Die Parteien überbieten sich vor der Bundestagswahl 2017 mit ambitionierten Versprechen - auch zum Thema Gesundheit. Unsere Redaktion gibt einen Überblick.

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Beim Thema Gesundheit wollen SPD, Linke und Grüne einen Systemwechsel. Die FDP will hingegen die private Krankenversicherung allen öffnen. Beim Thema Versandhandel von verschreibungspflichtigen Medikamente stehen vor allem die Liberalen und Union in Konkurrenz.

Die Union und das Thema Gesundheit

CDU und CSU rühmen sich dafür, das Schulgeld abgeschafft zu haben - und wollen in weiteren sozialen Berufen nachlegen.

"Wir werden das Schulgeld für die Ausbildung der Physiotherapeuten, Ergotherapeuten und Logopäden und den weiteren Heilberufen abschaffen", heißt es im Wahlprogramm zur Bundestagswahl 2017.

Ein weiterer Ansatz: Kinder sollen erst ab einem Einkommen von 100.000 Euro für den Unterhalt pflegebedürftiger Eltern zahlen.

Ferner will die Union den Versandhandel mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln verbieten, und dadurch "die Versorgung durch ein ortsnahes Apothekenangebot sichern".

Markant: Studienplätze im zulassungsbeschränkten Fach Medizin sollen auch danach vergeben werden, ob Bewerber später aufs Land gehen würden.

Die SPD und das Thema Gesundheit

Die Sozialdemokraten wollen eine sogenannte Bürgerversicherung. Es ist eine Light-Version. Denn: Privatversicherte sollen wählen dürfen, ob sie wechseln wollen.

In die Bürgerversicherung sollen gemäß SPD-Vorschlag Arbeitgeber und Arbeitnehmer denselben Anteil einzahlen.

"Ich will, dass die Arbeitgeber sich bei den Kosten der Zusatzbeiträge bei den Krankenkassen zur Hälfte beteiligen", erklärte Kanzlerkandidat Martin Schulz auf einer Gewerkschafts-Kundgebung zum 1. Mai in Aachen.

Für einen Durchschnittsverdiener mache das rund 200 Euro im Jahr aus, erklärte er.

Bislang ist es so, dass Arbeitnehmer und Arbeitgeber jeweils 7,3 Prozent der Beiträge zahlen. Dazu kommen Zusatzbeiträge für die Versicherten je nach Krankenkasse in Höhe von 10 Milliarden Euro.

Bei einer paritätischen Verteilung auf Arbeitgeber und Arbeitnehmer würden letztere demnach um fünf Milliarden entlastet werden, rechnet Arbeits- und Sozialministerin Andrea Nahles vor.

Die Linke und das Thema Gesundheit

Die Linke stellt sich gegen Privatisierung. Das Gesundheitssystem soll stattdessen laut Programm "als Teil des Sozialstaats öffentlich organisiert werden".

Der Linken schwebt eine "solidarische Gesundheitsversicherung" vor, die das "Zwei-Klassen-System aus privaten und gesetzlichen Krankenkassen" ablösen soll.

Demnach sollen auch Beamte und Selbständige in diese Gesundheitsversicherung einzahlen. Mit der Umverteilung könnten laut Linkspartei bis zu eine Million Arbeitsplätze im Pflege- und Gesundheitssektor entstehen.

Es ist ein frommer Wunsch, untermauert mit dem Versprechen, 100.000 Stellen für Pflegekräfte zu schaffen, flankiert durch einen Pflegemindestlohn.

Die Grünen und das Thema Gesundheit

Auch die Grünen wollen eine Bürgerversicherung, und auch sie befürworten eine kostenlose Ausbildung für Gesundheitsberufe.

"Alle BürgerInnen, auch BeamtInnen, Selbständige und Gutverdienende, beteiligen sich", heißt es im Wahlprogramm zur angestrebten einheitlichen Krankenversicherung.

Die Pläne sind sehr ambitioniert. So soll bei Arzthonoraren nicht mehr zwischen gesetzlichen und privat Versicherten unterschieden werden.

Zudem wollen die Grünen Zuzahlungen für Medikamente und andere Selbstbeteiligungen komplett abschaffen.

Die FDP und das Thema Gesundheit

Auch die FDP hat Großes vor - aber in die entgegengesetzte Richtung. So sollen die Bürgerinnen und Bürger "frei und unabhängig vom Einkommen" zwischen gesetzlicher und privater Krankenversicherung wählen dürfen.

Ein Wechsel soll demnach einfacher als bisher möglich sein. Markant: Die Liberalen wollen die Budgetie­rung im Gesund­heitswesen abschaffen, ergo, Investitionen von Seiten des Staates sollen flexibler und kurzfristiger möglich sein.

Des Weiteren will die FDP Anreize für die Bundesländer schaffen, ihren Investitionsverpflichtungen nachzukommen.

Vereinfacht gesprochen: Wer mehr investiert, bekommt Zuschüsse des Bundes in Aussicht gestellt.

Zudem will die FDP die Unterschiede zwischen Apotheken und Versandapotheken abschaffen - und den Versandhandel verschreibungspflichtiger Medikamente erlauben.

Die AfD und das Thema Gesundheit

Die AfD bezeichnet das Gesundheitssystem als bedroht. Schuld am Finanzierungsnotstand seien die Mehrkosten durch Flüchtlinge und die Zinspolitik der EZB (Europäische Zentralbank, Anm.d.Red.), heißt es im Wahlprogramm drastisch.

"Die von den Kassen zu tragenden Kosten für Migranten, Flüchtlinge und Asylbewerber laufen aus dem Ruder und durch die verfehlte Zinspolitik der europäischen Zentralbank können die kapitalgedeckten privaten Krankenversicherungen keine ausreichenden Rücklagen mehr bilden."

Pflegepersonal und Ärzte sollen nach Vorstellungen der Alternative für Deutschland in erster Linie in Deutschland ausgebildet werden.

"Gesundheit ist immer auch eine Frage des Vertrauens. Bei Ärzten, Therapeuten oder Pflegekräften, die sprachliche Defizite aufweisen, kann keine Vertrauensbasis entstehen. Die Beschäftigung von ausländischem Personal, das oftmals sprachliche Defizite aufweist, kann somit keine Lösung sein", heißt es dazu.

Das fordern die Parteien bei den Themen

Die Wahlprogramme der Parteien im Überblick:

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