Fangen wir mit den guten Nachrichten an: Wenn man sich in seiner Funktion als öffentlich gescheiterter D-Promi aktuell in Container-Quarantäne befindet, muss man den Samstagabend nicht damit verbringen, über drei Stunden dabei beizuwohnen, wie das ZDF sich seines Problemmoderators Thomas Gottschalk entledigt.

Eine Kolumne
Diese Kolumne stellt die Sicht von Marie von den Benken dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Womöglich sogar auf unbestimmte Zeit, mindestens aber bis zum "Promi Big Brother"-Finale am 4. Dezember, dürfen der Thomas Gottschalk und die Michelle Hunziker von Sat.1 – Jochen Schropp und Marlene Lufen – weiter moderieren.

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Als Entschädigung dafür ändert Sat.1 zum ersten Samstagabend der Staffel die Dynamik seiner Live-Show. Da am Ende der erste Promi das Reichweiten-Biotop in Köln-Bocklemünd verlassen muss, wird der allabendliche Einkauf im containereigenen Supermarkt (ein Edeka, glaube ich) vorgezogen. Spielerfrau Dilara Kruse – noch latent aggressiv aufgeladen, weil sie kurz vorher von Big Brother als nervige Labertante gedisst wurde – zeigt sich als 1. FC Köln der Trash-Promis und versemmelt die Shoppingtour im Dinner-Discounter so brutal wie sonst nur die Bundesregierung die Finanzierung des Klimafonds.

Letztendlich aber egal, denn traditionell versagt das Game-Team in der Spielearena ebenfalls kolossal, sodass der heute besonders trostlos ausgefallene Einkauf ohnehin unberührt wieder einkassiert wird.

Ron an die Braut!

Und als wäre es nicht Qual genug, mal wieder 24 Stunden mit nichts als Wasser und Haferflocken überstehen zu müssen, gibt Philo, der David Copperfield für Wirecard-Aktionäre, eine Mental-Show. Bitte nicht verwechseln mit einer Metal-Show. Philo hat nämlich nicht nur als ersten Karriereschritt damals seinen Nachnamen weggezaubert, sondern auch jegliches musikalisches Talent.

Zum Ausgleich zaubern die Zuschauer heute den ersten, naja, Promi aus dem Haus. Nominiert für den potenziellen Zwangsauszug sind Ron Bielecki, Patricia Blanco, Paulina Ljubas, Matthias Mangiapane und Iris Klein. Schon ziemlich früh am Abend sind die Leitungen geschlossen und Simsalabim: Ron darf bleiben. Mehr wird erstmal nicht verraten. Aktuell sind die Quoten überraschend gut, da spannt man die Fanbase selbstverständlich auch nach einem vorhergehenden "Wetten, dass..?"-Marathon bis zum bitteren Sendungsende auf die Folter.

Bis weitere Entscheidungs-Details veröffentlicht werden, ist erstmal Real-Talk im Fortgeschrittenenkurs "Diskussionskultur". Dilara hat beispielsweise Diskurspotenzial mit Jürgen Milski identifiziert und fackelt nicht lange: "Ich habe Jürgen zu einem Gespräch gebetet" – aber Jürgen ist leider nicht Deutschlehrer, sondern Atheist. Im folgenden Intensivaustausch über die Verbalaussetzer von Trash-Ballermann Jürgen gestehen sich beide, dass sie hochemotional sind und ihnen darum oft Sätze rausrutschen, die ihnen anschließend leidtun.

Um ihre Karma-Situation wieder aufzubessern, stürzt sich Dilara anschließend umgehend als Vermittlerin in das Iris und Peter Klein Dilemma. Minutenlang versucht sie, Iris davon zu überzeugen, dass "Promi Big Brother" möglicherweise die einmalige Gelegenheit ist, sich wieder anzunähern und als Freunde zurück in die wirkliche Welt entlassen zu werden. Wer die Dynamik von Reality-Formaten empirisch verfolgt hat, weiß ja nur zu gut: Nichts wird durch gemeinsame Auftritte im Trash-TV öfter eingeleitet, als Heilungsprozesse bei komplizierten Beziehungen.

Ich traf sie irgendwo, allein im Nirgendwo – Pauliiiiiinaaaaa!

Während einer Werbepause, in der das Moderationsduo Schropp/Lufen in Ruhe Japanisch lernen, die letzten drei Steuererklärungen erstellen und "Die Walküre" von Richard Wagner mit selbstgebastelten Papierfiguren nachspielen könnte, steigt im Container bei Iris, Paulina, Matthias und Patricia die Angst vor dem vorzeitigen Exit. Wirklich niemand möchte bei "Promi Big Brother" vor dem Finale ausscheiden – aber vor allem nicht als allererster von 13 Teilnehmern.

Dann stände man in einer Ahnenreihe mit Percival Duke-Hall, Janina Youssefian, Daniel Köllerer, Edona James, Maria Hering, Pascal Behrenbruch, Eva Benetatou, Claudia Kohde-Kilsch, Daniel Kreibich und Patrick Hufen. Was aus diesem handverlesenen Top-Promi-Ensemble wurde, bestehend ausschließlich aus Kandidaten, die allesamt als erste ihre jeweilige "Promi Big Brother"-Staffel verlassen mussten, muss wohl kaum erklärt werden. Die meisten Namen sind inzwischen unbekannter als der Taxifahrer vom Hausmeister von dem Hotel, in dem mal der Bruder von Thomas Gottschalk im Aufzug gesehen worden sein soll.

Als erste Amtshandlung nach erfolgreichem Japanisch-Studium lassen Schropp/Lufen Big Brother den nächsten Survivor verkünden: Paulina Ljubas darf bleiben. Zu Hause beißt Ex-Freund Henrik Stoltenberg vor Wut in diverse Tischkanten. Stoltenberg ist übrigens die Trash-Granate, die es geschafft hat, mit hart rassistischen Ausfällen dafür zu sorgen, bei allen TV-Sendern auf der Schwarzen Liste zu landen. Die durchaus lukrative Reality-TV-Geldquellen sind für den Enkel von Ex-Verteidigungsminister Gerhard Stoltenberg damit versiegt.

Womit auch weitestgehend ausgeschlossen ist, dass er der mysteriöse Unbekannte ist, der Yildiz Koc kürzlich ein klassisches unmoralisches Angebot gemacht hat: "Da war so ein Typ, der hat mir eine Million Euro geboten, wenn ich eine Nacht mit ihm verbringe, aber er dürfte dann auch alles mit mir machen, was er will", wie sie im Soft-Sextalk mit Dilara verrät. Vielleicht war es ja auch Robert Redford. Der soll ähnliches schon mal mit Demi Moore versucht haben, als sie mit Woody Harrelson verheiratet war. Das habe ich jedenfalls mal in einer Doku von 1993 gesehen, die in Las Vegas spielte.

Klein schöner Land in dieser Zeit

Anschließend gibt Big Brother dann Entwarnung für Iris Klein. Auch sie wird von den Zuschauern verschont und springt der Exit-Schippe kurz vor ein Uhr nachts am frühen Sonntagmorgen von der Schippe. Weiter zittern müssen zu diesem Zeitpunkt also noch Patricia Blanco und Matthias Mangiapane. Drei comedypreisverdächtige Gags aus dem Moderatorenteam und eine weitere Werbepause später ist es dann so weit. Haarscharf vor ein Uhr nachts erhält Patricia von der Container-Verwaltungsgesellschaft vor den TV-Geräten ihre WG-Kündigungspapiere. Im Netz sorgt das tendenziell für Entsetzen. Patricia wirkte die letzten sechs Tage zwar über weite Strecken langweilig und antriebslos, aus charakterlicher Sicht hätte man aber wohl doch eher Matthias Mangiapane als erstes Drop-out erkoren.

Ein Gutes hat die Demission von Roberto Blancos Lieblingstochter aber dennoch: Ab jetzt kann auch Jürgen "Du Suppenhuhn kommst aus einem Bums-Format" Milski wieder nominiert werden. Aus Gründen, die ich bereits verdrängt habe, war der ehemalige große Bruder von Zlatko bisher vor allen Nominierungen geschützt.

Da das Finale nun bereits in knapp einer Woche ins Haus steht, oder in den Container, wird ab jetzt auch der Rauswurf-Rhythmus stark angezogen werden. Mit viel Glück sind es also nur noch wenige Stunden, bis auch Ballermann-Bumsbarde Jürgen vor die Tür gesetzt wird. Team Paulina drückt die Daumen – und ich bin morgen auch wieder hier, um Tag 7 zu analysieren. Bis dann!

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