Noch zwei Tage, dann ist der Dschungel-Spuk für dieses Jahr schon wieder vorbei. Zeit, um unsere Dschungel-Expertin Djamila Rowe einen Blick auf die jüngsten Entwicklungen in Australien werfen zu lassen.
Im Interview mit unserer Redaktion sprechen wir mit
Die 56-Jährige erklärt außerdem, warum sie diese Dschungelcamp-Staffel besonders enttäuscht hat und was sie von der "Echt oder nicht echt"-Diskussion rund um Influencer
Hallo Djamila, werfen wir doch gleich mal ein Blick auf die jüngste Entwicklung im Camp: Kim Virginia ist raus. Würden Sie sagen: "Große Erleichterung" oder "Schade, dass sie gehen musste"?
Djamila Rowe: Wenn ich jetzt sagen würde "eher schade", würde ich lügen. Ich war froh und erleichtert, weil ich jetzt auf andere Gespräche hoffen kann. Denn das ganze Camp, die ganze Sendezeit, hat sich von Anfang bis gestern nur um das Dreiergespann
"Für mich ist dieses Jahr das Dschungelcamp zu viel mit Dingen, die wir alle nicht wissen, sehen und hören wollen."
Mit anderen Gesprächen meinen Sie aber bestimmt nicht Gespräche von und über Leyla und Mike, oder?
Ich habe das Gefühl, dieses Jahr Dschungelcamp ist ein anderes Dschungelcamp als das, was wir bisher kennen und lieben. Ich gucke es von Stunde null an. Für mich ist dieses Jahr das Dschungelcamp zu viel Dating, zu viel mit Dingen, die wir alle nicht wissen, sehen und hören wollen. Am Anfang war sehr viel Sex-Talk: Wer gerne mit wem mal und so. Das sind Dinge, die gehören nicht ins Dschungelcamp. Dschungelcamp hat für mich – und ich glaube, da spreche ich aus der Seele vieler anderer Menschen – einen anderen Stellenwert im deutschen Fernsehen. Auch ältere Leute, die das Dschungelcamp gucken, wollen unterhalten werden und solche Gespräche eben nicht hören.
In diesem Jahr enttäuscht mich die Staffel, weil ich keine Heldenreise sehe – von niemandem. Ich sehe keine wirkliche Entwicklung. Welche denn? Die anderen konnten ja nicht stattfinden. Vielleicht hat sich jemand entwickelt. Nur können wir das leider wegen des Dreiergespanns nicht so sehen.
Und mir fehlt der Spaß im Camp. Ich sehe ganz wenig, dass die mal miteinander Spaß haben und lachen. Mir fehlen die emotionalen Gespräche, die mich mitreißen. Der emotionalste Moment war für mich, als
Felix von Jascheroff hatte ja im Camp Ähnliches gesagt …
Ja, da spricht er mir aus der Seele (lacht).
Djamila Rowe will Mike nicht mehr "in Verbindung mit irgendwelchen Frauengeschichten sehen"
Nun ist Kim raus. Aus dem polarisierenden Trio bleiben Leyla und Mike. Werden die beiden zu Jay Khan und Indira Weis 2.0?
Ja, mmh, ja (zögert). Wir werden wahrscheinlich auch noch einen Kuss sehen. Da bin ich mir sicher, die rücken immer mehr zusammen. Es wurden auch schon Freundschaftsarmbändchen gebastelt. Aber ich will doch so etwas nicht im Dschungel! Das können sie ja gerne machen. Überall. In jeder anderen Show. Aber im Dschungel? Nein. Ich weiß nicht, ob man sich mit dem Cast in diesem Jahr wirklich einen Gefallen getan hat.
Viele kommen aus Dating-Formaten …
Und die können auch nichts anderes! Das ist das Problem. Die sind sehr jung. Viele von denen haben wahrscheinlich noch nicht mal eine richtige Berufsausbildung, haben nie richtig gearbeitet. Die rutschen von einem Dating-Format ins nächste. Die neue Berufsbezeichnung in Deutschland ist ja "Reality-Star". So etwas gab es früher gar nicht. Jetzt ist man Reality-Star, Influencer oder TikTok-Star. Die können nichts anderes, weil sie nichts anderes gelernt haben. Und genau das spiegeln sie nach außen wider. Das ist leider die neue Generation.
Aber glauben Sie, dass das wirklich eine echte (Liebes-)Geschichte zwischen Leyla und Mike ist? Oder ist das gespielt?
Ich glaube, Mike hat einige private Baustellen, mit denen er zu kämpfen hat. Er sagte ja auch, dass das letzte Jahr das schwierigste für ihn war – nach Kim – das war ja eine öffentliche Hinrichtung, was sie da rausgehauen hat.
Ich kenne Mike, wir waren zusammen in der Dschungel-Show im Finale und letztes Jahr war er [als Begleitung von Gigi Birofio, Anm. d. Red.] mit in Australien. Ich kenne Mike als sehr höflichen jungen Mann, der sich – ein Glück – nicht der Gossensprache der anderen Reality-Stars anpasst. Mit Mike kann man vernünftige Gespräche führen. Ich wünschte, Mike kann diese Präsenz jetzt, die er durch den Dschungel hat, für sich nutzen, um weiterhin im TV stattzufinden, Geld zu verdienen und sich wieder gut aufzustellen. Ich möchte ihn aber nicht immer in Verbindung mit irgendwelchen Frauengeschichten sehen. Das ist aber leider auch das Ding in den heutigen Formaten. Ich hoffe, dass er aus diesem ganzen Bereich den Absprung schafft und eine eigene Richtung findet. Er ist kein schlechter Mensch, er ist ein guter. Deshalb finde es schade, dass das in diesem Jahr im Dschungel mit ihm so ist – zumindest so lange Kim drin war. Er hat mir wirklich teilweise leid getan, auch gestern wieder. Ich wäre am liebsten mit einem Helikopter hingeflogen und hätte ihn gerettet. Ich frage mich immer: "Wo holt er diese Ruhe her?" Jeder andere wäre da schon ausgerastet. Dass er immer noch so ruhig da sitzen kann!
"Muss das jetzt hier sein? Wir haben in den letzten Wochen genug vom Pocher gehört."
Djamila Rowe über Twenty4tim: "Gefällt mir nicht: die Präsenz, die Darstellung"
Von dem einen großen Läster-Thema im Dschungel zum nächsten: Twenty4Tim. Es wurde viel über ihn gelästert und behauptet, es sei vieles geplant und nicht wirklich echt. Wie schätzen Sie seinen Dschungel-Auftritt ein?
Gestern hat RTL diesen Zusammenschnitt gemacht, dass er jedem – jedem! – erzählt hat, dass sein neuer Song herauskommt.
Er ist natürlich auch noch sehr jung. Es ist sein erstes Realityformat und dann gleich das größte. Das ist schon mal eine Herausforderung. Aber bei ihm war ich gleich am Anfang sehr abgeschreckt von dem extremen Sex-Talk. Er hat sehr viel sexuell gesprochen: "Mit wem würdest du denn gerne mal?" und mit Dieter Bohlen. Da dachte ich mir: "Bitte nicht. Jetzt hört doch mal auf, solche Gespräche zu führen. So etwas möchte ich nicht hören." Dann sagte er auch, Pocher hätte ihn mal angeschrieben und zum Essen eingeladen. Das sind so Sachen, wo ich denke: "Muss das jetzt hier sein? Wir haben in den letzten Wochen genug vom Pocher gehört." Gefällt mir nicht: die Präsenz, die Darstellung. Überzeugt mich nicht. Da bin ich kein Fan von. Ich gehöre nicht zur Fan-Base aktuell.
War das in Ihrer Staffel unter den Campern auch so Thema? Bei wem hatten Sie damals den Gedanken, dass alles nicht ganz so echt ist?
Nein, bei uns gab es das nicht. Eigentlich müsste ich jeden Tag für RTL eine Kerze anzünden, beten und Danke sagen, dass ich in diesem Jahr nicht drin bin. Denn eigentlich wollte ich unbedingt dieses Jahr als fester Cast rein, letztes Jahr war ich ja nur Ersatzkandidatin. Aber wir hatten damals Spaß im Camp, hatten Emotionen. Wir haben gesungen, gelacht, getanzt. Die Leute, mit denen ich drin war, waren alle toll, jeder für sich, jeder einzelne Charakter. Die einzige Auseinandersetzung mit "echt und unecht", die es bei uns gab, war fast am Schluss: Da ist Jolina [Mennen, Anm. d. Red.] mit Cosimo [Citiolo, Anm. d. Red.] aneinandergeraten und sagte "Du bist nicht echt, du spielst hier eine Rolle. Du bist ein Clown."
Djamila Rowe hätte gerne mehr von Sarah Kern gesehen
Aber natürlich spielt dabei auch immer eine Rolle, wie RTL das schneidet …
Der Schnitt – egal in welchem Format du bist – entscheidet immer über Leben und Tod. Machen wir uns da nichts vor. Der Cutter und der Texter haben die Macht. Ich spreche aus Erfahrung (lacht).
Auch Felix von Jascheroff hatte sich im Nachhinein beschwert, dass man nicht gesehen habe, dass sie Spaß im Camp hatten.
Davon sehen wir leider nichts. Und ich kann auch sagen, warum: weil die Hauptsendezeit auf Kim, Mike und Leyla liegt. Von den anderen sieht und hört man ja kaum etwas, weil es ja nur um diese drei Personen geht. Ich hätte gerne am Anfang etwas mehr von
"Die ganzen anderen Reality-Leute, die in ihrem Leben im TV drei Mal durchs Bild gerannt sind, sind ja keine Stars."
Djamila Rowe über Heinz Hoenig: "Fand das gut, dass sie ihn reingenommen haben"
Das sieht man ja auch bei den Leuten, die bisher rausgeflogen sind. Apropos: Welcher Rauswurf hat Sie besonders überrascht?
Kim. Sie hätte ich gerne schon eher draußen gesehen. Gestern dachte ich: "Oh, jetzt erst?" Weil ich mich gefragt habe: "Wer ruft denn da noch für sie an? Nach den ganzen Attacken von ihr?"
Gehen musste auch Heinz Hoenig, allerdings eher unfreiwillig – auf Anraten der Ärzte. Hätte er überhaupt an solch einer Show teilnehmen sollen? Warum war er überhaupt dabei?
Damit wenigstens ein Star da drin ist. Die ganzen anderen Reality-Leute, die in ihrem Leben im TV drei Mal durchs Bild gerannt sind, sind ja keine Stars. Heinz Hoenig ist ein toller Schauspieler. Ich liebe die Filme mit ihm. Ja, er hat ein gewisses Alter, aber wir haben auch die Entwicklung von ihm gesehen: vom Grummelbär am Anfang, bis zum Schluss, wo er da so sitzt.
Das hat mich ein bisschen an das Weihnachtsmärchen mit Mister Scrooge [Charles Dickens‘ Weihnachtsgeschichte, Anm. d. Red.] erinnert. Wenn Heinz etwas erzählt hat, habe ich mit meinen Lippen und Augen am Fernseher geklebt und fand das interessant. Und ich hätte gerne noch mehr von ihm gehört. Ich glaube, der hat viel zu erzählen. Der hat viel erlebt in seinem Leben. Ich fand das wirklich sehr, sehr traurig und schade, als er herausgeholt worden ist. Aber Gesundheit geht vor.
Aber ich bin nicht der Meinung, dass er nicht hätte rein dürfen sollen. Nein! Klar, soll er rein. Ja, dann war er eben gesperrt. Eigentlich hatten wir in fast jeder Staffel jemanden, der ein bisschen älter war und oft gesperrt war. Ich fand das gut, dass sie ihn reingenommen haben.
Sonntag ist das Finale. Es beginnt die heiße Phase. Stand jetzt, sind noch Twenty4tim, Leyla, Lucy Diakovska, Mike und Fabio Knez dabei. Im ersten Interview mit unserer Redaktion haben Sie Lucy als Favoritin angegeben. Ist sie das noch?
Definitiv. Lucy und Fabio. Obwohl: Eigentlich soll Lucy gewinnen. Frauenpower. Ich würde gerne Lucy meine Krone übergeben.
Warum die beiden?
Fabio ist für mich so eine gute Seele. Da müssen wir auch mal mehr sehen und hören von. Er ist ein sehr sympathischer Typ. Und Lucy liefert ab. Das ist eine Kampfmaschine. Lucy ist für mich wie eine Amazone: Die geht da rein in die Prüfung und bam, bam, bam. Die freut sich danach über jeden erkämpften Stern. Das ist eine Gute.
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.