- Gerhard Schröder gerät wegen seiner engen Kontakte zu russischen Unternehmen immer schärfer in die Kritik.
- Inzwischen fordern auch mehrere SPD-Politiker eine klare Distanzierung des Altkanzlers von seinem Freund Wladimir Putin.
- Schröders Ehefrau zeigt auf Instagram wenig Verständnis. Konsequenter reagierte der BVB.
In seiner Amtszeit als deutscher Bundeskanzler bekam
Enge Kontakte, schon aus seiner Zeit als Ministerpräsident von Niedersachsen, zum damaligen VW-Chef Ferdinand Piëch, später dann auch zu Jürgen Schrempp (DaimlerChrysler), Heinrich von Pierer (Siemens) oder Roland Berger bescherten Schröder den damals kaum verwerflichen Ruf, ein Sozialdemokrat mit vortrefflichen Beziehungen zu Deutschlands Wirtschaftsführern zu sein.
Dass er nach dem Ende seiner Zeit als Bundeskanzler von diesen Kontakten profitierte und selber mehrere Aufsichtsratsposten in großen Unternehmen annahm, war insofern nur konsequent.
SPD-Chefs fordern von Schröder Niederlegung der Mandate für russische Konzerne
Doch in diesen von Krieg geprägten Tagen wird die Kritik an Schröder wegen seiner vor allem mit Russland engen Beziehungen schärfer. Das SPD-Mitglied gilt als langjähriger Freund des russischen Präsidenten
Gefordert wird aus der SPD vor allem, dass der Altkanzler seine Tätigkeiten für russische Energiekonzerne aufgibt. Der Heidelberger SPD-Kreisverband fordert gar seinen Parteiausschluss. Parteichefin Saskia Esken sagte am Mittwoch der Sendergruppe RTL und ntv, sie habe mit Ko-Parteichef
Doch auch die neuerlichen Forderungen scheinen an dem 77-Jährigen abzuprallen. Am Dienstagabend wurde lediglich bekannt, dass Schröder mit sofortiger Wirkung sein Mandat als stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der Herrenknecht AG niedergelegt hat. Der Vorstandsvorsitzende des Tunnelbohrtechnik-Unternehmens, Martin Herrenknecht, galt lange als Russland-Freund und Putin-Versteher, hatte sich nach dem Kriegstreiben gegen die Ukraine aber von Putin abgewandt.
Gerhard Schröder: Weiter keine deutliche Distanzierung von Wladimir Putin
Ein deutliche Distanzierung Schröders von Putin ist nach wie vor nicht erkennbar. Vergangene Woche hatte er die Regierung in Moskau im Online-Netzwerk LinkedIn zwar aufgefordert, den Krieg in der Ukraine schnellstmöglich zu beenden. Er übte jedoch weder direkte Kritik an Putin noch verzichtete er auf seine Ämter für Rosneft sowie die Nord Stream AG, die mehrheitlich dem russischen Staatskonzern Gazprom gehört. Seitdem herrscht Funkstille vonseiten Schröders.
Dessen Ehefrau Soyeon Schröder-Kim meldete sich am Mittwoch auf Instagram fast wortgleich zum Angriff Russlands auf die Ukraine. Viele Menschen hätten sie gefragt, "ob mein Mann nicht mit Herrn Putin über den Krieg in der Ukraine reden könnte", schrieb Schröder-Kim in dem Beitrag, der wenige Stunden später nicht mehr aufrufbar war. Sie betonte, der Krieg und das damit verbundene Leid für die Menschen in der Ukraine müssten schnellstmöglich beendet werden. "Das ist eindeutig die Verantwortung der russischen Regierung."
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Soyeon Schröder-Kim: Verbindungen zu Russland nicht kappen
Wie zuvor ihr Mann verwies jedoch auch Schröder-Kim auf die Bedeutung bestehender Verbindungen zu Russland. Mit Blick auf die Zukunft gelte, "dass die verbliebenen politischen, wirtschaftlichen und zivilgesellschaftlichen Verbindungen, die zwischen Deutschland und Russland bestehen, nicht gekappt werden", schrieb sie. "Denn diese sind - trotz der gegenwärtig dramatischen Lage - die Basis für eine Hoffnung, die wir alle haben: dass ein Dialog über Frieden und Sicherheit auf unserem Kontinent wieder möglich wird." Etwa drei Stunden nach der Veröffentlichung war der Beitrag nicht mehr online.
CDU-Generalsekretär Mario Czaja hatte ebenfalls am Dienstag das Ende von Schröders Verbindungen zu russischen Unternehmen binnen 48 Stunden verlangt. Auch Niedersachsen Ministerpräsident und SPD-Chef Stephan Weil und Saar-Vizeministerpräsidentin Anke Rehlinger (SPD) hatten Schröder zur Niederlegung seiner Mandate aufgefordert.
Schröder-Mitarbeiter kündigen - BVB entzieht Ehrenmitgliedschaft
Am Vortag hatte nach mehr als 20 Jahren Schröders langjähriger Büroleiter und Redenschreiber Albrecht Funk dem Altkanzler den Rücken gekehrt. Angaben dazu, wie es mit Funk und weiteren bisherigen Mitarbeitern Schröders weitergeht, machte Vize-Regierungssprecherin Christiane Hoffmann nicht. Die Stellen gehören zum Kanzleramt.
Reagiert hat am Mittwochnachmittag zumindest Borussia Dortmund. Der BVB entzog Schröder mit sofortiger Wirkung die Ehrenmitgliedschaft. Auch der Deutsche Fußball-Bund hatte den früheren Bundeskanzler als Ehrenmitglied des Verbands aufgefordert, auf die "Funktionen in russischen Staatskonzernen" zu verzichten. "Oder im Fall, dass er dazu nicht bereit ist, seine Ehrenmitgliedschaft im DFB" aufzugeben, schrieben die beiden DFB-Interimspräsidenten Hans-Joachim Watzke und Rainer Koch in einer Stellungnahme am Dienstagabend.
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