Die Red-Bull-Schule gilt als hart, das Urteil von Motorsportberater Helmut Marko ist gefürchtet. Jetzt hat sich der Österreicher zu zwei deutschen Nachwuchshoffnungen geäußert. Dabei nahm Marko einmal mehr kein Blatt vor den Mund.

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Für Tim Tramnitz ist die Art von Helmut Marko genau die richtige. Der Red-Bull-Motorsportberater ist stets ehrlich, sein Feedback konstruktiv, er beschönigt nichts. Unter Nachwuchsfahrern sind die Gesprächsrunden teilweise gefürchtet, weil die Kritik knallhart sein kann. "Es ist eine harte Schule. Es hat mir aber schon immer geholfen, wenn mich jemand gepusht und klar gesagt hat, was verbessert werden muss", sagt Tramnitz im Gespräch mit unserer Redaktion.

Der Deutsche hat 2024 seine erste Saison in der Formel 3 absolviert, er wird als Teil des Juniorkaders von Red Bull unterstützt. Seine Ausbeute: Er wurde als Rookie Gesamtneunter, feierte dabei einen Rennsieg. Er selbst empfand es als "schwieriges Jahr. Weil einfach viel schiefgelaufen ist und wir viel Potenzial verschenkt haben". Seiner Meinung nach wären die Top fünf möglich gewesen. "Aber es ist auch immer wichtig, wo man im Vergleich zu den Teamkollegen steht. Und da konnte ich mich auf jeden Fall ziemlich deutlich durchsetzen", betont Tramnitz.

Eine solide Saison in der Formel 3

Unterm Strich seien die Ergebnisse deshalb "solide" gewesen, sagt Tramnitz. Daher waren die Gespräche mit Marko "immer sehr ruhig, aber natürlich auch offen, wie man Dr. Marko kennt. Ich habe das aber überhaupt nicht negativ aufgenommen und auch nicht gedacht, dass ich um meinen Platz bangen muss", so Tramnitz.

Muss er auch nicht. "Mit Tramnitz, den wir voriges Jahr in unseren Kader aufgenommen haben, hat es eine positive Saison gegeben", sagt Marko im Interview mit RTL/ntv und "sport.de". "Vom bisherigen Verlauf, von der Performance und von der Einstellung her glaube ich, dass wir in Tramnitz einen seriösen Kandidaten haben", erklärt Marko auf die Frage nach der Formel-1-Zukunft: "Aber im Moment sind wir in der Formel 3."

Noch nicht bereit für die Formel 2

Tramnitz wird laut Marko dort ein zweites Jahr fahren, "weil er einfach von der Vorbereitung her noch nicht so weit für die Formel 2 war. Das muss aber ganz klar das Ziel für ihn sein", betont Marko. Bedeutet: Kann der 19-Jährige 2025 in der Formel 3 überzeugen, "dann geht es für ihn in die Formel 2", verspricht Marko.

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Tramnitz ist sich bewusst, dass der Druck groß bleibt. Denn viele Chancen bekommt man auf dem Weg in die Formel 1 und auch in der Königsklasse selbst nicht. Das beste Beispiel dafür ist Mick Schumacher, der recht wahrscheinlich auch 2025 ohne F1-Cockpit bleiben wird. Für Tramnitz "auf jeden Fall" ein Warnschuss. "Mick hatte im Grunde nur zwei Jahre Zeit, um zu zeigen, was geht und saß auch nicht in einem Top-Auto. Es zeigt, dass man wenig Zeit hat, um zu überzeugen. Und wie schwierig es ist, diesen Schritt in die Formel 1 zu schaffen", sagt Tramnitz.

Goethe fehlt der Gründlichkeitscharakter

Während Red Bull mit Tramitz' Entwicklung zufrieden ist, sieht es bei dem Deutsch-Dänen Oliver Goethe ein wenig anders aus. Auch der 19-Jährige, der mit dem berühmten deutschen Schriftsteller Johann Wolfgang von Goethe verwandt ist, bekommt ein ehrliches Marko-Feedback. "Er ist vom Typ her nicht mit diesem Gründlichkeitscharakter eines Deutschen ausgestattet. Er ist - wie wir so sagen - ein bunter Hund", sagt Marko.

Goethe absolvierte 2024 seine zweite Formel-3-Saison und landete auf Gesamtplatz sieben. Durch die Williams-Verpflichtung von Franco Colapinto hat er es vorzeitig in die Formel 2 geschafft und fährt dort bis Jahresende für MP Motorsport.

Warnung an Goethe

"Man muss ihm erklärlich machen, dass man ohne entsprechend harte Arbeit - da kann man noch so viel Talent haben - nicht an die Spitze kommt", sagt Marko: "Er überholt sehr gut, seine Schwäche ist das Qualifying". Bei Goethe "gibt es jetzt Gespräche, die sein Management mit verschiedenen Formel-2-Teams führt. Und es sieht so aus, dass er nächstes Jahr in der Formel 2 starten wird", verriet der 81-Jährige. "Inwieweit wir dann noch involviert sind, das sind auch noch Gesprächsthemen", deutete Marko einen Red-Bull-Rückzug an.

"Die Finanzen kommen nur zu einem geringen Teil von uns. Er ist in der glücklichen Lage, dass er andere Unterstützer hat", meint Marko. Und warnt: "Er muss von der Gesamteinstellung her wesentlich härter arbeiten und das Ganze ernst nehmen."

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