• Am Sonntag steigt das vorletzte Saisonrennen der Formel 1 in Saudi-Arabien. Der Titelkampf könnte auf dem Stadtkurs bereits entschieden werden.
  • Max Verstappen hat acht Punkte Vorsprung auf seinen Widersacher Lewis Hamilton. Wir zeigen die vier Szenarien, bei denen Verstappen schon am Wochenende Weltmeister wäre.
  • Mercedes und Hamilton haben in den letzten beiden Rennen deutlich dominiert. Bei Red Bull Racing kehrt aber der Optimismus zurück.

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Bereits das Flutlicht sorgt für eine besondere Atmosphäre, das Layout sowieso. Denn die generelle Unberechenbarkeit eines Stadtkurses bringt jede Menge Nervenkitzel mit sich, die Fahrt am Limit ein gewisses Flair, das stets drohende Chaos, die Spannung, die Würze, das gewisse Etwas. Auf einem Stadtkurs kann die Formel 1 ihre Faszination noch ein wenig mehr als sonst entfalten, es gelten oft andere Gesetze als auf einer "normalen" Strecke, das Potenzial für Fehler ist groß, und Patzer werden hart bestraft.

All das wird beim "Jeddah Corniche Circuit" in Saudi-Arabien noch einmal potenziert, denn der Kurs feiert sein Debüt im Rennkalender, Teams und Fahrer kennen die Strecke vor dem Rennwochenende also nur aus dem Simulator, was die Eingewöhnung erschwert. Er ist zudem der schnellste Stadtkurs der Welt, mit seiner Durchschnittsgeschwindigkeit von 250 km/h, den 27 teils sehr schnellen Kurven auf den insgesamt 6.175 Kilometern. Zusätzliche Brisanz: An der Küste am Roten Meer kann am 5. Dezember beim vorletzten Rennen der Saison bereits die WM-Entscheidung fallen.

Rennsiege bei Punktgleichheit ausschlaggebend

Acht Punkte Vorsprung hat Max Verstappen auf seinen Verfolger Lewis Hamilton. Ein Fahrer kann an einem Rennwochenende maximal 26 Punkte holen, 25 Zähler für einen Sieg und einen Punkt für die schnellste Rennrunde. Da Verstappen aktuell mehr Siege (neun) geholt hat als Hamilton (sieben) und die Anzahl der Siege bei Punktgleichheit den Ausschlag gibt, reichen Verstappen vor dem Finale in Abu Dhabi (12. Dezember) eben jene 26 Punkte Vorsprung.

Was muss also beim vorletzten Rennen passieren, damit Verstappen vorzeitig zum ersten Mal Weltmeister wird und Hamilton entthront? Vier Szenarien gibt es: Falls Verstappen gewinnt und die schnellste Rennrunde holt und Hamilton maximal Sechster wird, ist der Niederländer durch. Das ist er auch, wenn er ohne schnellste Rennrunde gewinnt und Hamilton maximal Siebter wird.

Es geht aber auch ohne Sieg, denn wenn Verstappen Zweiter wird, die schnellste Rennrunde holt und Hamilton Zehnter wird, ist der 24-Jährige ebenfalls Champion. Das ist er auch, wenn er Zweiter ohne schnellste Runde wird und Hamilton ohne Punkte bleibt. In allen Fällen wäre Verstappen nicht mehr einholbar oder Hamilton könnte in Abu Dhabi maximal nach Punkten noch gleichziehen, hätte dann aber immer noch weniger Siege auf dem Konto.

Das dramaturgisch weitaus interessantere Szenario ist auf dem Papier wahrscheinlicher: Denn läuft es so wie zuletzt und Hamilton gewinnt – inklusive schnellster Rennrunde – vor Verstappen, dann wären beide beim Showdown in Abu Dhabi punktgleich. Doch wie erwähnt sind Rennen auf Stadtkursen unberechenbar.

Red Bull setzt auf Stadtkurs-Spezialist Verstappen

Was auf einem Stadtkurs generell essenziell ist, ist der Fahrer. Er kann den Unterschied machen, kann für Überraschungen sorgen, Nachteile beim Auto durch sein Können wettmachen. Darauf setzt Red Bull Racing, denn Verstappen hat seine Fähigkeiten auf Stadtkursen in dieser Saison unter Beweis gestellt. "Wir vertrauen auf die Stärke von Max auf Stadtkursen", sagte Red Bulls Motorsportberater Dr. Helmut Marko bei Sport1. "In Monaco hat er gewonnen und in Baku hat er vor seinem unverschuldeten Reifenplatzer klar dominiert. Ich denke, in Saudi-Arabien kann der Pilot wieder den Unterschied machen."

Verstappen könnte so die "Rakete" in Hamiltons Mercedes ein wenig entschärfen, denn die kommt in Saudi-Arabien wieder in das Auto des siebenmaligen Weltmeisters. "Das Auto war zuletzt gut und ist wahrscheinlich so gut wie noch nie in dieser Saison. Die Fahrer haben das Vertrauen, um damit bis ans Limit zu gehen. Das ist ermutigend für die letzten beiden Rennen und gibt uns einen enormen Schwung, den wir mitnehmen können", sagte Mercedes-Teamchef Toto Wolff. Marko hofft, dass der Wundermotor, mit dem Hamilton beim Rennen in Brasilien der Konkurrenz davonflog und der zuletzt in Katar geschont wurde, zumindest ein wenig von seiner Leistungsfähigkeit eingebüßt hat.

Zündet die Mercedes-Rakete?

"Wir denken nicht, dass diese Rakete in den nächsten Rennen so viel Power wie in Interlagos haben wird", sagte er dem "Telegraaf". Der Grund: Der Motor habe inzwischen "rund 400 Kilometer" abgespult, so Marko. Wolff hatte vorgerechnet, dass der Motor nach rund 1.000 Kilometern Laufleistung abbaue. Hinzu kommt aber auch, dass auf dem schnellsten Stadtkurs der Welt ein starker Motor zwar einen Vorteil bringt, die vielen Kurven aber wiederum Verstappens Red Bull in die Karten spielen. Marko: "Dieses Jahr kommt es so oft anders als gedacht. Wir müssen eines der letzten beiden Rennen gewinnen, so einfach ist das. Und an einem Wochenende muss alles perfekt sein". Auf einem Stadtkurs erst recht.

Verwendete Quellen:

  • Sport1.de: Mercedes-Wundermotor? Das denkt Red Bull
  • telegraaf.nl: Red Bull-topman Helmut Marko blijft geloven in kansen Max Verstappen: ‘Normaal gezien was titel al voor ons geweest’
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