• Beim "RTL Turmspringen" erlitten zuletzt mehrere der Teilnehmerinnen und Teilnehmer teils schwere Verletzungen.
  • RTL verweist darauf, dass Gesundheit der Promi-Kandidaten an erster Stelle stehen.
  • Die Beispiele von Samuel Koch und Stephen Dürr zeigen, dass mit Entschädigungen im Falle von Verletzungen nicht zu rechnen ist.

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Ende Januar postete Vanessa Mariposa auf Instagram Bilder und Videos von ihrem Training für das "RTL Turmspringen". Die Influencerin, ansonsten natürlich immer auf perfekte Bilder bedacht, zeigte ihre blutige Lippe und ihre von Blutergüssen übersäten Beine.

"Ich muss ehrlich sagen, dass es die schwierigste Show ist, bei der ich je mitgemacht habe. Ich habe das total unterschätzt", schrieb das Fitnessmodel, versicherte aber gleichzeitig ihren Followern, nicht aufgeben zu wollen. An der Show konnte sie dennoch nicht teilnehmen. Denn wenig später riss dem TV-Sternchen beim Sprungtraining eines ihres Brustimplantate, das nun in einer Operation ausgetauscht werden muss.

Der Zirkusartist und "Let's Dance"-Star René Casselly konnte ebenfalls nicht starten, weil ihm im Training die Trommelfelle geplatzt waren. Der frühere Bob-Weltmeister Kevin Kuske musste wegen eines Sehnenrisses in der Schulter passen.

"RTL Turmspringen": Verletzungsserie setzt sich in der Liveshow fort

Während der Liveshow holte sich dann Reality-TV-Star Irina Schlauch eine blutige Nase, ihr "Prince Charming"-Kollege Lars Tönsfeuerborn zog sich einen Muskelfaserriss im Unterarm zu. Angesichts dieser Serie von Verletzungen stellt sich natürlich die Frage, ob beim "RTL Turmspringen" genug für die Sicherheit der Teilnehmerinnen und Teilnehmer getan wird und wie diese im Falle einer Verletzung abgesichert sind.

"Jeder Teilnahme an einer TV-Show liegt ein Vertrag zugrunde, der auch einen Versicherungsschutz in notwendigem Umfang abdeckt. Die Shows selber durchlaufen gesetzlich geregelte Abnahmeprozesse und erhalten entsprechende Zertifizierungen", teilte RTL-Pressesprecher Claus Richter auf Anfrage unserer Redaktion mit.

RTL: Unfallverhütung als höchste Priorität – Restrisiko bleibt

Selbstverständlich gebe es auch eine ärztliche Betreuung vor Ort. "Die Gesundheit unserer Protagonist:innen und Unfallverhütung haben für uns und unsere Produktionspartner oberste Priorität", sagte Richter.

"Und doch kann es in TV-Shows mit Körpereinsatz zu im Sport üblichen Verletzungen kommen", so Richter weiter: "Grundsätzlich gilt für die Teilnahme an sportlichen TV-Shows wie auch für den Sportbereich selbst: Je trainierter eine Teilnehmerin oder ein Teilnehmer ist, desto geringer die Unfallgefahr. Alle Athleten werden von DSV-Trainern trainiert, auch der gesamte Trainingsprozess wird von ihnen begleitet und überwacht."

Das Risiko, das die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei einer komplexen Sportart wie Turmspringen eingehen, ist natürlich auch Teil der Faszination der Show. Der Nervenkitzel, vielleicht auch die Schadenfreude, einen verunglückten Sprung zu sehen, lockt sicherlich Teile des Publikums vor den Fernseher.

Stefan Raab stürzte schwer mit dem Mountainbike

Verletzungen passierten in den letzten Jahren aber nicht nur beim "RTL Turmspringen", sondern auch bei zahlreichen anderen Formaten. Stefan Raab, der mit seinen Ideen und Shows großen Anteil daran hatte, dass die TV-Unterhaltung in den letzten Jahrzehnten immer actionreicher wurden, stürzte 2010 bei der ProSieben-Show "Schlag den Raab" schwer bei einem Mountainbikerennen und zog sich einen Jochbein- und Kieferhöhlenwandbruch sowie eine Gehirnerschütterung zu.

In der ARD-Show "Spiel für dein Land" stürzte Schauspieler Axel Prahl auf Schlagerstar Peter Kraus, der eine schwere Schulterverletzung erlitt. H.P. Baxxter von der Techno-Band "Scooter" brach sich bei der "Wok-WM" 2003 den Arm. Es gäbe mehr als genug Beispiele, um diese Liste noch deutlich zu verlängern.

Samuel Koch wurde vom ZDF nicht entschädigt

Der schlimmste Unfall des deutschen Unterhaltungsfernsehens ereignete sich jedoch am 4. Dezember 2010 bei "Wetten, dass…?". Beim Versuch, mit Sprungstelzen ein heranfahrendes Auto zu überspringen, stürzte Samuel Koch und ist seitdem vom Hals abwärts querschnittsgelähmt.

Eine finanzielle Entschädigung vom ZDF erhielt Koch nicht. "Leider höre ich das immer nur von anderen, dass mich das ZDF nach dem Unfall finanziell unterstützt hätte. So wie ich es gehört habe, darf eine öffentlich-rechtliche Institution Privatpersonen nicht entschädigen", sagte Koch 2020 der "Bild am Sonntag". Die Kosten für seine Behandlungen tragen die Krankenkasse und er selbst.

Auch Stephen Dürr musste auf Schmerzensgeld und Schadensersatz verzichten. Der Schauspieler war 2012 beim Training für das damals noch bei ProSieben beheimatete "TV Total Turmspringen" so hart mit der Stirn auf die Wasseroberfläche aufgeschlagen, dass er drei Tage auf Intensivstation verbringen musste. Dürr wurde eine Metallplatte in den Nacken eingesetzt, es folgte eine dreimonatige Reha.

Stephen Dürr versuchte vergeblich, einen Arbeitsunfall einzuklagen

Er verklagte die Produktionsfirma Brainpool, doch das Arbeitsgericht Köln wertete den Unfall 2016 nicht als Arbeitsunfall und wies die Klage ab. Die Beispiele von Koch und Dürr zeigen, dass die prominenten Kandidatinnen und Kandidaten letztlich auf eigene Gefahr an den Shows teilnehmen.

Dabei besteht kein großer Unterschied zu Privatpersonen, die Amateurfußball spielen, sich auf eine Skipiste wagen oder eben im Schwimmbad einen Salto vom Zehnmeterturm probieren.

Auch Vanessa Mariposa wird auf den Kosten für das zu reparierende Brustimplantat ziemlich sicher sitzen bleiben. "So ein Eingriff ist aber natürlich super teuer, da zahlt man mal eben 6.000 Euro. Ich glaube, das muss ich selbst bezahlen", sagte sie der "Bild".

Verwendete Quellen:

  • Schriftliche Anfrage an RTL zu den Sicherheitsvorkehrungen beim "RTL Turmspringen"
  • bild.de: "Samuel Koch: Hätte ich mal lieber auf meinen Bauch gehört"
  • rnd.de: "Immer wieder schwere Verletzungen in TV-Shows: Geht Spektakel vor Sicherheit?"
  • tz.de: "Stephen Dürr: Klage gegen Brainpool abgewiesen"
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