Der erste Satz, den "Promi Big Brother" Fans an Tag 13 des Container-Abenteuers für Karriereflüchtlinge hören, lautet: "Ich bin pissed, und wenn ich pissed bin, dann bin ich richtig pissed - und jetzt bin ich pissed!" und kommt von Burgschauspielerin Mimi Fiedler ("Rosamunde Pilcher: Erdbeeren im Frühling"). Ich mag Mimis Hang zum Klartext, aber hin und wieder muss sie sich deutlicher positionieren.

Eine Kolumne
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Es würde mich als neutrale Zuschauerin beispielsweise interessieren, ob sie nun pissed ist oder nicht. Dass neben Diktionswundern wie Leyla Lahouar, Mike Heiter, Verena Kerth oder Cecilia Asoro ausgerechnet Fiedler ("Inga Lindström: Vier Frauen und die Liebe") diejenige sein würde, die sich mit Exkremente-Jargon an die Spitze der "Peep"-Charts setzen würde, hatten wohl die wenigsten auf ihrer Bingo-Karte für diese Staffel Insolvenz-Präkautions-Festspiele. Nicht mal die weitestgehend themenunabhängigen so genannten Betty-Ford-Zuschauer. Dabei handelt es sich um Ex-Junkies, die lange in LSD-Abhängigkeit gelebt haben und ihren Rausch jetzt mit Konzentration auf die Oberhemden von PBB-Moderator Jochen Schropp simulieren.

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Auch Mimis Familie zu Hause ist ratlos, wodurch ihr kontemporärer Hang zum Fäkalvokabular ausgelöst wurde. Vielleicht bei den Dreharbeiten zu "Kokowääh" zu viel Zeit mit Til Schweiger verbracht.

Mit "Peep" ist in diesem Zusammenhang übrigens weder eine Show gemeint, in der unzureichend bis gar nicht bekleidete Körper in zumeist explizit sexuellen Posen zur Schau gestellt werden, noch eine schlüpfrige Erotik-Sendung mit Verona Feldbusch. "Peep" steht in diesem Fall für das akustische Signal, das ein zu wenig tugendhaftes Wort überblendet, damit die hohen Anforderungen des deutschen Jugendschutzgesetzes auch im chauffierungsoptimierten Container eingehalten werden können.

Würde ich für jedes "Peep" während der monologreichen Schaffensphase von Mimi Fiedler in den ersten 12 Tagen "Promi Big Brother" einen Euro bekommen, könnte ich Sat.1 kaufen und anschließend das Format "Promi Big Brother 365" einführen. Dabei werden vom Publikum bestimmte Promis für ein ganzes Jahr in einem Container kaserniert, in dem ihnen Lothar Matthäus 24 Stunden am Tag erklärt, warum der Gürtel zu den Schuhen passen muss. Auf Englisch. Ein höheres strategisches Ziel hätte dieses Format nicht. Im Prinzip wäre seine einzige Aufgabe, ausgewählte Prachtexemplare der Unterhaltungsindustrie wie etwa Luke Mockridge oder Till Lindemann langfristig aus der Öffentlichkeit zu extrahieren.

"Mike liebt Leyla mehr als umgekehrt"

Stichwort Karriereflüchtlinge: Big Brother ist zielstrebiger, schneller und kompromissloser in der Umsetzung abgelehnter Promi-Asylanträge als die gesamte EU zusammen. Die von der Couch-Jury aus Fachzuschauern und Premiumfans abgelehnten Anträge von Verena Kerth, Cecilia Asoro, Daniel Lopes, Sinan Movez und Bea Peters sind jeweils innerhalb von wenigen Minuten umgesetzt worden und die Kandidaten in ihre sicheres Dritthotelzimmer abgeschoben. Dazu hatte sich am Freitag dann auch noch Mitfavoritin Elena Miras aus gesundheitlichen Gründen verabschiedet. Für das große Finale am Montag kommen also nurmehr Mike Heiter, Leyla Lahouar, Mimi Fiedler, Max Kruse, Matze Höhn, Alida Kurras, Sarah Wagner und Jochen Horst in Frage. Und mindestens einer von denen wird an Tag 13 ebenfalls noch rasiert werden. Also mal rein in die gute Niveau-Stube.

Zwei Tage vor dem Finale läuft zunächst die 24-Stunden-Gnadenfrist von Sarah und Mimi ab, die am Vortag nominiert wurden. Die am meisten bedrückte Stimmungslage findet sich allerdings trotzdem bei Mike und Leyla. Obschon Leylas Kryptonit-Kandidatin Elena inzwischen nicht mehr Teil der Show-WG ist, bleibt Leyla im Distanzmodus: "Ich werde hier jetzt nicht schauspielern und so tun, als wäre alles okay!" Das bleibt auch den Mitbewohnern nicht verborgen. Paar-Verhaltensforscher Jochen Horst hat die womöglich nur für professionelle Reichweitenoptimierung zusammengefundene Konstellation bereits für eine erste Couple-Diagnose analysiert: "Mike liebt Leyla mehr als umgekehrt."

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Die hofft indessen, "dass Mike mal darüber nachdenkt, dass man nicht immer alles überspielt, damit es von außen schön aussieht, aber von innen ist es nicht schön!" Obwohl die "Bechelor"-Gespielin sich offenbar sehr viele Gedanken darüber macht, wie etwas "von außen" wirkt, hat sie absolut kein ausreichend sensibles Gefühl dafür, wie ihr Verhalten bei den Zuschauern ankommt.

Bereits seit einigen Tagen dreht sich in den Begleitkommentaren auf Social Media der Wind zunehmend in genau die Richtung, die Leyla mit ihrer wortreich vorgetragenen Erwartungshaltung zu vermeiden sucht. Insbesondere ihr akutes Unverständnis dafür, dass Mike sich nicht bedingungslos gegen Elena Miras positionieren wollte, sorgt bei vielen Fans für virtuelles Kopfschütteln. Elena ist die Mutter von Mikes Tochter. Dass ein Vater nicht öffentlich vor einem Millionen-TV-Publikum (oder, naja, zumindest 410.000 Zuschauer am Freitag) die vermeintlichen Fehltritte der Mutter seines Kindes per Schimpfwort-Tirade, Streit-Tsunami oder Ignorier-Marathon in einen erbarmungslosen Elternstreit eskalieren lässt, sollte Leyla eher zeigen, dass Mike ein emphatischer, mitdenkender Mensch ist. Stattdessen fühlt sie sich augenscheinlich zurückgesetzt.

Und das ist sie auch. Nicht bei Mike, aber in der Gunst des Publikums. Self-fulfilling prophecy nennen das die Esoteriker. In diesem Kontext scheint schon zwei Tage vor dem Finale klar: Leyla wird das Format nicht gewinnen.

Besonders tragisch ist diese Entwicklung in dem Kontext, dass Elena Miras die WG der Elitedenker bereits verlassen hat und Leyla sich ungestört auf Mike und ihre Beziehung hätte konzentrieren können. Der ist durch das unverhoffte Ausscheiden von Elena "schockiert, und in mir ist ein Chaos!" Ganz anders als sonst also, wenn der aufgeräumte Mike Heiter seine Gedanken strukturiert und gut sortiert vorträgt.

Max Kruse hat mal ein Nacktvideo verschickt

Um die Stimmung wieder auf normale Zotenflughöhe zu katapultieren, lässt sich Skandalprofi Max Kruse zu einer weiteren Anekdote aus seinem prall gefüllten Fauxpas-Almanach hinreißen: "Ich habe ja mal ein Nacktvideo verschickt!" Die Restbesatzung der Containerlandschaft reagiert mit lüsterner Neugierde. Ausgerechnet Mimi, die mit Intim-Enthüllungen á la "Wisst ihr eigentlich, wie lange ich nicht mehr gebumst habe" die Cochonnerie-Latte hoch gelegt hat, reagiert scheinempört. Ihr Talent für zeitlose Resümees verliert sie dabei aber nicht: "Also, der Max hat einer Frau ein Nacktvideo geschickt und als die dann sauer war, dass er ihr seinen Pimmel nicht in echt zur Verfügung gestellt hat, hat sie gedacht, so mein Freund und Popostecher, dann verkaufe ich das Video jetzt an die Bild-Zeitung."

Die Nacktposse um Hüftdribbler Max Kruse hat allerdings noch weitere bemerkenswerte Detail-Nuancen. Da Kruse in seiner wilden Zeit dieses einmal produzierte Nacktvideo voller Stolz an eine ganze Armada von Dating-Plattform-Schönheiten und Instagram-Models versendet hatte, wollte er die Dame zwar verklagen, "wusste aber erstmal gar nicht, welche das war!" Eindeutig Boulevard-Gold. Und das, obwohl spätestens seit Anthony Weiner klar ist: Augen auf beim Serienversenden von Penisfilmchen. Als er abschließend zugibt, seither regelmäßig überall als "Pimmelkruse" begrüßt zu werden, regt sich auch Wildcard-Gewinnerin Sarah Wagner nach vier Tagen erstmals wieder: "Wie unangenehm kann es werden?" Keine Ahnung, der handelsübliche Sat.1-Zuschauer sieht dich heute ja zum ersten Mal.

Jochens Vabanquespiel scheitert kolossal

Nach dieser Erotikfilm-Beichte von Max Kruse denkt plötzlich der gesamte Container stundenlang nur noch an männliche Geschlechtsorgane. Und was macht man damit? Genau: Man pisst. Das sind nicht meine Worte, das sagt Mimi Fiedler. Die ist nämlich, Sie erinnern sich: "Pissed!" An dieser Stelle wird dann auch klar, warum: Weil Jochen sie nominiert hatte und sie nur deswegen jetzt eine 50:50-Chance auf den vorzeitigen Abschied hat: "Ich bin jederzeit bereit zu gehen, das ist das Spiel, aber nicht durch die Hand von einem Freund und dann auch noch mit einer so schwachsinnigen Begründung!"

Jochen und Mimi
Bei Jochen und Mimi gab es Diskussionsbedarf nach der Nominierung. © Clarissa Schreiner/Joyn

Der etwas kreativlose Jochen hatte seine Entscheidung damit begründet, er wolle "wissen, wer einen stärkeren Rückhalt als Leyla hat, und das kann ich nicht anders rausfinden!" Hm. Nun ja. Da muss man sagen: Leyla ist nicht mehr nominiert, somit ist Jochens Vabanquespiel kolossal gescheitert. Und nach der Logik könnte man auch sagen: "Ich habe dich mit meinem Auto überfahren, weil ich wissen wollte, ob du robuster bist als ein Begrenzungspfahl, und das kann ich nicht anders rausfinden!"

Ob der bei Mimi rigoros in Ungnade gefallene Jochen Horst Wogen glättend davon profitieren kann, dass die Zuschauer sich letztendlich im Duell um den Auszug für Sarah Wagner statt für Mimi Fiedler entscheiden, wird sich zeigen müssen. Allerdings nicht sofort, denn zwei Tage vor dem Finale erhöht Big Brother die Schlagzahl.

Mimi muss gehen

Direkt nachdem Jochen Schropp die obligatorischen "du warst so toll"-Floskeln ausgetauscht hat, muss Containerchef Matze Höhn bereits zwei Mitkandidaten für das nächste Duell auswählen. Er schickt Max Kruse und Jochen Horst in die Duell-Arena. Nach Gleichstand im Duell fällt die Entscheidung per Stichfrage, die Max Kruse korrekter beantwortet. Er ist damit geschützt, Jochen ist nominiert. Um die Anzahl der Kandidaten bis Montag noch rechtzeitig auf Finalgröße dezimieren zu können, muss heute noch ein weiterer Kandidat das Containerhaus verlassen. Leyla nominiert Mimi. Matze nominiert Alida. Alida nominiert Matze. Mike nominiert Mimi. Mimi nominiert Mike. Max nominiert Mimi. Jochen nominiert Matze. Damit stehen neben Jochen noch Mimi und Matze auf der Nominierungsliste.

In der Zuschauergunst liegt aus dem Trio Mimi, Matze, Jochen offenbar Matze vorne, der als erster erlöst wird und bleiben darf. Die Entscheidung fällt, das hätte man sich aus Sat.1 Sicht kaum schöner ausmalen können, ausgerechnet zwischen Mimi und Jochen, die gestern aufgrund der Nominierung von Mimi durch Jochen bereits aneinandergeraten waren. Etwas überraschend trifft es Mimi. Sie muss unmittelbar vor dem Halbfinale am Samstagabend das Spiel verlassen. Das Halbfinale bestreiten am Sonntag also Jochen Horst, Leyla Lahouar, Matze Höhn, Alida Kurras, Mike Heiter und Max Kruse. Also: Bis dann!

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