Stefan Kießling hätte nichts gegen eine Wiederholung. In der Saison 2012/2013 erzielte der heute 30 Jahre alte Stürmer von Bayer Leverkusen in der Hinrunde beim 2:1-Auswärtssieg das 1:0 beim FC Bayern München. Vor dem Spiel bei den Bayern (15:30 Uhr, live auf Sky und bei uns im Livescore) spricht der Angreifer im exklusiven Interview mit unserem Portal über seine aktuelle Situation, die Chancen gegen den FCB und Leverkusens Ziele.

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Durch sein Tor fügten die Leverkusener dem Rekordmeister damals die erste Saisonniederlage nach acht Siegen zu. Für Bayer war es zudem der erste Auswärtssieg in München seit 1989. Kießling wechselte 2006 vom 1. FC Nürnberg an den Rhein und war von Anfang an die unumstrittene Nummer eins für die Offensive der Werks-Elf. In 264 Spielen für Leverkusen traf der Angreifer 115-mal. In dieser Saison hat Kießling allerdings noch etwas Ladehemmung. In 13 Partien erzielte er erst zwei Tore.

Herr Kießling, was sind die Gründe, dass es bei Ihnen in dieser Saison noch nicht so rund läuft, wie man von Ihnen es gewohnt ist?

Stefan Kießling: In den vergangenen Jahren habe ich tatsächlich häufiger getroffen als bislang in dieser Saison. Und natürlich bin ich selbst mit meiner derzeitigen Quote nicht zufrieden. Grundsätzlich ist es aber für eine Mannschaft gar nicht so schlecht, wenn sie über mehr als einen Spieler verfügt, der Torgefahr ausstrahlt. Karim Bellarabi, Heung-Min Son oder Hakan Calhanoglu haben das bisher super gemacht, und ich habe ihnen dabei sicherlich auch helfen können. Von daher bin ich mit meinen Spielen eigentlich sehr zufrieden. Ich werde nicht nur an Toren gemessen, sondern auch daran, was ich für die Mannschaft leiste.

Müssen Sie ausgerechnet vor dem Hit bei den Bayern um Ihren Platz fürchten, weil Kollege Josip Drmic gegen den 1. FC Köln für Sie kam und mit zwei Toren und einem Assist überzeugte?

Josip ist reingekommen und hat das Spiel mit entschieden. Dafür ist er geholt worden, das hat er klasse gemacht. Wer in München spielt, das wird sich zeigen. Darüber werden sich auch die Bayern Gedanken machen müssen - was ja grundsätzlich nicht schlecht ist. Es ist immer gut, wenn eine Mannschaft hochkarätige Optionen hat.

Bayer fährt als Tabellendritter nach München. Diese Konstellation gab es in den vergangenen zehn Jahren schon öfter, doch dann fuhr man fast immer mit leeren Händen heim. Bei den vergangenen zehn Spielen in München gab es acht Niederlagen. Warum soll es dieses Mal anders werden?

So schlecht ist unsere Bilanz gegen die Bayern zuletzt ja gar nicht gewesen. Vor zwei Jahren haben wir dort gewonnen, vergangenes Jahr gab es eine knappe Niederlage, bei der wir auf Augenhöhe gespielt haben. Von daher bin ich optimistisch. Wir fahren nicht nach München, um die Punkte freiwillig abzugeben.

Was ist die Stärke von Bayer in dieser Saison? Am Anfang der Saison sah es so aus, als könnte Leverkusen die Liga dominieren.

Wenn man mit Bayern München in einer Liga spielt, dann ist die Rolle des "Dominators" vergeben. Dahinter liegen viele Vereine eng beisammen. Aber wir sind selbstbewusst genug, uns in dieser Konkurrenzsituation zu behaupten. Wir spielen seit Jahren im oberen Drittel der Bundesliga mit – und da gehören wir auch hin.

Wie wollen Sie die Bayern schlagen? Zuletzt gab es für die Münchner ein mühsames 1:0 bei Hertha BSC und eine Niederlage in der Champions League. Ist der Zeitpunkt also günstig?

Einen günstigen Zeitpunkt gibt es nie, um in München zu gewinnen. Die Mannschaft hat so viel Qualität, dass sie eine - das muss man ja fast schon in Anführungszeichen setzen - "schwächere Leistung" am nächsten Spieltag mühelos vergessen machen kann. Aber wir glauben an unsere Chance. Die Bayern werden trotz ihrer Klasse nicht alle restlichen Spiele dieser Saison gewinnen.

Was rechnen Sie sich aus beim Gang in den Süden?

Wir wollen etwas mitnehmen.

Seit 2006 spielen Sie in Leverkusen und wollten bislang nie weg. Da gibt es gewisse Parallelen zu Ulf Kirsten zu dessen Bayer-Zeit...

Wieso sollte ich hier weg wollen? Bayer 04 Leverkusen ist ein super Verein, wir gehören zur Bundesliga-Spitze, ich fühle mich sehr wohl hier, meine Familie auch. Ich bin froh, dass ich hier bin. Ich erfahre eine große Wertschätzung in Leverkusen und konnte dem Klub eine Menge zurückgeben. Da passt alles, sowas gibt man nicht einfach auf.

Wann ist Bayer Leverkusen bereit für wirkliche Großtaten, sprich: Titel?

Bereit sind wir schon lange. Wer Fußball spielt, der will auch etwas gewinnen. Wir alle kämpfen dafür, dass uns das bald gelingen wird.

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