• Lewis Hamilton liefert in Brasilien eine grandiose Aufholjagd ab. Im Titelkampf hat er drei Rennen vor Ende nur noch 14 Punkte Rückstand auf Max Verstappen.
  • Auf der Strecke kämpfen die beiden Rivalen mit dem Messer zwischen den Zähnen, während Red Bull Racing und Mercedes schwere Geschütze auffahren.
  • Red Bull erwägt einen Protest gegen den Mercedes-Heckflügel, Mercedes wiederum beendet jegliche Diplomatie und kündigt Konsequenzen an.

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Toto Wolff war nicht mehr zu bremsen. Beim Mercedes-Teamchef mussten die Emotionen raus. Die Wut, der Ärger, auch vermischt mit der unbändigen Freude über den kaum für möglich gehaltenen Sieg von Lewis Hamilton im 19. Saisonrennen der Formel 1 in Brasilien.

Wolff war im Kampfmodus. Die Stimme bebte zwischendurch vor Empörung über das, was in Summe am viertletzten Rennwochenende passiert war. Denn vieles davon war zunächst gegen Mercedes gelaufen. "Keine Frage: Es wird gegen uns geschossen", sagte Wolff bei Sky: "Das ganze Wochenende wurden uns Sachen an den Kopf geworfen, aber am Ende haben wir gewonnen."

Er kündigte an, dass man in den nächsten Tagen alles aufarbeiten werde, denn das könne man nicht auf sich sitzen lassen: "Da werden Entscheidungen getroffen, die nicht nachvollziehbar sind. Es hilft ja jetzt auch nicht, schmutzige Wäsche zu waschen. Das machen wir dann direkt. Irgendwo gibt es eine Grenze."

Komplette Klaviatur der Politik

In Sao Paulo wurde die komplette Klaviatur der Politik hinter den Kulissen gespielt, für die die Motorsport-Königsklasse berühmt-berüchtigt ist. Neben der nicht zu vermeidenden Strafe für Mercedes für den Motorenwechsel bei Hamilton kam die Disqualifikation im Qualifying dazu, wegen eines illegalen Heckflügels, der angeblich beim Automobil-Weltverband FIA vom Rivalen Red Bull verpetzt wurde.

Mercedes wiederum prangerte Verstappen an, der nach dem Qualifying eben jenen Heckflügel kurz angefasst hatte. Für die Aktion muss der Niederländer 50.000 Euro zahlen.

Mit dieser Aktion lässt Hamilton die Herzen dreier Kinder höher schlagen

Lewis Hamilton hat drei Schulkindern die Überraschung ihres Lebens beschert. Die Kinder absolvierten eine Führung durch das Mercedes-Werk im englischen Brackley, als sie auf einen mysteriösen Ingenieur trafen. Hinter der ausgefeilten Maske verbarg sich niemand anderes als der Formel-1-Star selbst.

Der Hintergrund: Den aus Red-Bull-Sicht ein bisschen zu flexiblen Heckflügel hat das Team von Verstappen sowieso seit Wochen auf dem Kieker, erwägt einen Protest, hat dafür nur noch nicht genug Fakten zusammen. Die "Bullen" haben nach Brasilien aber noch ein ganz anderes Problem: den neuen Hamilton-Motor.

Denn leider verleiht der Hamilton Flügel. "So einen Motor haben wir in den letzten Jahren nicht gesehen von Mercedes, soweit ich mich erinnern kann", sagte Red Bulls Motorsportberater Helmut Marko bei Sky: "Mercedes ist da ein Meisterwerk gelungen, so eine Rakete noch in dieser entscheidenden Phase herbeizuzaubern. Da sitzen wir momentan und rätseln."

Hamilton-Motor verleiht Flügel

Denn: Die Folge der Quali-Disqualifikation war Startplatz 20 (!) für Hamilton im Sprint Qualifying. Da flog der Brite aber innerhalb von nur 24 Runden auf Platz fünf, was in Kombination mit der Motorenstrafe Startplatz zehn im Grand Prix nach sich zog. Und erneut war der siebenmalige Champion im Flugmodus, ließ sich auch nicht von einem Fast-Crash mit Verstappen aufhalten, als der in Runde 48 beinhart dagegenhielt und beide von der Strecke abkamen.

"Wenn das so weitergeht, schaut es für die WM nicht mehr gut aus", unkt Marko nach der Leistungsexplosion des Silberpfeil-Aggregats. 25 Strafplätze hatte Hamilton insgesamt – er hat sie förmlich aufgefressen.

Die Freude bei Hamilton, den viele nach der Klatsche zuletzt in Mexiko schon abgeschrieben hatten, war groß. "Eigentlich lief alles gegen uns, aber das zeigt den Leuten, dass man nie aufgeben sollte", sagte Hamilton nach seinem insgesamt 101. Grand-Prix-Sieg. "Vor dem Wochenende hätte ich nicht gedacht, dass wir die Lücke so schließen können, wie wir es getan haben, aber ich bin einfach drangeblieben“, so der 36-Jährige.

Ende der Diplomatie im Formel-1-Titelkampf

Das harte Verstappen-Manöver war für Hamilton kein Thema mehr ("Ich habe das Ergebnis geholt, das ich brauchte"), dafür aber für Wolff, der sich dann auch über die Rennleitung echauffierte, die nicht einmal eine Untersuchung einleitete.

"Es so unter den Teppich zu wischen, ist eigentlich peinlich für die Rennleitung", sagte Wolff. Und wiederholte: "Keine Frage: Es wird gegen uns geschossen. Wenn man das ganze Wochenende Schläge einstecken muss und dann so eine Situation noch obendrauf hast, dann verlierst du den Glauben."

Und dann folgte noch eine Kampfansage. "Ich war immer sehr diplomatisch, aber die Diplomatie endet hier und heute." Bei aller Mercedes-Wut: Hamilton konnte den Rückstand auf Verstappen auf 14 Punkte verkürzen. Drei Rennen stehen noch an. Klar ist: Es wird emotional bleiben. Und politisch.

Verwendete Quellen:

  • Sky: TV-Übertragung
  • Pressekonferenzen
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