Sergio Perez bekommt bei Red Bull Racing ganz offensichtlich die Kurve nicht mehr. Zuletzt in Japan erlebte der Mexikaner einen neuerlichen Tiefpunkt. Womit sich immer dringlicher die Frage stellt: Erlebt er die Saison 2024 in der Formel 1 als Fahrer von Red Bull Racing?

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Die Durchhalteparolen sind nicht mehr zu überhören. Es ist nachvollziehbar, dass sich Red-Bull-Teamchef Christian Horner vor Sergio Perez stellt, doch der Mexikaner befindet sich in dieser Saison de facto in einer Dauerkrise. Mit dem unrühmlichen Tiefpunkt in Japan, wo es sogar richtig peinlich wurde.

"Es war nicht sein Tag, aber beim nächsten Rennen kommt er schon wieder zurück. Er gehört auch zum Erfolg dazu und spielt eine große Rolle", sagte Horner. Ja, es war tatsächlich nicht der Tag des Mexikaners. Mal wieder. Doch klar ist auch, dass es eigentlich noch schlimmer ist: Denn es ist nicht die Saison des 33-Jährigen.

In seinem mittlerweile dritten Jahr bei Red Bull Racing kassiert er die dritte Klatsche gegen seinen Teamkollegen Max Verstappen. Diesmal wird er bei aktuell 177 Punkten Rückstand auf den Niederländer vom zweimaligen Champion regelrecht demontiert. Und dies im gleichen Auto, mit denselben technischen Voraussetzungen. Ein Debakel. Ein deutliches, manchmal wie zuletzt in Japan auch ein peinliches. Mit unerklärlichen Fehlern und Aussetzern, die selbst Experten ratlos zurücklassen.

Pleiten, Pech und Pannen

In Suzuka erlaubte er sich zwei Kollisionen, beschädigte zwei Frontflügel und überholte unerlaubt während einer Safety-Car-Phase. Einen Gegner räumte er auch noch ab. Zwei Fünf-Sekunden-Strafen kassierte Perez, wobei er die zweite zunächst nicht mehr absaß, weil Red Bull ihn in die Box beorderte.

25 Runden später stieg er jedoch wieder ins Auto, drehte eine Runde, saß die Strafe doch noch ab und stieg wieder aus. Der Hintergrund: Hätte er die Strafe nicht in Japan abgesessen, wäre er beim nächsten Rennwochenende in Katar in der Startaufstellung zurückversetzt worden. Nachvollziehbar also, für Perez trotzdem die Höchststrafe.

"Sergio Perez ist nach dem guten Saisonstart extrem abgefallen", schrieb Sky-Experte Timo Glock in seiner Kolumne. "Er hat nicht im Ansatz mehr eine Chance gegen Verstappen und Stück für Stück wurden ihm mehr seine Grenzen aufgezeigt, weshalb er mental ziemlich am Boden sein dürfte. Die Fehler, die Perez macht, sind mit seiner Erfahrung zum Teil aber auch einfach nicht nachvollziehbar und bringen ihn in eine schwierige Ausgangsposition."

Sein Vertrag läuft zwar noch bis Ende 2024, und darauf verweisen die Verantwortlichen um Motorsportberater Helmut Marko im Moment auch unermüdlich. Doch bei Red Bull gilt seit jeher das nackte Leistungsprinzip. Nyck de Vries wurde bei AlphaTauri während der laufenden Saison vor die Tür gesetzt, und auch sonst fackelt der Rennstall nicht lange, wenn die Performance nicht passt.

Bleibt man sich treu, kommt man zu dem Schluss, dass Perez seine Chancen hatte – und nicht genutzt hat. Findet der Rennstall einen geeigneten Ersatz, dürfte es bereits für die kommende Saison eng werden. Denn trotz der Dominanz kann man sich auf Dauer so eine deutliche Diskrepanz zwischen den beiden Fahrern nicht leisten.

Verstappen kann nicht alles alleine richten

Der Rennstall hat zwar den Konstrukteurs-Titel bereits in Japan geholt, und Verstappen ist so dominant, dass der Niederländer (400 Punkte) die Konkurrenz von Mercedes (305), Ferrari (285), Aston Martin (221) und McLaren (172) auch ganz alleine in Schach hält.

Doch Fakt ist auch, dass die Leistungen der Konkurrenten schwanken. Aktuell ist zum Beispiel McLaren leistungstechnisch die Nummer zwei. Kann ein Rennstall das Niveau über eine Saison halten, wird es in Sachen Konstrukteurs-Titel mit einem inkonstanten Perez deutlich schwieriger.

Es gibt Alternativen

Nun ist es nicht so, als gäbe es keine Alternativen. Die hat Red Bull sogar in den eigenen Reihen. Bei AlphaTauri sind in Yuki Tsunoda, Daniel Ricciardo und Liam Lawson drei Piloten in Lauerstellung, "die übernehmen könnten, sofern Perez auch im nächsten Jahr keinen guten Job macht, womit er bei einer Vertragsverlängerung wohl keinen guten Stand hätte", so Glock.

Im nächsten Jahr? Für Ex-Formel-1-Fahrer Ralf Schumacher hat sich das Thema schon jetzt erledigt. "Das Schlimmste", sagte er: "Alle, die drum herumstehen, arbeiten sich den Arsch ab, stellen ihm ein super Auto hin und er fährt so viel langsamer als Max Verstappen und macht dann auch noch so dumme Fehler. In meinen Augen fährt er nächstes Jahr nicht mehr bei Red Bull." Da helfen dann auch die Durchhalteparolen nicht mehr.

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