- Bei den Grünen ist die Entscheidung in der K-Frage gefallen.
- Annalena Baerbock soll ihre Partei als Kanzlerkandidatin in den Bundestagswahlkampf führen.
- Für die Partei eine historische Chance.
Wer die beiden Grünen-Parteichefs ankommen sah, konnte die Entscheidung schon erahnen.
Habeck stellt sich hinter Baerbock
Die Vorstellung der Kandidatin übernahm der Mann, der selbst gern an ihrer Stelle gestanden hätte: "Wir beide wollten es, aber am Ende kann es nur eine machen", räumte Habeck freimütig ein. "Wir haben in den letzten Tagen und Wochen in vertraulichen, vertrauten, intensiven, offenen, manchmal auch schwierigen Gesprächen miteinander um die beste Lösung gerungen."
"Das ist emotional für beide gewesen", sagte Baerbock dazu.
Der Gegensatz zur Union, der die Grünen das Kanzleramt abjagen wollen, könnte dabei kaum größer sein. Seit rund einer Woche streiten die beiden Leitwölfe Markus Söder (CSU) und Armin Laschet (CDU) um die Kandidatur für das höchste Regierungsamt des Landes, unter Vertiefung manch parteiinterner Gräben.
Die Grünen predigen einen neuen Politikstil. "Ich wollte immer, dass Macht so interpretiert wird, dass Führung so gelebt wird, dass man aneinander wächst und sich nicht gegenseitig die Beine weg tritt", sagte Habeck. Darin gründe auch der Erfolg seiner Partei.
Baerbock lobte er als "kämpferische, fokussierte, willensstarke Frau, die genau weiß, was sie will und die die grüne Programmatik in diesem Wahlkampf mit Leidenschaft vertreten wird". Er versprach: "Ich selbst werde mich mit allem, was ich kann, mit voller Kraft, in diesen Wahlkampf werfen."
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Die Grünen könnten bislang bestes Bundestagswahl-Ergebnis mehr als verdoppeln
Dabei waren grüne Doppelspitzen in der Vergangenheit wahrlich kein Harmoniegarant: Noch die Vorgänger der aktuellen Führung, Cem Özdemir und Simone Peter, lagen häufig über Kreuz, immer wieder gab es Kompetenzgerangel. Baerbock und Habeck half auch, dass sie nicht als Vertreter der Flügel von Realos und Linken ins Amt kamen.
Und schließlich dürften die Umfragewerte von rund 20 Prozent ein Übriges tun, um die Reihen zu schließen. Falls die Unterstützung bis zum 26. September halten sollte, könnten die Grünen ihr bislang bestes Ergebnis von 10,7 Prozent bei einer Bundestagswahl aus dem Jahr 2009 vielleicht mehr als verdoppeln.
Dass Baerbock und Habeck eine der wohl härtesten Entscheidungen ihres politischen Lebens ohne offenen Streit miteinander getroffen haben - und das nach Worten Baerbocks schon vor Ostern - ist zwar einerseits beachtlich, angesichts ihres immer wieder bekundeten Politikverständnisses aber auch nur konsequent.
Die Tatsache, dass sie eine Frau ist, habe dabei eine Rolle gespielt, sagte Baerbock, aber: "Viele, viele andere Fragen haben auch eine Rolle gespielt." Welche das waren, das ließ sie unter Verweis auf die Vertraulichkeit der Gespräche im Dunkeln.
Baerbock: "Dann könnten wir einfach auch mit der Großen Koalition weitermachen"
Anders als Habeck, der in Schleswig-Holstein mehrere Jahre Umweltminister und Vize-Ministerpräsident war, war Baerbock noch nie Ministerin. Sie versucht erst gar nicht, das Manko wegzureden.
"Wenn jetzt Regierungserfahrung das einzige Kriterium wäre, dann könnten wir einfach auch mit der Großen Koalition weitermachen", erklärte sie - Zeit für einen Neuanfang. "Und dafür bringe ich Entschlossenheit, Durchsetzungskraft und einen klaren Kompass und Lernfähigkeit mit. Ich glaube all das, was es für ein solches Amt braucht."
Überhaupt trat Baerbock äußerst selbstbewusst auf. Die Frage nach Partnern in einer Regierung mit grüner Beteiligung ließ sie wie stets offen, unterstrich aber den Führungsanspruch ihrer Partei.
"Wir treten an, um dieses Land an führender Stelle in die Zukunft zu führen, und zwar inhaltlich und personell. Daher kämpfen wir um so viele Prozent, um so viel Vertrauen, wie wir in den nächsten sechs Monaten gewinnen können."
Erst einmal hat eine Partei jenseits von CDU/CSU und SPD einen Kanzlerkandidaten aufgestellt
Das Projekt Kanzleramt ist äußerst ehrgeizig für die Grünen, die derzeit die kleinste Fraktion im Bundestag stellen. Erst einmal hat eine Partei jenseits von CDU/CSU und SPD einen Kanzlerkandidaten aufgestellt: 2002 nominierte die FDP Guido Westerwelle, der 18 Prozent als Wahlziel ausgab, die Zahl auf Schuhsohlen mit sich herumtrug und am Ende doch nur klägliche 7,4 Prozent holte.
Im Gegensatz dazu könnten die Grünen heute zur ernsthaften Gefahr für die CDU/CSU werden. "Die Union ist in Reichweite", sagte Habeck.
Denn das Thema Klimaschutz treibt die Menschen um, von der Corona-Politik der Regierung und den Affären der Union sind viele ernüchtert. Und selbst CSU-Chef
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