein guter Begleiter. Und so wurde er schließlich Opfer der "Todesspirale", verlor die Kontrolle über seine Kufen und knallte im "Purple Rain" von Prince aufs Eis.

Wer glaubt, die Jury hätte diesen Sturz, bei dem sich die beiden Eistänzer glücklicherweise nicht verletzten, in ihrer Wertung berücksichtigt, irrt. "Das, was ihr heute Abend gezeigt habt, hat uns alle wahnsinnig berührt", so "Löwin" Judith Williams. So sad! "Das Allerwichtigste ist, wieder aufzustehen", meinte wiederum der "tiefsinnige" Cale Kalay, wenngleich er natürlich Recht hatte.

Nach einem Sturz in der Show einfach den Rest des Abends wie ein gefallener Soost liegenbleiben, ist ja wirklich suboptimal.

Die letzten 30 Minuten waren harte Arbeit

Das anschließende Telefon-Voting der Zuschauer und die Wertungen der Jury ergaben gemeinsam jedenfalls, dass Sarina Nowak und Kevin Kuske mit ihren jeweiligen Eistanzpartnern im Skate-off gegen ein Ausscheiden antreten mussten.

Soost, der noch immer wegen seines Pechs heulte und sein Weiterkommen gar nicht fassen konnte, weinte vor Glück.

Im Skate-off zeigte sich Nowak bemüht und Kuske wurde von seiner Tanzpartnerin irgendwie über das Gefrorene geschoben. Kein schöner Anblick. Die Jury entsorgte den Eisschrank danach auch behutsam, weshalb er künftig wieder primär daheim stehen wird müssen.

Sie habe es sich bei ihrer Entscheidung aber auch wirklich nicht leicht gemacht, war das finale Blabla des Abends, der natürlich großartig und bezaubernd war. Bis zum nächsten Mal, weil: Scheitern heißt noch lange nicht nicht kapitulieren.

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