• Der Zoff bei Red Bull Racing um die von Max Verstappen verweigerte Teamorder hinterlässt Spuren – und offene Fragen.
  • Angeblich soll der Ursprung beim Monaco-Qualifying 2022 liegen.
  • Das Ganze könnte möglicherweise noch weitere Kreise ziehen.

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Urplötzlich Feinde: Die Fehde zwischen Max Verstappen und Sergio Perez kommt aus dem Nichts. Ein zerrüttetes Verhältnis als gut behütetes Geheimnis? Es scheint fast so, denn den Teamorder-Eklat von Brasilien hat so niemand kommen sehen. Vor allem nicht unter diesen Umständen, immerhin ging es um einen läppischen sechsten Platz, den Verstappen seinem Red-Bull-Teamkollegen schenken sollte, im Kampf um WM-Platz zwei. Stattdessen geht es jetzt um Verstappens Ruf, der durch die kryptische Weigerung ("Ich habe meine Gründe und stehe dazu") gelitten hat. Und die Stellung und Stimmung im Team selbstredend auch.

"Das kann Unterstützung im Team kosten. Menschlich und als Payback ist es jedenfalls nicht ganz sauber. Er muss seinen sturen Kopf in so einer Situation mal zurücksetzen", sagte Experte Ralf Schumacher bei RTL unmittelbar nach dem Rennen und Timo Glock ergänzte bei Sky: "Sergio Perez wird sich seine Gedanken machen, ob er Max in Zukunft noch unterstützt. Man darf ja nicht vergessen, was er letztes Jahr für Max getan hat." Da hatte er Verstappen im Titelkampf mehrmals geholfen.

Egomane und Sturkopf

Verstappen ist kein Teamplayer, so lauten die Vorwürfe; ein Sturkopf, "Bad Boy" oder einfach nur ein Egomane, der nur sich und seinen Erfolg kennt. Diese Vorwürfe gibt es schon länger und sie kochen nun wieder hoch. De facto hat Verstappen den Rennstall nach dem Ärger um den Verstoß gegen die Budgetobergrenze gleich in die nächste Krise gestürzt. Denn was genau dahintersteckt, warum er seine Mannschaft und seinen Teamkollegen brüskierte, sich über die Anweisungen stellte, bleibt offen. Die Beteiligten hüllen sich in Schweigen, klar ist nur: Verstappen wird in Abu Dhabi seinem Teamkollegen helfen. Das betonten nach einer ersten Aussprache nach dem Rennen alle unisono, auch der Niederländer. Wozu also all diese Aufregung?

Ja, Verstappen mag das typische Rennfahrer-Ego besitzen, die ausgefahrenen Ellenbogen und den Anspruch, die Nummer eins zu sein – trotzdem ist seine rebellische Aktion in dem Ausmaß überraschend. Er hatte nach dem Rennen zugegeben, dass zuvor etwas vorgefallen sei. Und es gibt auch eine Theorie, die eine plausible Erklärung für das Ganze wäre. Der Ursprung des Zwists soll beim Rennwochenende in Monaco liegen, konkret beim Qualifying. Da sorgte Perez im letzten Abschnitt mit einem Unfall in der letzten Kurve vor dem Tunnel dafür, dass die Zeitenjagd vorzeitig – vor den letzten Versuchen der Fahrer – abgebrochen werden musste.

Formel-1-Zoff bei Red Bull: Verstappen verweigert Perez Hilfe - "Das zeigt, wer er wirklich ist"

Bei Red Bull herrscht mächtig Ärger. In Brasilien hat Formel-1-Weltmeister Max Verstappen Sergio Perez seine Unterstützung verweigert.

Nach dem Crash fährt Perez zum Sieg

Zu dem Zeitpunkt lag Perez hinter dem Ferrari-Duo Charles Leclerc und Carlos Sainz, aber vor Verstappen auf Platz drei. Der Niederländer führte zu dem Zeitpunkt die WM-Wertung mit 110 Punkten an, Leclerc lag mit 104 Zählern direkt dahinter, Perez hatte 85 Punkte auf seinem Konto. Und er kam damals mit dem RB18 noch deutlich besser zurecht als Verstappen.

Im Rennen lief für Perez dann alles zusammen, dank einer starken Strategie gewann er und sackte sich zugleich eine Vertragsverlängerung ein. "Kurve 8 war für mich während des gesamten Qualifyings schwierig. Ich versuchte die Beschleunigung besser zu antizipieren und ging schon ziemlich früh aufs Gas", erklärte Perez damals nach seinem Unfall. "Sobald ich auf das Gaspedal trat, spürte ich, wie der Hinterreifen keinen Grip fand. Ich spielte ein bisschen damit und dann verlor ich das Auto." Hat er tatsächlich nur gespielt oder das Auto mit voller Absicht verloren? Das ist die große Frage – und die Antwort könnte gravierende Folgen haben.

Verräterische Daten

Das Fachmedium "Motorsport-Magazin" hat Daten des Motorsteuergeräts analysiert und erkennt Unregelmäßigkeiten, den Gasstoß in der Onboard-Aufnahme hört man auch als Laie. Perez stand kurz vor dem Crash laut Daten quasi auf dem Gaspedal – zum ersten Mal an dieser Stelle während des gesamten Qualifyings. Zuvor war er dort mit dem Gaspedal stets behutsam umgegangen.

Die Indizien mögen verdächtig und eine starke Erklärung sein, Fakt ist aber, dass Perez derjenige ist, der Licht ins Dunkle bringen müsste, oder aber der Automobil-Weltverband FIA mit einer Untersuchung. Alles andere ist letztendlich Spekulation. Fakt ist auch: War es tatsächlich Absicht, könnte der Weltverband nachträglich eine Strafe verhängen. Denn beim Thema Sicherheit kennt der Verband keinen Spaß.

Soll Perez gehen?

Wie es in der Formel 1 üblich ist, erreichen die Spekulationen schnell die nächste Stufe. Wollte Verstappen den Perez-Crash öffentlich machen, um den Mexikaner loszuwerden? "Ich wäre nicht zu 100 Prozent sicher, dass Sergio Perez nächstes Jahr noch der Teamkollege ist. Es muss hinter den Kulissen sehr aggressiv zugehen, und Max wünscht sich eine neue Konstellation", sagte Ralf Schumacher bei Sky.

Er räumt Daniel Ricciardo gute Chancen ein, der Australier ist sowieso als Ersatzfahrer für 2023 im Gespräch, er hat sich während seiner ersten Zeit bei Red Bull Racing mit Verstappen gut verstanden, beide respektieren sich. So oder so: Der Zoff wird Spuren hinterlassen. Bei allen Beteiligten.

Verwendete Quellen:

  • TV-Übertragung Sky, RTL
  • motorsport-magazin.com: Verstappen hilft Perez nicht: Wegen absichtlichem Monaco-Crash?
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