Die "Reality Awards" sind erstmals verliehen worden und wer im Reality-Game mitspielen möchte, ist nach Köln gepilgert. Die Ehre ist allerdings zweifelhaft, die Kategorien sind teilweise hanebüchen. Und das sind noch nicht einmal die größten Seltsamkeiten an der großen Gala.

Eine Kolumne
Diese Kolumne stellt die Sicht von Patricia Kämpf dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Ein roter Teppich ist auch eine komische Erfindung. Warum ist er rot? Oder manchmal blau? Hin und wieder erstrahlt er vielleicht in Silber oder Gold, aber eigentlich nie kreidebleich oder lila-blassblau-kariert.

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Der rote Teppich in Köln-Ossendorf, über den am Samstagabend die Reality-Elite des Landes schreitet, ist so wichtig und so rot, dass niemand sonst drauf darf. Die Journalistinnen und Journalisten müssen außen herum gehen, die Grenzen werden von Anfang an klar kommuniziert. Wir gehen trotzdem alle drüber.

Aber nicht nur der rote Teppich ist eine komische Erfindung. Die "Reality Awards" sind noch viel komischer. RTL hat so ungefähr alle eingeladen, die jemals in irgendeinem Trash-Format zu sehen gewesen sind.

"Reality Awards": Leyla und Mike sind die großen Gewinner des Abends

Gigi Birofio und Yasin Mohamed, Kader Loth, die mit ihrem Isi kommt, Micaela Schäfer, Calvin Kleinen, Claudia Obert und ihr Max Suhr, sämtliche Bachelors und Bachelorettes, Anna-Maria Ferchichi und Bushido (die leider nicht aus Dubai anreisen konnten; anders als "Sommer-Dschungelcamp"-Siegerin Georgina Fleur), alle ehemaligen "Sommerhaus der Stars"- und "Are You The One"-Kandidatinnen und -Kandidaten, außerdem natürlich Leyla Lahouar und Mike Heiter.

Es gibt die Kategorien "Sexytime des Jahres", "Trennung des Jahres", "Faker des Jahres", abstimmen durfte jeder Reality-Fan in den vergangenen Wochen.

Leyla und Mike werden am Ende des Abends die großen Gewinner sein, gleich drei Preise dürfen sie mit nach Hause nehmen: jeweils "Realitystar des Jahres", einmal männlich, einmal weiblich, außerdem "Lovestory des Jahres". Sie sind so stolz.

Während wir über ihre nächsten Projekte sprechen, über die sie noch nicht sprechen dürfen, über ihre Hochzeit und ihre Baby-Planung plaudern (was man halt so fragt) und wir kurz mal nachrechnen, wie lange der Live-Heiratsantrag bei "Promi Big Brother" schon her ist, kann ich auf nichts anderes starren als Mike Heiters Zähne. Wie im Winter in den Bergen bei Sonnenschein – da ist man schneeblind, ich bin zahnblind.

Vielleicht nimmt Anya Elsner deswegen ihre große schwarze Sonnenbrille auf dem roten Teppich nicht ab. Sie, bekannt geworden durch "Germany’s Next Topmodel", steht immer ein bisschen abseits, wartet darauf, von den Journalistinnen und Journalisten zum Gespräch gerufen zu werden, immerhin war sie im Dschungelcamp. Es rufen nur wenige. Auch in der Trash-TV-Welt gibt es die ganz großen Namen und die weniger großen Namen.

Cosimo Citiolo gehört in die erstere Kategorie, den wollen alle. Er spielt das Trash-Game schon lange und verteilt Komplimente: Meine Kollegin Jésula Thomas sehe aus wie Rihanna, sagt er, von Weitem habe er gedacht, der US-Superstar sei auch da.

Zwischen sehr peinlich und extrem peinlich

Oder Kader Loth. Sie denkt gar nicht daran, auf dem roten Teppich Fragen zu beantworten. Von ihrem Zoff mit Giulia Siegel im Dschungelcamp will sie nichts wissen. "Warum werde ich immer auf Giulia Siegel angesprochen?", empört sie sich. Weil es eine naheliegende Frage ist, immerhin sind die beiden in der Kategorie "Beef des Jahres" nominiert? Aber was weiß ich schon.

Zwei Stunden lang hacken die Trash-Stars ihre Antworten in die Mikrofone der Journalistinnen und Journalisten und ihre Highheels in den roten Teppich. Bis der irgendwann ein bisschen weniger rot ist.

Kann man machen, muss man aber nicht: Fabio De Pasquale (l.) und Diogo Sangre. © RTL / Julia Feldhagen

Dann geht er aber erst los, der richtig komische Teil des Abends, die Live-Übertragung der "Reality Awards" auf RTL+. Olivia Jones und Sophia Thomalla moderieren. Es ist mal sehr peinlich und mal extrem peinlich. Georgina Fleur kann nicht vom Teleprompter ablesen, Cosimo Citiolo probiert es erst gar nicht, Kim Virginia ist überhaupt nicht erschienen und Fabio De Pasquale steht auf einmal komplett nackt da. Minutenlang. In einer Live-Sendung. Was man halt so macht im Trash-TV.

Irgendwann ist er wieder angezogen und der Abend vorbei. Wir Journalistinnen und Journalisten gehen ein letztes Mal über den nicht mehr ganz so roten Teppich, ohne die Frage geklärt zu haben, warum er ursprünglich einmal rot gewesen ist.

Die Reality-Stars sind da schon auf der Aftershow-Party. Oder gar nicht mehr da, so wie Gigi Birofio, der mitten in der Nacht ein Video von sich und seinem "Lustigster Reality-Star"-Award aus einem Club postet. In Heidelberg.

So wichtig sind sie, die "Reality Awards".

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