Der dritte Tag hat bei vielen weltbewegenden Events eine ganz besondere Bedeutung. Jesus beispielsweise – die Älteren unter uns kennen ihn noch aus dem Religionsunterricht – ist am dritten Tag nach seinem Tod von den Toten auferstanden. Ab dem dritten Tag krankheitsbedingten Ausfalls darf ein Arbeitgeber von seinem Arbeitnehmer eine Krankschreibung verlangen – und am dritten Tag bei "Promi Big Brother" kommt es diese Saison bereits in der Frühphase im emotionalen Belastungsproben-Container zum ersten Machtkampf im Hierarchiegefälle zwischen Führungsebene (Big Brother/Sat.1) und mittlerem intellektuellen Management (Elena Miras).

Eine Kolumne
Diese Kolumne stellt die Sicht von Marie von den Benken dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Zum Glück gibt es keine Trash-Gewerkschaft, denn wäre die Schweizer Seicht-TV-Legende Elena Miras in der IG Reality-TV organisiert, hätte es schon lange vor der ersten Zwangsexmatrikulation eines D-Promi-WG-Protagonisten einen schonungslosen Arbeitskampf gegeben. "Wir sind hier, wir sind laut, weil Mike Heiter scheiße baut!"

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Was war also passiert? Elena Miras, die schon am Vortag ihre der Öffentlichkeit bislang unbekannte heimliche Leidenschaft zu den Rechtswissenschaften dokumentiert hatte, als sie die Redakteure im Sprechzimmer minutenlang in einen Monolog über die juristischen Feinheiten ihres Arbeitsvertrags unterrichtete, hat auch 24 Stunden später noch keine Ruhe gefunden und hadert nach wie vor damit, dass Sat.1 sie verstärkt im direkten Kontext mit Ex-Lover Mike Heiter einsetzt.

Wie überraschend diese Konstellation tatsächlich eintritt, wenn man als langjähriges Reality-TV-Paar nebst gemeinsamem Nachwuchs und anschließender medialer Dauerfehde erstmals wieder gemeinsam in einem TV-Format agiert, sei mal dahingestellt. Oder wie Mitbewohnerin Alida Kurras weiß: "Wenn ich reingehe und ich weiß, da ist mein Ex drin, dann muss ich damit rechnen!" Andererseits: Alida Kurras war die Fremdgeh-Gespielin von Jürgen Milski, vielleicht sollte sie daher mit Ratschlägen zum Thema Beziehungen eher zurückhaltend umgehen.

Der im Trash-TV-Zirkus noch recht jungfräuliche Max Kruse gefällt sich in der Rolle des stillen, aber sehr konzentrierten Zuhörers und analysiert Elenas Auftritt anschließend so: "Als Unbeteiligter, der nichts weiß, wirkte das schon ein bisschen übertrieben."

Elena Miras und "Big Brother" geraten aneinander

Nach einem erneuten Stelldichein im Sprechzimmer eskaliert die Situation zwischen Miras und Big Brother. Miras beschimpft die Macher der TV-Sendung, an der sie gerade (übrigens freiwillig und für sehr viel Gage) teilnimmt, als "ekelhaft" und beteuert heulend, sie würde "nicht zulassen, dass man etwas erzwingt". Geschüttelt von Weinkrämpfen appelliert sie an Sat.1: "Ich bin als Elena hier, er ist als Mike hier, seine Freundin ist hier! Hört auf damit! Habt Respekt!"

Während Miras also wild gestikulierend mehr "Respekt" vom Ausrichter der Insolvenzvermeidungs-Festspiele einfordert, befürchtet die ebenfalls im Containerhaus der Stars residierende Leyla Lahouar, die neue Freundin von Miras-Ex Mike, sie könne ihren Traummann womöglich an seine Ex-Freundin verlieren: "Du hast so ein Leuchten in den Augen!" Vielleicht hat aber auch nur irgendwer an Heiters Hinterkopf eine Lampe angeschaltet. Mike selbst ist kognitiv auf Zack und analysiert schnell und treffend: "Ich habe das Gefühl, ich laufe auf einem Minenfeld!" Mitfühlend nickend spenden die Jungs der D-Promi-Runde der Lady Di der Container-Royals ein wenig Trost.

Ein sichtlich um Deeskalation und gossipverbale Abrüstung bemühter Mike Heiter verbringt den Rest des Abends damit, seiner Leyla zu beteuern, dass die Anwesenheit von Elena Miras in keinem denkbaren Szenario in einer amourösen Wiedervereinigung enden kann. Überraschend abgeklärt lässt er auch die Berichterstattung von Harmonietrüffelschwein Daniel Lopes über sich ergehen, der ihm brühwarm berichtet, Elena hätte von Details über die Trennung von ihr und ihm berichtet, die Mike nicht zwangsläufig als ultrasympathischen Vorzeige-Gentleman dastehen lassen.

Entspannt und ohne jedweden Impuls, den im Trash-TV eigentlich an dieser Stelle obligatorischen Superstreit vom Zaun zu brechen, hockt Mike im Sprechzimmer und erläutert, dass zwar "nicht alles so gewesen ist, wie Daniel das beschrieben hat", aber dass er das nicht thematisieren wird, weil er nicht wüsste, ob Daniel auch wirklich alles 1:1 so weitergegeben hätte, wie Elena es tatsächlich erzählt hat, und: "Das ist ja dann immer etwas wie Stille Post!" Da bleibt einigen Szenekennern vor den heimischen TV-Geräten staunend der Mund offenstehen. Vom exzessiv durchtätowierten Mike Heiter hätte man in so einer Situation bislang vermutlich erwartet, er würde den Container in einer Art Verarbeitungs-Anfall kurz und klein schlagen, Elena Miras ewige Feindschaft schwören und seine Restreputation in Trümmer legen. Tja, offenbar heilt die Zeit nicht nur alle Wunden, sondern macht aus Flirt-TV-Dauerbrennern erwachsene Männer.

Verena Kerth: Mit Ronaldo auf der VIP-Toilette

Um der tratschverwöhnten Fanbase des von den Frühstücksfernsehen-Ikonen Marlene Lufen und Jochen Schropp moderierten "Promi Big Brother" Sensationsformats neben der abendfüllenden Miras/Heiter/Lahouar-Triangel des Grauens auch noch ein paar weitere Diskussionsvorlagen an die Hand zu geben, schaltet sich geistesgegenwärtig die ehemalige Bewährungshelferin von Marc Terenzi, Verena Kerth, ein und berichtet dem staunenden Arbeitskreis Haferflocken: "Ich war ja mal mit Ronaldo auf so einer VIP-Toilette und der hat mich gefragt, ob ich Brasilianerin bin!"

Ich kenne Horrorfilme, die so begonnen haben und auch Boris Becker wird immer ganz schlecht, wenn er Geschichten von prominahen Frauen hört, die sich mit bekannten Männern kurzfristig in ein sichtgeschütztes Kleinetablissement zurückziehen. Googeln Sie bei Gelegenheit dazu gerne mal "Samenraub Wäschekammer". Matze Höhn, der Al Pacino von "Berlin Tag und Nacht", ist sichtlich beeindruckt und attestiert Verena Kerth: "Du hast echt Stil!" Kerths Nähe zu Fußballprofis mit zweifelhaftem Ego sollte ich nicht erklären müssen, oder? Nur so viel: "Da ist das Ding!"

Beim Thema Ronaldo ist aber auch Elena Miras' Ferndiagnostiker Max Kruse endlich bereit, sich öffentlich zu äußern und stellt eine konkretisierende Rückfrage zur besseren Einordnung der Toiletten-Personalie: "Wer jetzt, der dicke Ronaldo oder der andere?" Mimi Fiedler kennt die Geschichte nicht, dafür aber eine Anekdote über den dünnen Ronaldo: "Der ist nicht verheiratet, hat trotzdem Kinder, aber aus einer Ziehmutter ... ne, Leihmutter ... Gebärmutter!" De jure müsste man vermutlich beide letzten Antworten gelten lassen, hilfreich hinsichtlich der Identifikationsversuche, um welchen Ronaldo es sich nun wohl handeln könnte, ist Mimis Ausflug in die Fortpflanzungsphilosophie von (in diesem Fall) Cristiano Ronaldo allerdings nicht.

Letztendlich ist es wieder Mike, der das Thema abschließend klären kann: "In Düsseldorf gibt es auch einen, der so heißt. Eine Pizzeria!" Außerdem attestiert er Kerth, sie hätte womöglich dranbleiben sollen: "Ich sag' es, wie es ist, das war die Chance deines Lebens!" Matze Höhn, der immer ein bisschen aussieht wie der kleine Bruder von Harry Kane, der seit drei Jahren im Jogger auf der Couch seines steinreichen Bruders abhängt, denkt sogar noch weiter: "Dann hättest du jetzt diese Netflix-Serie anstatt seiner Freundin!" Da muss die brasilianische Münchnerin herzhaft lachen. Aber nur ein paar Sekunden, denn Höhn ergänzt ganz nonchalant: "Das wäre noch mal ein Upgrade zu Olli Kahn gewesen!"

"Wer ist Olli Kahn?"

Wo Mimi Fiedler bei Cristiano Ronaldo noch eine Anekdote im Langzeitgedächtnis gefunden hat, verlässt es sie beim Thema Ex-Torhüter, der gerne in Verena Kerths Strafraum eingedrungen ist: "Wer ist Olli Kahn?" Leider bleibt keine Zeit mehr, ihr einige interessante Interview-Fetzen des einstigen Titans einzuspielen. Spätestens bei "Eier, wir brauchen Eier!" hätte sie sich mit Sicherheit erinnert.

Stichwort Eier: Die ehemalige Neun-Live-Call-In-Enkeltrickbetrügerin Alida Kurras hat eine recht robuste Sicht auf Social-Media-Kommentatoren mit wenig konstruktiven Kritikansätzen. Als Elena davon berichtet, dass sie nach ihrer Teilnahme am Dschungelcamp zahlreiche Kommentare erhalten hat, dass man sie beim Jugendamt anzeigen und ihr die Tochter wegnehmen sollte, befindet Hobbyrichterin Kurras: "Solche Leute würde ich kastrieren!"

Mal abgesehen davon, dass die chirurgische Ausschaltung der Fertilität von Lebewesen durch Gonadektomie im modernen Strafrecht eher als umstrittene Disziplinierungsoption gilt, ist die Kausalkette "Elena Miras hat am Dschungelcamp teilgenommen - also ist sie eine schlechte Mutter - also muss man ihr die Tochter wegnehmen" an Hirnrissigkeit kaum zu überbieten. Auch wenn ich persönlich zur formaljuristischen Kompensation dieser idiotischen Forderung nicht zwangsläufig zur Orchiektomie bei Männern, respektive zur Ovarektomie bei Frauen tendieren würde, finde ich, man sollte Diskursteilnehmern, die derartige intellektuelle Bankrotterklärungen über die Kommentarspalten ergießen, durchaus mal für ein paar Jahre das Internet entziehen.

Mimi Fiedler: "Schmutziger Sex ist richtig guter Sex"

Mimi Fiedler nutzt die aufgeheizte Stimmung, um ihr etwas eingerostetes Sexleben zum nächsten Hauptthema hochzustilisieren: "Schmutziger Sex ist richtig guter Sex, also nicht so ein hölzerner Sex, wo man nicht so ganz genau weiß, was der andere da treibt, aber ich könnte mal wieder Sex haben!" Ronaldo-Gspusi Verena Kerth ist da pragmatisch veranlagt und regt an: "Jochen liegt doch da!" Nach einer kurzen Scheindiskussion, ob der nebenan im Bett chillende Supergigolo Jochen Horst womöglich interessiert wäre, den Beischlaf mit Mimi Fiedler zu vollziehen, fällt Kerth das Urteil aus betriebswirtschaftlicher Perspektive: "BWL, viertes Kapitel Vertragswesen: Schweigen gilt als Zustimmung!"

Ich habe nie BWL studiert, so wie offenbar P1-Inventar Kerth, daher kann ich das nicht zweifelsfrei bestätigen. Aber wenn die Rechtslage da so aufgebaut sein sollte, erklärt das auch das Verhalten vieler BWL-Studenten auf dem Oktoberfest. Diese wissenschaftliche Koitus-Betrachtung motiviert zu einigen ergänzenden Sexbeichten, bei denen etwa Cecilia Asoro über ihre Fetische berichtet: "Wenn man meine Füße in den Mund nimmt, bin ich happy!" Wie schmutzig diese Art von Sex ist, hängt dann vermutlich davon ab, wie lange das letzte Fußbad her ist.

Um am Ende auch noch etwas typische "Promi Big Brother"-Langeweile aufkommen zu lassen, müssen die Teams Leyla/Mimi und Verena/Alida in der Games-Arena Züge bauen. Leyla und Mimi verlieren und müssen anschließend eine der beiden Gewinnerinnen Nominierungsschutz verleihen. Sie wählen Alida. Umgekehrt, das kommt wenig überraschend, müssen Alida/Verena die Nominierung auf die Abschussliste an Leyla oder Mimi vergeben. Nach dem typischen "wir mögen alle, aber wir müssen ja"-Geplänkel entscheiden sie sich für Leyla. Wann endlich auch mal Nägel mit Nominierungsköpfen gemacht werden, und der erste D-Promi in den offenen Vollzug entlassen wird, ist aber immer noch unklar. Eventuell gibt es dazu morgen weitere Infos. Bis dann!

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