• Eigentlich wollte Sandra Maischberger über die Frauenquote diskutieren, über die AfD und natürlich auch über die Corona-Politik der Bundesregierung.
  • Das tat sie am Mittwochabend auch, trotzdem wird vor allem der Auftritt von Elke Heidenreich in Erinnerung bleiben und der war nicht unbedingt positiv.
Christian Vock
Eine Kritik

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Karl Lauterbach und Wolfgang Kubicki, die über die Corona-Politik diskutieren, ein provozierender Jan Fleischhauer und Maren Kroymann als Fürsprecherin der Künstlerinnen und Künstler – es hätte ein mehr oder weniger normaler Talkshowabend bei Sandra Maischberger werden können. Doch den wollte Elke Heidenreich offenbar tunlichst vermeiden.

Mit diesen Gästen diskutierte Sandra Maischberger:

  • Elke Heidenreich, Schriftstellerin
  • Karl Lauterbach (SPD), Bundestagsabgeordneter und Epidemiologe
  • Wolfgang Kubicki (FDP), Bundestagsvizepräsident
  • Maren Kroymann, Kabarettistin
  • Oliver Köhr, ARD-Hauptstadtkorrespondent
  • Jan Fleischhauer, "Focus"-Kolumnist

Darüber diskutierte die Runde bei "maischberger":

Es ging los mit einer kurzen und unergiebigen Diskussion über den Sinn einer Frauenquote, bei der es zwischen Maren Kroymann und Jan Fleischhauer weniger Dissonanz gab, als man vermuten könnte. Vielleicht sind zu diesem Thema aber auch einfach schon alle Argumente ausgetauscht.

Etwas lebhafter, wenn auch nicht viel, wurde es dann beim Parteitag der AfD, auf dem Jörg Meuthen seiner Partei eine Standpauke hielt, wie weit rechts für die AfD noch rechts genug ist und wie "derbe" sie dabei auftreten kann, um irgendwann einmal regierungsfähig zu werden.

Jan Fleischhauer sieht in dem Auftritt Meuthens einen strategischen Schachzug, denn angesichts der aktuellen Umfragen "brennt ein bisschen die Hütte" bei der AfD. Gleichzeitig schafft es Fleischhauer hier ohne Not eine Parallele zu den Grünen zu ziehen, denn die hätten einen solchen Richtungsstreit ebenfalls durchgemacht. Doch ehe er diesen windschiefen Vergleich weiter verfolgen konnte, grätscht Maischberger dazwischen und bringt den Diskurs wieder zurück zur AfD.

Hier sieht Oliver Köhr eine Doppelmoral bei Jörg Meuthen, schließlich habe der sich auch vom rechten Flügel in seine Positionen wählen lassen. Ein Einreichen hinter Meuthen, um die Partei auch für Leute wählbar zu machen, die extremistisches Auftreten ablehnen, sieht Köhr skeptisch: "Das wird nicht passieren."

Der (erhoffte) Schlagabtausch des Abends:

Nun kann man es mit einigem Recht wenig originell finden, zum gefühlt hundertsten Mal Wolfgang Kubicki und Karl Lauterbach zu einer Diskussion über die richtige Corona-Strategie einzuladen. Maischberger tat es trotzdem, weil erstens Lauterbach sowohl "Politiker als auch Epidemiologe" sei und weil zweitens Wolfgang Kubicki so schön regelmäßig gegen alles ist – frei übersetzt.

Der deshalb wohl erhoffte Schlagabtausch hatte aber einen vergleichsweise milden Verlauf. Lauterbach wiederholte und erklärte in einer Engelsgeduld all das, was er schon in so vielen Talkrunden zuvor getan hatte. Und auch Kubicki warf viele bereits von ihm gestellte Fragen auf, zum Beispiel, warum ältere Menschen in Heimen nicht durch Schnelltests oder ausreichend FFP2-Masken besser geschützt würden.

Als Lauterbach hier unkonkret bleibt, fragt Masichberger zwar nach, lässt ihn dann aber mit einem "Ich schaue nach vorn" davonkommen. Oliver Köhr kritisiert hingegen, dass manche Maßnahmen der Regierung nicht "ehrlich und plausibel" kommuniziert worden seien und hofft, dass das bei den anstehenden Impfungen besser gelingt.

Der Auftritt des Abends:

Eine wirklich ergiebige Diskussion über die einzelnen Themen der Woche gab es also nicht, aber das gehört ja auch nicht unbedingt zum Konzept von "maischberger. die woche". Stattdessen bleibt vieles angerissen und auf halbem Weg liegengelassen und der Auftritt von Elke Heidenreich hätte hier nicht besser passen können.

"Ich war immer sehr direkt und grade", wird Elke Heidenreich an diesem Abend über sich sagen und sie wird dieses Direkte und Gerade sicher als positive Eigenschaften ansehen. Das mag in bestimmten Fällen auch so sein, bei "maischberger" war es aber eher unhöflich und oberflächlich. Das beginnt mit Heidenreichs Einschätzung von Angela Merkel. Bereits 1992 hatte sie die damalige Familienministerin interviewt und war von ihr angetan.

"Ich mochte sie von Anfang an gut leiden und ich mag sie immer noch gut leiden", erklärt Heidenreich und setzt dann zu einer nicht enden wollenden Lobhudelei an: "Ich möchte diese Frau als Kanzlerin haben. Ich fühle mich von ihr gut vertreten. Sie ist nicht korrupt, sie ist nicht arrogant, sie ist nicht eitel. (…) Wenn man sieht, wie sie gealtert ist in diesem Job, dann sieht man, was sie gearbeitet hat. Das ist ein gutes Altern. Sie hat unfassbar was geleistet. Sie war immer da, sie war immer präsent, sie hat sich um alles gekümmert."

Man mag die Verdienste Merkels gerne und ausreichend loben, aber die Aussage, Merkel habe sich um alles gekümmert, dürfte sicher so manchem sauer aufstoßen, der seit Jahren auf Merkels Kümmern um die Klimakrise, die ökonomische Ungleichheit, die digitale Infrastruktur, die Agrarwende, den Kampf gegen Rechtsextremismus, den Pflegenotstand oder eine Mobilitätswende wartet. Heidenreichs Hinweis, dass jeder, also auch Merkel, Fehler mache, erscheint da ein bisschen zu lapidar.

Doch Maischberger haut hier nicht dazwischen, sondern bietet Heidenreich wenig später sogar die Gelegenheit, noch einmal in die andere Richtung zu schlagen, indem sie ihr Stichworte zum Personen-Bashing reicht. Eine Auswahl:

Kanzler-Kandidaten der Union – "Die gefallen mir alle nicht. Weg mit denen. Irgendwas anderes."

Karl Lauterbach – "Der geht mir so auf die Nerven."

Christian Drosten – "Der sieht niedlich aus und er ist sicher auch ein guter Wissenschaftler. (…) Er wird wissen, was er macht, aber die sind mir alle im Moment etwas zu weit vorne und machen sich zu wichtig."

Markus Söder – "Das ist ja der Leibhaftige. Wie der schon guckt. (…) Ich traue ihm nicht über den Weg, aber er hat sich in dieser Krise ganz gut gemacht." Wie genau, verrät Heidenreich aber nicht.

Das alleine ist schon oberflächlich genug, noch schwieriger wird es aber, als Maischberger Heidenreich zu ihrer Aussage befragt, "an der ganzen Scheiße das Positive zu sehen". Wo denn das Positive an Corona wäre, will Maischberger wissen und Heidenreich zählt auf: "Dass man mal zu sich selber kommt, dass man die Küche aufräumt, den Kleiderschrank aufräumt, dass man nachdenkt: Ich hab' viel zu viel Klamotten, dass man liest, dass man schreibt, dass man sich mit sich beschäftigt und den Menschen, die um einen herum und einem nahe sind. Und dass man viel mehr mit dem Hund geht."

Es ist fraglich, ob sich Menschen, die sich zwischen Homeoffice, Kinderbetreuung und Existenzängsten aufreiben, auch so über die Zeit, die Küche aufzuräumen, freuen wie Heidenreich.

Das Fazit:

In puncto Erkenntnisgewinn war der Abend bei Maischberger ohnehin schon dünn genug. Und sollte man doch etwas für sich mitgenommen haben, dürfte der Auftritt von Elke Heidenreich auch das in der Erinnerung nach hinten gedrängt haben.

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