Die Familie ist für die Parteien vor der Bundestagswahl 2017 ein zentrales Thema. Die Parteien versprechen vor allem viel Geld - und überbieten sich damit. Unsere Redaktion gibt einen Überblick.

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Beim Thema Familienpolitik wollen alle Parteien punkten. Rund acht Millionen Familien mit minderjährigen Kindern leben in Deutschland. Das ergibt, vereinfacht gesagt, rund doppelt so viele potentielle Wählerstimmen für die Bundestagswahl 2017.

Die Familienpolitik der Union

Die Union, steuerrechtlich das "Ehegattensplitting" durch ein "Kindersplitting" zu ergänzen. Ergo: Höhere Steuerfreibeträge für jedes Kind sind denkbar, so dass auch hier der Besserverdienende entlastet wird.

Kanzlerin Angela Merkel (CDU) schlug zudem vor, Familien mit Kindern in den ersten Grundschuljahren steuerlich zu entlasten.

Zudem schlägt die Union ein "Baukindergdld" vor - damit sollen Familien unterstützt werden, die erstmals eine Immobilie kaufen und dafür zehn Jahre lang pro Kind und Jahr 1.200 bekommen. Zudem soll beim ersten Kauf die Grunderwerbssteuer erlassen werden.

Der Höhepunkt der konservativen Charme-Offensive ist ein sogenanntes Bildungskonto für einkommensschwache Familien, in das der Staat einzahlt.

CSU-Chef Horst Seehofer sprach ferner von direkten finanziellen Hilfen beim Kauf von Kinderwägen bis zu Windeln.

Die Familienpolitik der SPD

Auch die Sozialdemokraten haben große Ziele. Eines lautet: Familien mit Kind sollen einen Rechtsanspruch auf einen Platz in der Ganztagsschule haben.

Zudem sollen Eltern mit Kleinkindern durch die "Familienarbeitszeit" ihre wöchentliche Arbeitszeit auf 26 bis 36 Stunden reduzieren können – zumindest für zwei Jahre. Dazu soll es pro Elternteil dazu ein Familiengeld von je 150 Euro monatlich geben.

Es ist ein ambitioniertes Paket. So schwebt der SPD weiter vor, dass Mütter und Väter per Gesetz von der Teil- in die Vollzeit zurückzukehren dürfen. Damit soll verhindert werden, dass sie in der Jobwelt zurückgeworfen werden.

SPD-Politikerin Barbara Hendricks hatte zudem eine Förderung in Höhe von 8.000 pro Familie mit einem Kind und einem Einkommen unter 70.000 Euro im Jahr ins Gespräch gebracht.

Wie das bezahlt werden sollte, ist nicht präzisiert.

Die Familienpolitik von Die Linke

Der Linkspartei geht es um sozial schwache Familien. So will Die Linke Kinderarmut entgegenwirken, indem sie eine Kindergrundsicherung in Höhe von 564 Euro vorschlägt.

Zudem will die Partei das Kindergeld, aktuell bei 192 Euro für das erste und zweite Kind, auf 328 Euro erhöhen. Vor allem die geforderte Vermögenssteuer soll dabei die Finanzierung sichern.

Ansonsten setzt die Partei beim Thema Wohnen an. So sollen pro Jahr 250.000 Wohnungen gebaut werden.

Dazu soll ein sogenannter Mietendeckel, sprich eine Obergrenze für Mieten, kommen.

Die Familienpolitik der Grünen

Auch die Grünen werben offensiv um Familien. "Statt mit dem Füllhorn durchs Land zu gehen wie die anderen Parteien, wollen wir gezielt helfen - denn von Steuersenkungen mit der Gießkanne profitieren vor allem Besserverdiener", sagte Grünen-Spitzenkandidat Cem Özdemir im Interview mit unserer Redaktion. "Wir dagegen legen den Schwerpunkt auf Familien mit Kindern."

Im Mittelpunkt steht das Familienbudget. Damit sollen Familien mit zusätzlich 12 Milliarden Euro pro Jahr entlastet und die Kinderarmut verringert werden.

"Wir schaffen in den nächsten Jahren weitere 350.000 Krippen- und Kitaplätze und regeln gesetzlich, dass ausreichend Erzieherinnen und Erzieher für unsere Kinder da sind", heißt es zudem im Parteiprogramm.

Zudem wird ein Kindergeld-Bonus für Eltern mit niedrigeren Einkommen und Alleinerziehende genannt.

Weiter heißt es: "Neue Arbeitszeitmodelle sollen helfen, dass die Arbeit besser ins Leben passt. Dazu wollen wir das Elterngeld zur KinderZeit Plus weiter entwickeln und die PflegeZeit Plus einführen."

Die Familienpolitik der FDP

Die Liberalen fordern flexiblere Arbeitszeiten für Eltern, bleiben dabei aber wenig konkret. Dazu gehört auch ein Rechtsanspruch auf Betreueng von unter 3-Jährigen.

Ein Ansatz dürfte polarisieren: Die sogenannte Doppelresidenz für Kinder aus Scheidungen.

"Es geht nur um die Fälle, die vor Gericht landen. Hier möchten wir, dass das Gericht in Zukunft als Regelfall die Doppelresidenz annimmt", erklärte Vize-Parteichefin Katja Suding im Interview mit der "Welt".

"Es ist die logische Fortsetzung des gemeinsamen elterlichen Sorgerechtes, dass Kinder nach einer Trennung auch bei beiden Eltern leben."

Die Familienpolitik der AfD

Das "Baby-Begrüßungsgeld" für Neugeborene ist vergleichsweise moderat. Gerade beim Thema Familienpolitik wählen die Rechtspopulisten ansonsten eine deutliche Sprache.

So will die AfD laut Parteiprogramm die Deutschen dazu motivieren, mehr Kinder in die Welt zu setzen, zum "Erhalt des eigenen Staatsvolks".

Ferner lehnen die Rechtspopulisten ein "Gendermainstreaming" ab und fordern eine Meldepflicht für Abtreibungen.

Weiter wird erklärt: "Schwerwiegendes Fehlverhalten gegen die eheliche Solidarität muss bei den Scheidungsfolgen wieder berücksichtigt werden."

Dazu hatten die Delegierten des Parteitages für einen Antrag gestimmt, in dem das Alleinerziehen als "Notfall" bezeichnet wird und als "Ausdruck eines Scheiterns eines Lebensentwurfs".

Schlussendlich wird ein extrem konservatives Familienbild propagiert.

Das fordern die Parteien bei den Themen

Die Wahlprogramme der Parteien im Überblick:

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