Die Formel 1 kehrt vom 17. bis 19. November nach über 40 Jahren nach Las Vegas zurück, es ist das vorletzte Rennen des Jahres und soll das spektakulärste werden. Der Glamour-GP sorgt schon im Vorfeld für Aufsehen. Lesen Sie hier die wichtigsten Fragen und Antworten.

Mehr News zur Formel 1

Ein Verkaufstalent ist Max Verstappen nicht. Dafür ist der Niederländer zu ehrlich. Denn in das Brimborium um das anstehende Formel-1-Rennen in Las Vegas will der dreimalige Weltmeister so gar nicht einstimmen. "Ich denke, dass wir mehr für die Show dort sind als für das Racing an sich, wenn man sich das Layout der Strecke anschaut", zeigte sich Verstappen als Glamour-Muffel. "Mich interessiert das alles nicht. Ich gehe einfach hin, mache mein Ding und bin dann wieder weg." Die Verantwortlichen der Königsklasse dürften es nicht gerne hören, dass eines ihrer Aushängeschilder keine große Lust auf den Höhepunkt des Jahres hat.

Verstappen erklärte allerdings, dass es auf den Blickwinkel ankomme. Der 26-Jährige versteht, worum es bei solchen extravaganten Rennen an ungewöhnlichen Orten geht und dass das Event in Las Vegas der Formel 1 durchaus einen Mehrwert bieten kann. "Was das Rennspektakel angeht, vielleicht nicht. Aber im Hinblick auf potenzielle Partner, für das ganze Drumherum vielleicht. Aber das ist natürlich etwas, mit dem ich mich nicht so sehr beschäftige", sagte Verstappen. Wir beschäftigen uns aber näher mit dem Las-Vegas-Rennen – und beantworten die wichtigsten Fragen zu dem Mega-Spektakel.

Was zeichnet die Strecke aus?

Das Ingenieursbüro Tilke hat den Kurs geplant und gebaut. Die Strecke ist 6,201 Kilometer lang und führt unter anderem über den berühmten Strip. Dort soll es auf der 1,9 Kilometer langen Gerade spektakulär zugehen, die Macher erhoffen sich Windschattenschlachten bei Tempo 340. Insgesamt gibt es drei lange Geraden, dazu 17 Kurven und zwei Zonen für DRS. Wie spektakulär es am Ende wird, muss man wie bei allen neuen Kursen abwarten.

Was aber definitiv eine essenzielle Komponente wird, ist das Wetter. Denn kein Witz: Das Rennen könnte eines der kältesten der Formel-1-Geschichte werden. Das ist bislang der Kanada-GP 1978 mit fünf Grad. Die Durchschnittstemperatur in Nevada liegt im November nach Sonnenuntergang bei acht Grad. Denn das ist die nächste Besonderheit: Gefahren wird am Samstagabend ab 22 Uhr Ortszeit. Für Teams und Fahrer ist das eine große Herausforderung, denn bei diesen Temperaturen bieten die Reifen kaum Grip. Die Fehleranfälligkeit ist dementsprechend größer, und Patzer werden auf einem Stadtkurs traditionell selten verziehen.

"Höher, schneller, weiter": Irre Zahlen

Was bedeuten die Rahmenbedingungen für die Hackordnung?

Das ist generell vorab schwer zu sagen. Klar ist, dass Red Bull Racing mit Max Verstappen die unumstrittene Favoritenrolle einnimmt, doch dahinter gab es in den vergangenen Wochen immer wieder Verschiebungen zwischen McLaren, Mercedes, Ferrari und Aston Martin. In Las Vegas sind auch die Reifenflüsterer gefragt. "Es wird ganz anders sein als zum Beispiel in Brasilien: sehr niedrige Temperaturen, dazu in der Nacht. Ein Straßenkurs. Wir haben dort keine Erfahrung. Wir kennen den Grip der Strecke nicht. Alles ist neu. Vielleicht wird es also ein paar Überraschungen geben", sagte Verstappen.

Welche Besonderheiten gibt es noch?

Irre Zahlen nach dem Motto "höher, schneller, weiter", wie es sich für Vegas gehört. Wie "auto, motor und sport" berichtet, sind die Kapazitäten für den Paddock Club mit VIP-Gästen auf 25.000 Luxus-Gäste ausgelegt. Die legen teilweise fünfstellige Summen auf den Tisch, um dabei zu sein. Komplett irre: Für einen Platz auf der Warteliste war eine Anzahlung von 1.000 Dollar fällig. Otto Normalverbraucher zahlte für einen "normalen" Tribünen-Platz mindestens 2.000 Dollar. Stehplätze gab es immerhin ab 500 Dollar. Zum Vergleich: Im Schnitt zahlen Fans bei den anderen 22 Rennen 345 Dollar. Ein paar Tickets haben die Veranstalter noch zurückgehalten, sie gehen aber von einem ausverkauften Event aus.

Weitere Besonderheit: In diesem Jahr wird es am Mittwoch eine Eröffnungsfeier geben. Unter anderem sollen Journey, Keith Urban, Steve Aoki, Swedish House Mafia, Thirty Seconds to Mars und will.i.am musikalisch unterhalten, auch die Blue Man Group sowie Cirque du Soleil treten auf. Die Startaufstellung verwandelt sich in ein visuelles Spektakel, bei dem auf sieben mobilen Hightech-LED-Bühnen performt wird. Ergänzt wird das Ganze durch eine hochmoderne Lichtshow mit 1.000 Lichtern und 100 Lasern, einem Feuerwerk und einer Drohnenshow.

Über 400 Millionen Dollar an Kosten

Wie teuer ist der ganze Spaß?

Sehr teuer, es ist der teuerste Grand Prix der Geschichte und wird erstmals von der Formel 1 selbst organisiert und nicht über einen lokalen Promoter. Er ist zudem teurer als geplant. Liberty-Media-Geschäftsführer Greg Maffei teilte zuletzt im Rahmen einer Telefonkonferenz mit, dass der Start im ersten Jahr in Las Vegas "mit erheblichen Kosten verbunden" war. Bis Ende September lag man bei 435 Millionen Dollar und damit 35 Millionen Dollar über dem ursprünglich angepeilten Betrag. Zu den Kosten gehörten aber auch einmalige Ausgaben, die ab dem zweiten Jahr nicht mehr fällig werden. Deshalb sei man nach wie vor sehr zuversichtlich, dass man im zweiten Jahr und darüber hinaus effizienter arbeiten und die Rentabilität steigern könne, so Maffei: "Und wir sind nach wie vor optimistisch, dass die höhere Wertschöpfung des Las-Vegas-GP die gestiegenen Investitions- und Anlaufkosten bei Weitem aufwiegen wird."

Auch Formel-1-Boss Stefano Domenicali ist optimistisch, was die Auswirkungen des Rennens angeht: "Wir sind dem Rennen in Las Vegas langfristig verpflichtet", sagte er. "Der gesamte lokale wirtschaftliche Nutzen des diesjährigen Grand Prix wird auf über 1,2 Milliarden US-Dollar geschätzt, einschließlich der direkten Ausgaben der Formel 1 für die Organisation des Rennens, der zusätzlichen Ausgaben der Besucher und der Auswirkungen auf lokale Zulieferer und Unternehmen."

Warum droht Ärger?

Ein geplanter Streik von rund 35.000 Beschäftigten im Gastgewerbe bereitet Kopfzerbrechen. Die Gewerkschaftsverhandlungen mit den großen Resorts in Las Vegas sind ins Stocken geraten. Die Gewerkschaft rät den Beschäftigten, die vom Streik betroffenen Hotels und Casinos zu meiden. "Wir haben mit den Gewerkschaften zusammengearbeitet und ich glaube nicht, dass unser Rennen direkt betroffen sein wird", sagte Maffei. "Wir beobachten natürlich die Auswirkungen auf den gesamten Markt in Las Vegas." Vor allem für Besucher könnte es chaotisch werden.

Die Formel 1 boomt in den USA

Warum gibt es eigentlich drei Rennen in den USA?

Weil die Formel 1 in den USA derzeit einen großen Boom erlebt, bedingt durch die Netflix-Doku "Drive to Survive". Auf dem US-amerikanischen Markt kann die Motorsport-Königsklasse derzeit am meisten abgreifen, weshalb der Zuspruch durch weitere Rennen neben denen in Austin (seit 2012) und Miami (seit 2022) bedient wird. Hinzu kommt, dass der Las-Vegas-GP ähnlich ikonisch werden soll wie das Rennen in Monaco. Zumindest ist das der Plan.

Was sagen die Beteiligten sonst?

Wirklich interessant werden die Reaktionen vor Ort sein, die Eindrücke, wenn das Rennwochenende läuft. Verstappen zum Beispiel kannte die Strecke bis zuletzt noch nicht einmal aus dem Simulator. "Als ich es das letzte Mal mit dem F1-Spiel versucht habe, bin ich mehr gegen Mauern gefahren, als dass ich geradeaus gefahren wäre. Hoffen wir also, dass das nicht der Fall ist, wenn ich dort fahre!", sagte er.

Vor allem die Teamchefs wissen natürlich, dass es nicht nur um das Racing, sondern auch um Zahlen und das Wachstum der Formel 1 geht. "Es wird sehr aufregend und unterhaltsam werden", sagte Mercedes-Teamchef Toto Wolff. Auch Aston-Martin-Teamchef Mike Krack freut sich auf das Vegas-Gastspiel. "Wir sind aufgeregt. Die Anstrengungen, die dort unternommen werden, sind einfach unfassbar. Die Strecke wurde so angelegt, dass Überholmanöver und eine gute Show möglich sind", sagte Krack: "Die Formel 1 wird daran wachsen."

Lesen Sie auch: Formel-1--Show in Miami: Viele Fahrer reagieren genervt von Tamtam

Nachtrennen für Frühaufsteher

Wann wird gefahren?

In den Abendstunden und alles einen Tag früher als sonst. Heißt: Die beiden Trainingssessions finden am Donnerstag (17. November) ab 20.30 Uhr und ab Mitternacht statt. Das dritte Training steigt am Freitagabend (18. November) um 20.30 Uhr, das Qualifying dann wieder ab Mitternacht. Der Grand Prix wird am Samstagabend (19. November) ab 22 Uhr als Nachtrennen über die Bühne gehen.

Formel 1 live im TV: Wer überträgt in Deutschland?

Wie gewohnt zeigt Pay-TV-Sender Sky Training, Qualifying und Rennen in Deutschland live und exklusiv. Wer die Sessions verfolgen will, sollte dann aber ein Frühaufsteher sein. Durch die Zeitverschiebung sind die ersten beiden Trainings am Freitagmorgen ab 5.30 Uhr und 9 Uhr. Das dritte Training findet Samstagmorgen ab 5.30 Uhr statt, das Qualifying ab 9 Uhr. Das Rennen wird schließlich Sonntagmorgen ab 7 Uhr MEZ gezeigt.

Verwendete Quellen:

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.