75 Prozent der Deutschen fänden eine allgemeine Dienstpflicht für junge Männer und Frauen in der Bundeswehr oder im Sozialbereich richtig. Auch unter den 18- bis 29-Jährigen ist eine deutliche Mehrheit dafür.

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Noch ist nichts beschlossen, doch in der Politik werden Stimmen für die Wiedereinführung der Wehrpflicht zahlreicher. Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) lässt gerade mehrere Modelle für eine sogenannte Dienstpflicht prüfen: Was würden sie bringen, was würden sie kosten? Und die CDU hat sich auf ihrem Bundesparteitag Anfang Mai dafür ausgesprochen, die Wehrpflicht schrittweise wieder einzuführen.

Die AfD fordert diesen Schritt schon länger, während Grüne, FDP und Linke skeptisch bis klar dagegen sind. Die FDP zum Beispiel lehnt die Wehrpflicht als "massiven Eingriff in die Freiheitsrechte" ab.

Hintergrund der Debatte ist der Personalmangel bei der Bundeswehr: Angesichts der sich zuspitzenden internationalen Bedrohungslage soll die Truppe wachsen, doch das gelingt bisher kaum.

Dass ein ganzer Jahrgang junger Menschen künftig von der Bundeswehr eingezogen wird, ist allerdings unwahrscheinlich. Die Wehrbeauftragte des Bundestags, Eva Högl, spricht sich dagegen für ein verpflichtendes Gesellschaftsjahr aus: Junge Menschen könnten es nicht nur in der Bundeswehr, sondern zum Beispiel auch in sozialen Einrichtungen absolvieren – so wie früher den Zivildienst.

Deutliche Mehrheit für Dienstpflicht – auch unter Jüngeren

Und was denkt die Bevölkerung? Im Auftrag unserer Redaktion hat das Meinungsforschungsinstitut Civey eine repräsentative Umfrage zum Thema durchgeführt. Dafür wurden vom 16. bis 24. Mai dieses Jahres 5.008 Menschen online befragt. Die Frage lautete: "Sollte eine einjährige allgemeine Dienstpflicht für junge Männer und Frauen in Bundeswehr oder Sozialeinrichtungen eingeführt werden?" Und die Antwort fiel deutlich aus.

Insgesamt 75 Prozent der Befragten fänden diesen Schritt richtig. 61 Prozent sind "auf jeden Fall" und 14 Prozent "eher" dafür. Insgesamt 19 Prozent sind dagegen, und sechs Prozent können sich nicht entscheiden.

Die mehrheitliche Zustimmung zieht sich durch alle Altersgruppen. Unter den Älteren ist der Zustimmungswert am größten. In der Gruppe "65 Jahre und älter" sind zum Beispiel 82 Prozent für die allgemeine Dienstpflicht.

Doch auch unter den Jüngsten spricht sich eine Mehrheit dafür aus. Von den 18- bis 29-Jährigen fänden 65 Prozent – also fast zwei Drittel – das Pflichtjahr in Bundeswehr oder Sozialeinrichtungen richtig.

Nur Linken-Wähler sind mehrheitlich skeptisch

Ausgesetzt wurde die Wehrpflicht für Männer 2011 vom damaligen Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU). Damit liefen auch die Arbeitsverhältnisse im Zivildienst aus. Nun aber finden sich unter den Anhängerinnen und Anhängern der Unionsparteien die meisten Befürworter einer Reform der Reform.

Von den potenziellen Wählerinnen von CDU und CSU fänden 89 Prozent eine allgemeine Dienstpflicht für Männer und Frauen richtig. Deutliche Mehrheiten dafür finden sich aber auch in den Anhängerschaften von SPD (75 Prozent), AfD (73 Prozent) und Grünen (68 Prozent).

Selbst unter den Menschen, die bei der nächsten Bundestagswahl die FDP wählen würden, spricht sich eine Mehrheit von 61 Prozent für die Dienstpflicht aus. Nur unter den potenziellen Wählerinnen und Wählern der Linken lehnt eine Mehrheit von 55 Prozent den Schritt ab.

Wie anfangs erwähnt: Beschlossen ist noch nichts. Die Ampelkoalition im Bund wird sich auf eine Dienstpflicht in Bundeswehr und Sozialeinrichtungen oder ein ähnliches Modell wohl kaum einigen. Dazu vertreten die Parteien zu unterschiedliche Standpunkte. Aber ein Thema für den nächsten Bundestagswahlkampf liefert die Debatte bestimmt.

Informationen zur Methode

  • Für die repräsentative Umfrage hat das Meinungsforschungsinstitut Civey die Antworten von 5.008 Teilnehmerinnen und Teilnehmern berücksichtigt. Das Gesamtergebnis ist repräsentativ für die deutsche Bevölkerung ab 18 Jahren. Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben unter anderem Daten wie Alter, Geschlecht und Wohnort angegeben und wurden registriert und verifiziert. Civey korrigiert Verzerrungen durch ein mehrstufiges Gewichtungsverfahren. Der Befragungszeitraum war der 16. bis 24. Mai 2024.
  • Der statistische Fehler der Ergebnisse beträgt 2,5 Prozentpunkte. Zusätzliche Informationen zur Methode finden Sie auf Civey.com und im Civey-Whitepaper.
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