Die Lieferung der "Leopard"-Panzer sowie die jüngste Messerattacke in einem Zug in Norddeutschland sorgen landesweit für Diskussionsstoff. Am Mittwochabend stellte sich Grünen-Chef Omid Nouripour unbequemen Fragen. Der Autor Ahmad Mansour sorgte mit Thesen zur Integration für eine hitzige Debatte.
Bundeskanzler
Das ist das Thema bei "Markus Lanz"
Nicht nur in Deutschland, auch international hat Bundeskanzler Olaf Scholz momentan einen teils schwierigen Stand. Sein als zögerlich wahrgenommenes Agieren hinsichtlich weitergehender militärischer Unterstützung für die Ukraine sorgte in den vergangenen Monaten immer wieder für Debatten. Auch jetzt, nach der Verkündung der "Leopard"-Lieferung, stellte Markus Lanz kritische Fragen mit Blick auf den Bundeskanzler. Am Mittwochabend diskutierte der ZDF-Talker mit Grünen-Chef Omid Nouripour nicht nur über das weitere Vorgehen im Krieg, sondern fand auch im Gespräch mit dem arabisch-israelischen Psychologen Ahmad Mansour aufrüttelnde Worte zur jüngsten Messerattacke in einem Zug in Norddeutschland, bei der zwei Menschen ums Leben kamen.
Das sind die Gäste
Omid Nouripour , Bundesvorsitzender der Grünen, zerstreut Bedenken über den Zustand des Ampel-Bündnisses: "Die Informationsflüsse in der Koalition funktionieren schon."- Elmar Theveßen, Journalist und ZDF-Korrespondent in Washington D.C., betont: "Ohne Amerika wäre die Ukraine nicht in der Lage gewesen, gegen Russland zu kämpfen."
- Martin Knobbe, Journalist und Leiter des "Spiegel"-Hauptstadtbüros, betont: "Die Frage, wie man den Kanzler versteht, ist eine große."
- Ahmad Mansour, arabisch-israelischer Psychologe und Autor, bekräftigt nach der Messerattacke in einem Regionalzug: "Es gibt keine Willkommenskultur ohne Abschiebungs-Möglichkeiten."
Das ist der Moment des Abends bei "Markus Lanz"
Das brennende Thema der Stunde sind die angekündigten Panzerlieferungen aus Deutschland und aus den USA. Dazu war bei "
Gleichzeitig kritisierte der ZDF-Moderator die Kommunikationsstrategie von Olaf Scholz, der innerhalb der Regierung angeblich vorab nicht durchblicken ließ, ob er einer Panzerlieferung zustimme oder nicht. Markus Lanz fragte daher in Richtung Omid Nouripour: "Wann haben Sie erfahren, dass Deutschland den Leo schickt?" Nouripour antwortete mit Bedacht: "Das hat sich angebahnt. Es war am Wochenende absehbar, dass es so kommen wird." Gleichzeitig stellte er klar: "Die Entscheidung wusste ich, bevor es in den Medien geschrieben wurde. Die Informationsflüsse in der Koalition funktionieren schon." Journalist Martin Knobbe entgegnete verwundert: "Ich hatte eher den Eindruck, dass nicht so viele vorher Bescheid wussten."
Auch der weitere Verlauf des Ukraine-Kriegs war ein Schwerpunkt der Sendung. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj fordert aktuell Raketen und Flugzeuge aus der westlichen Welt. ZDF-Korrespondent Elmar Theveßen ordnete dies jedoch ein und erklärte: "Es wird im Pentagon darüber gesprochen, Raketen zu schicken, aber ich glaube, die USA zieht eine Grenze beim Thema Kampfjets." Mit Blick auf Grünen-Chef Nouripour fragte Lanz: "Wie weit kann das gehen? Würden Sie ablehnen?" Der Politiker reagierte neutral: "Ich sage zu nichts 'Auf gar keinen Fall'. Wir reden darüber, wenn es so weit ist, aber ich kann nichts ausschließen."
Das ist das Rede-Duell des Abends
Besonders emotional wurde es bei "Markus Lanz", als es um die Messerattacke in einem Regionalzug in Norddeutschland ging. Auf der Strecke von Kiel nach Hamburg hatte ein Mann mit einem Messer auf mehrere Reisende eingestochen. Zwei Menschen kamen dabei ums Leben, mehrere wurden verletzt. Bei dem mutmaßlichen Angreifer soll es sich laut ersten Angaben um einen staatenlosen Palästinenser handeln. Aus Berlin zugeschaltet analysierte Ahmad Mansour die Schreckenstat.
"Ich war ehrlich gesagt schockiert", sagte der Autor und Psychologe arabisch-palästinensischer Herkunft. "Ich komme aus einem Land, das solche Taten tagtäglich mit ansehen muss. Es macht mich wütend, fassungslos und traurig, dass so etwas immer öfter auch in Deutschland passiert. Das ist meine Heimat, und ich bin hierhergekommen, weil ich Sicherheit wollte." Grünen-Politiker Nouripour ergänzte: "Es ist dringend notwendig, dass man die Hintergründe aufarbeitet, dass man so etwas verhindern kann."
Als Markus Lanz fragte: "Wie gehen wir damit um? Wann führen wir die ehrliche Debatte darüber?", entbrannte in der Runde eine hitzige Diskussion. Ahmad Mansour stellte klar: "An so einem Abend sprechen wir erst mal nur mutmaßlich über die Gründe, die zu so einer Tat geführt haben. Ich bin froh, in einem Land zu leben, in das man fliehen kann, um Schutz zu suchen. Aber es gibt keine Willkommenskultur ohne Abschiebungs-Möglichkeiten." Er ergänzte: "Wichtig ist: Wie funktioniert Integration? Wie vermitteln wir unsere Werte? Da haben wir noch einen ganz langen Weg vor uns."
Journalist Martin Knobbe stimmte dem nicht zu und erklärte: "Ich finde, wir führen schon Debatten. Ich stelle mir aber die Frage, was ist das für ein Mensch? Hat er eine psychische Störung? Das müssen wir klären. Natürlich ist das Thema Abschiebung danach auch ein wichtiges." Ahmad Mansour wollte das nicht so stehen lassen und legte nach: "Wir haben 2020 um die 20.000 Messerattacken gehabt mit fast 100 Toten. Davon sind fast 40 Prozent mit Migrationshintergrund. Das ist eine Zahl, die zeigt, dass wir ein Problem haben. Wir haben ein Problem mit Menschen, die bei uns Schutz suchen und dieses Land verachten. All das gehört zur Debatte. Natürlich spielen psychische Erkrankungen auch eine Rolle, aber wir müssen auch über Ideologien sprechen."
Markus Lanz fragte den Psychologen daraufhin: "Finden Sie, dass wir gut darin sind, das Recht geltend zu machen?" Mansour antwortete mit strengem Blick: "Nein, absolut gar nicht. Wenn ich sehe, wie respektlos Jugendliche mit Polizisten umgehen - da haben wir enormen Nachholbedarf. Wir müssen den Menschen, die unseren Rechtsstaat verachten, mit mehr Klarheit entgegentreten und im gegebenen Fall auch abschieben." Mit scharfem Blick in Richtung Grünen-Politiker Nouripour sagte er abschließend: "Wir sind kurz davor, die Gesellschaft so zu spalten, dass mehr Menschen rechtsradikal werden. Ich hoffe, dass die Parteien die Verantwortung sehen, die sie jetzt haben. Es geht darum, den Menschen Antworten zu geben, dass sie sich wieder sicher fühlen."
So hat sich Markus Lanz geschlagen
Lanz moderierte solide und ließ einen roten Faden durch die Sendung laufen. Trotz der Kurzfristigkeit der Messerattacke in Norddeutschland integrierte der ZDF-Talker das Thema prominent und fand in Ahmad Mansour einen eloquenten Experten, der die Brisanz der Thematik gut einzuordnen vermochte.
Beim Thema Kampfpanzer schoss sich der ZDF-Moderator erneut auf Bundeskanzler Olaf Scholz ein und stellte klar, dass das deutsche Ansehen im Ausland gelitten habe. Trotz mehrerer Versuche konnte er Grünen-Politiker Nouripour jedoch keine Aussagen entlocken, die seine Sichtweise bekräftigt hätten.
Das ist das Fazit bei "Markus Lanz"
Der ZDF-Talk endete mit einem besorgten Blick auf die erwartete Frühlingsoffensive der Russen in der Ukraine. Reichen da die aktuell beschlossenen Panzerlieferungen an die Regierung in Kiew aus? Die Gäste bei "Markus Lanz" diskutierten über weitere Lieferungen aus dem Westen und schlossen auch Kampfjets nicht aus. Beim Thema Abschiebung wurde es vor allem zwischen Ahmad Mansour und Journalist Martin Knobbe hitzig, die sich hier weitgehend uneins waren. Noch fehlten freilich weitergehende Informationen über die Tathintergründe, sodass das Thema in naher Zukunft erneut bei "Markus Lanz" auf die Tagesordnung kommen dürfte. © 1&1 Mail & Media/teleschau
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