Nach dem Rennen in Saudi-Arabien sorgte die schnellste Rennrunde für Diskussionen. Und offenbarte das vorhandene Knallpotenzial bei Red Bull Racing zwischen den beiden Teamkollegen Max Verstappen und Sergio Pérez.

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Es sind oft Kleinigkeiten, die tief blicken lassen. Wie ein scheinbar beiläufig geführtes Gespräch zwischen Max Verstappen und Sergio Pérez zum Beispiel. Man konnte die Spannung im sogenannten "Cool-Down-Room" nach dem Formel-1-Rennen in Saudi-Arabien förmlich spüren, als Pérez seinen Teamkollegen nach der schnellsten Rennrunde fragte. Die hatte Weltmeister Verstappen im letzten Umlauf hingelegt – und Pérez damit doch noch düpiert, nachdem der das Rennen gewonnen hatte. Wie zudem auch mit der Tatsache, dass er wie selbstverständlich auf dem Stuhl des Siegers Platz nahm. Pérez‘ Stuhl.

Von einer ausgelassenen Freude war in diesem Moment rein gar nichts zu sehen, dabei hatten beide gerade einen Doppelsieg für Red Bull Racing eingefahren. Doch sie diskutierten über ein anderes Thema. "Wurde dir nicht gesagt, dass du das Tempo halten sollst?", fragte Pérez den Niederländer. Der vorwurfsvolle Tonfall war nicht zu überhören. "33.0, ja. Aber dann habe ich gefragt, was die schnellste Runde war, und ich glaube, sie war ein Zehntel schneller als die, die wir gefahren sind", spielte Verstappen die Situation herunter. Es sind die Kleinigkeiten, die in der Formel 1 Vorteile bringen, sei es aus sportlicher oder aus psychologischer Sicht. Verstappen punktete in diesem Fall doppelt. Der Treffer war Pérez anzusehen, er wirkte wie versteinert.

"Taktisch sehr gut gemacht"

"Die interne Kommunikation war, dass beide gefragt hatten, wer die schnellste Runde hat. Zu dem Zeitpunkt hatte sie Pérez. Wir haben es durchgegeben und keine Order gegeben, es nicht zu machen. Max hat bis zum Schluss gewartet und Sergio nicht ausgetrickst, aber es taktisch sehr gut gemacht", sagte Red Bulls Motorsportberater Helmut Marko bei Sky, während Pérez darauf pochte, dass man ihm sagte, dass er das Tempo halten solle. "Wir müssen das noch einmal besprechen, denn ich habe sicherlich unterschiedliche Informationen bekommen und konnte nicht pushen", sagte Pérez.

Wie auch immer es letztendlich im Detail ablief: Man merkt weiterhin sehr deutlich, dass das Verhältnis zwischen Verstappen und Pérez nachhaltig belastet ist, spätestens seit Brasilien 2022, als Verstappen dem Mexikaner offen die Hilfe verweigerte. Die Vorgeschichte dazu reicht angeblich länger zurück, zu einem möglichen Vertrauensbruch 2022 in Monaco, ausgelöst durch Pérez. In den vergangenen beiden Jahren war der 33-Jährige keine Titel-Gefahr für Verstappen, nach zwei Rennen 2023 ist er auf der Strecke aktuell der einzige, der dem Niederländer gefährlich werden kann, zu offensichtlich ist die Überlegenheit der Red-Bull-Renner.

Pérez: Verbaler Warnschuss

Pérez hofft im Titelkampf auf Fairness. "Es ist wichtig, immer als Team zu arbeiten, und wenn ich sehe, dass ich keine Unterstützung bekomme, wenn ich sie brauche, werde ich sie auch nicht geben", sagte Pérez vor dem Saisonauftakt in Bahrain bei Fox Sports Mexico.

Er weiß: Red Bull Racing ist speziell, die Stimmung, der Umgang, die Philosophie ist komplett auf Erfolg getrimmt. Und das Verstappen-Lager ist einflussreich. "Ich weiß, dass der Druck der Verstappens, auch seines Vaters, auf Red Bull sehr groß sein wird", sagte Ex-Weltmeister Damon Hill bei "motorsport.com". "Er wird die Karte ausspielen und sagen: "Ich bin eure Zukunft. Die ganze Möglichkeit baut sich um mich herum auf", und er wird sie ausnutzen. Checo weiß, womit er es zu tun hat, aber er wird sich nicht kampflos geschlagen geben. Es könnte recht interessant werden." Die kühle Ignoranz, mit der Verstappens Vater Jos Sieger Pérez nach dem Rennen im Parc fermé bedachte, spricht Bände.

Perez siegt vor Verstappen: Red Bull führt Konkurrenz vor

v Die Formel 1 im Würgegriff der Weltmeister: Aufholjäger Max Verstappen und sein Red-Bull-Team haben schon im zweiten Saisonrennen ihre geradezu brutale Überlegenheit zur Schau gestellt und einen souveränen Doppelerfolg beim Großen Preis von Saudi-Arabien gefeiert. Den Sieg musste Verstappen seinem Teamkollegen Sergio Perez überlassen, er selbst raste aber fast mühelos von Startplatz 15 auf Rang zwei.

Sky-Experte Timo Glock ist sich sicher, dass die schnellste Runde von Verstappen intern wieder zu Diskussionen führen wird. "Pérez wird sich auf kein Thema einlassen, bei dem er zukünftig Verstappen unterstützen muss. Da bin ich mir sicher, weil der Mexikaner seine Chance sieht, mit Verstappen um den Titel zu kämpfen", so Glock in seiner Kolumne . Das werde zu einem Kampf zwischen den beiden führen, so Glock: "Da können wir uns darauf einstellen, dass es Reibereien geben wird. Denn Pérez hat gezeigt, dass er stark ist und im Rennen eine sehr gute Pace hat. Verstappen ist gleichzeitig einer, der sich nichts sagen lässt und das tut, was er für richtig hält. Da kann das Team sagen, was es will."

Ein Punkt mit Wirkung

Durch den Extrapunkt für die schnellste Rennrunde hat Verstappen nun mit 44 Punkten nach dem zweiten WM-Lauf die Führung übernommen. Er hat diesen einen Zähler Vorsprung auf Pérez. Eine Kleinigkeit, keine Frage, aber eine, die in ihrer Entstehung tief blicken lässt. Und die ihre Wirkung nicht verfehlt hat.

Verwendte Quellen:

  • motorsport.com: Damon Hill exklusiv Verstappen Druck auf Red Bull wird sehr groß sein.
  • sport.sky.de: Formel 1 Kolumne Timo Glock zum gp von Saudi Arabien, Reiberein bei Red Bull.
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